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SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren

SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren

Titel: SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren
Autoren: Larry Brent
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entfernt...
    Er wußte nichts von ihr - und sie nichts von ihm. Und doch
kreuzten sich auf geheimnisvolle Weise in dieser Nacht ihre Wege.
    Charles Turnup war Kellner in einer kleinen Gaststätte, die direkt
am Straßenrand lag und von vielen Durchreisenden besucht wurde.
    Da wurde es immer spät, heute war es ganz besonders spät geworden.
Ein Bus mit einer Gesellschaft war nicht rechtzeitig eingetroffen. Wegen einer
Panne hatte der Fahrer die verabredete Zeit versaut.
    Alle Essen waren vorbereitet gewesen, wurden zum Aufwärmen in die
Küche geschickt und dann neu serviert.
    Charles Turnup war der letzte, der seine Abrechnung noch tätigte.
    Im Lokal waren sämtliche Stühle hochgestellt. Der Geruch von
kaltem Fett, Alkohol und Rauch lag in der Luft.
    Turnup rauchte gierig eine Zigarette. Der Mann war nervös.
    Etwas mit der Abrechnung stimmte heute nicht. Turnup mußte
zornerfüllt feststellen, daß er sich um zehn Pfund zu seinen Ungunsten
verrechnet hatte. Er hatte jemand zuviel herausgegeben. Fluchend ersetzte er
aus der eigenen Tasche den fehlenden Betrag.
    Der dunkelhaarige Mann mit dem Lippenbart gähnte herzhaft und
zündete sich eine weitere Zigarette an, kaum daß er die Kippe der vorigen im
Ascher ausgedrückt hatte.
    Der Wirt tauchte an der Tür zum Hinterraum auf: »Alles okay,
Charly ?« fragte der dicke Mann mit seiner dröhnenden
Stimme. Über dem weitläufigen Bauch sprangen die Hemdenknöpfe auf.
    »Wie man's nimmt. Ich hab' mal wieder für die Firma gearbeitet,
verdammter Mist!«
    »Du solltest besser aufpassen«, mußte er sich sagen lassen.
»Wenn's hoch hergeht, dann heißt's erst recht die Gedanken zusammennehmen«,
entgegnete der Inhaber der Wirtschaft. »Du machst alles fertig hier ?« »Natürlich«, nickte der Gefragte.
    Unter 'Fertigmachen' verstand der Wirt Lichter ausschalten und
nochmal nachsehen, ob auch alle Fenster und Türen geschlossen waren.
    »Ich rauche nur noch die Zigarette zu Ende und dann begebe ich
mich auf Matratzenhorchdienst .«
    Ohne aufzustehen, warf er dem Wirt auf der Schwelle zur Hintertür
die Geldtasche mit der Abrechnung zu.
    Der dicke Mann reagierte trotz seiner Leibesfülle erstaunlich
wendig. Er beugte sich nach vorn, streckte blitzschnell seine Rechte aus und
griff die Geldtasche im Flug.
    »Hat sich gelohnt heute«, murmelte er, das Behältnis mit dem Geld
in der Hand wiegend. »So einen Bus könnten wir hier in der Gegend jeden Tag
gebrauchen ...«
    »Davor aber muß ich erst meinen Urlaub antreten«, konnte sich
Charles Turnup die Bemerkung nicht versagen. »Wenn ich jeden Tag so tief in die
Tasche greifen muß ...«
    »Wieviel waren's denn ?« unterbrach der
Wirt ihn.
    »Genau zehn Pfund ... «
    »Vergiß sie«, winkte der Dicke ab. »Ich werde sie bei der Nachrechnung
berücksichtigen. Wenn sich das Geschäft heute gelohnt hat, dann sollst du auch
was davon haben .« »Danke, Andrew«, sagte Turnup. Man
hörte seiner Stimme die Erleichterung an.
    »Meine Großzügigkeit wird mich nochmal ruinieren, ich weiß. Aber
das nächste Mal wird besser aufgepaßt, ist das klar ?«
    »Ehrensache, Andrew.«
    »Na, dann gute Nacht!« Der dicke Wirt tippte sich an die Stirn und
verschwand in dem dunklen Raum. Die Tür schnappte ins Schloß.
    Einige Minuten saß Charles Turnup noch allein im Gastraum und
sinnierte vor sich hin.
    Da sah er das Gesicht vor sich.
    »Komm«, sagte eine Stimme in ihm. »Ich brauche dich. Die Zeit ist
reif... «
    Es war die Stimme von Sir Anthony Frederic, des letzten Henkers
Ihrer Majestät.
    Für Turnup gab es kein Zögern. Es schien, als würde etwas in ihm
anklingen, das nur noch auf diesen auslösenden Faktor gewartet hatte.
    Er erhob sich und ging zur Tür. Von innen steckte noch der
Schlüssel.
    Die brennende Zigarette Turnups lag halb geraucht auf dem Ascher
und glomm Millimeter für Millimeter weiter. Der Kellner schloß die Tür auf.
Regentropfen wehten ihm ins Gesicht. Er trat auf die nächtliche Straße, auf der
es weit und breit kein Auto mehr gab ...
    Doch - aus der Ferne näherten sich langsam die verschwommenen
Umrisse zweier Scheinwerfer.
    Charles Turnup zog die Tür ins Schloß und warf beiläufig einen
Blick über die Hausfassade. Alle Fenster waren dunkel. Auch die Bezeichnung des
Gasthauses war in der Finsternis nicht mehr auszumachen. Die klobigen
Holzbuchstaben, die halbkreisförmig einen hölzernen Mann überbrückten, bildeten
die Worte The Old Man'. Das Fahrzeug kam näher.
    Charles Turnup entfernte sich von der
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