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SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren

SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren

Titel: SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren
Autoren: Larry Brent
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blieben.
    »Sei mir nicht böse. Aber ich glaube, der Abend heute war wirklich
lange genug«, fuhr Dorothee Valec fort. »Du hast's morgen gut, du kannst
ausschlafen. Aber wenn ich daran denke, daß bei mir um sechs der Wecker
klingelt, dann wird mir jetzt schon schlecht... « Sie seufzte. »Wir haben uns
ganz schön ausgesprochen. So lange wollte ich ursprünglich nicht bleiben .«
    Peggy Limon begleitete die Freundin nach
draußen. Die Luft war kühl und feucht. Leichter Nieselregen fiel.
    »Und so was nennt sich Sommer«, stöhnte Dorothee Valec.
    Ihr Minicooper stand vor dem Haus. Die Besucherin hauchte der
Gastgeberin einen Kuß auf die Wange und lief dann eilig zu dem Kleinwagen.
    Dorothee Valec winkte der Freundin zu und startete. Peggy Limon
blickte dem Wagen nach, bis er um die Straßenecke verschwunden war und kehrte
dann in das einsame, stille Haus zurück.
    Der Schlüssel knackte im Schloß. Dann erlosch das Licht über dem
Eingang, und das Haus lag im Dunkeln. Dorothee Valec erreichte in diesem
Augenblick die erste Straßenkreuzung.
    Nach Bristol ging es links ab. Die junge Frau am Steuer betätigte
schon den Blinker, als ihr Gesichtsausdruck sich plötzlich veränderte.
    Sie wirkte unschlüssig, wie in Trance - und tat etwas vollkommen
Widersinniges.
    Sie wollte gar nicht nach Hause! Was sollte sie da? Einen Moment
zögerte sie noch, als brauchte dieser Gedanke eine gewisse Zeit, um ihre
Entscheidung zu beeinflussen. Sie setzte den Blinker nach rechts, und fuhr
genau in die entgegengesetzte Richtung.
    Wie eine Puppe saß sie hinter dem Steuer.
    Dorothee Valec fuhr mechanisch und nahm den schwachen Verkehr auf
der nächtlichen Straße nur beiläufig wahr.
    Hätte Peggy Limon ihre Freundin jetzt sehen können, wäre sie aufs
äußerste erschrocken.
    Dorothee schien überhaupt nicht mehr zu wissen, was sie tat.
    Wie hypnotisiert starrte sie durch die Windschutzscheibe, die
immer wieder beschlug.
    Hinter dem Dunstbeschlag zeigte sich das Gesicht eines alten,
grausam blickenden Mannes, der seine Augen unablässig auf sie gerichtet hielt.
    Dorothee zermarterte sich das Gehirn. Wo nur hatte sie dieses
Gesicht schon mal gesehen?
    Sie erschrak nicht. Es wurde ihr überhaupt nicht bewußt, daß hier
etwas geschah und alles andere als natürlich war.
    Wie eine Spukerscheinung füllte der durchscheinende Kopf des Alten
das Blickfeld vor ihr. Dennoch konnte sie die Straße sehen, die als feuchtes,
schwarzes Band hinter den durchsichtigen Gespensterkopf verlief.
    Zu beiden Seiten standen alte Bäume, die die Allee säumten.
    Dorothee Valec nahm sie wahr wie unwirkliche Schemen hinter dem
dichter werdenden Regen.
    »Du wirst zu mir kommen... du wirst jenen Ort aufsuchen, wo wir
uns zum ersten Mal gesehen haben«, sagte da die Stimme des Alten.
    Seltsam nur, daß sich in dem runzeligen, rätselhaft verschlossenen
Gesicht die Lippen nicht bewegten.
    Das große Antlitz mit dem weißen Bart und der kräftigen, geraden
Nase blieb unverändert. Nur die Augen schienen zu leben.
    Sie vernahm die Stimme in ihrem Bewußtsein.
    »Du erinnerst dich doch, nicht wahr ?«
    Ohne daß es der jungen Frau bewußt wurde, nickte sie. »Ja«,
murmelte sie mit schwacher, tonloser Stimme. Sie mußte unwillkürlich an das
große Landhaus im Gebiet des Devon-Moores denken. In einem parkähnlichen Garten
lag das Gut des letzten Henkers Ihrer Majestät, Sir Anthony Frederic.
    Auch er war schon lange tot. Von Zeit zu Zeit entschlossen sich
die Nachlaßverwalter jedoch dazu, das Haus zur Besichtigung freizugeben.
    In den letzten Jahren seines Lebens hatte Frederic wie ein
Einsiedler - völlig zurückgezogen von den Menschen - gelebt. Erst nach seinem
Tod war bekannt geworden, daß er in der Nähe des berühmt-berüchtigte
Gefängnisses von Dartmoor sein Domizil aufgeschlagen hatte, um seine Memoiren
zu schreiben. ..
    »Ich erwarte dich«, fuhr die Stimme fort. Sie klang sehr schwach,
als käme sie aus weiter Ferne zu der Frau am Steuer.
    Aus dem - Jenseits? Eine Botschaft aus dem Reich der Toten?
    Merkwürdigerweise kam Dorothee Valec ein solcher Gedanke nicht mal
im Ansatz.
    » ... am gleichen Ort, an dem du mich zum ersten Mal gesehen
hast... »
    Die Stimme verwehte wie ein Hauch.
    Unwillkürlich umklammerte Dorothee Valec das Lenkrad fester. Weiß
traten ihre Knöchel hervor.
    Die junge Stenotypistin beschleunigte auf der kerzengerade, nach
Südwesten führenden Straße.
    Ihr Ziel lag einige hundert Meilen von ihrem Heimatort
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