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Sex und Folter in der Kirche

Sex und Folter in der Kirche

Titel: Sex und Folter in der Kirche
Autoren: Horst Herrmann
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Religionswissenschaftler Robert Kehl
    stellt fest, daß bis vor etwa zehn Jahren der Religion kaum eine Bedeutung als einer schlimmste Konflikte auslösenden politischen Kraft zugeschrieben wurde. Das Dogma der Berufspolitiker und
    der meisten Meinungsmacher in den westlichen Medien lautete:
    Hinter einem Krieg und/oder einer Revolution können nur handfeste politische und wirtschaftliche Interessen stehen. Doch die Ereignisse der letzten Zeit belehrten uns eines Besseren. Manche Menschen beginnen zu realisieren, daß religiöse Überzeugung und weltanschauliche Verbissenheit als Kriegsauslöser nicht weniger wichtig sind als andere Faktoren.13
    Gegenwart 1993: Angriffe auf Leib und Leben, Folter und Mord, zum Beispiel in Nordirland, in Bosnien, im Iran, in den von Israel besetzten Gebieten. Sie werden als politisch (nationalistisch) motiviert bezeichnet, weisen jedoch eine religiöse Komponente auf. Der Außenminister Irlands, Dick Spring, unterstrich dies soeben aus-10
    drücklich für den Nordirlandkonflikt,14 und der frühere Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, bestätigte die These zumindest indirekt, als er im Zusammenhang mit der Lage im früheren Jugoslawien von einem radikalen Nationalismus sprach, der in die Nähe eines Religionskrieges führe.15
    Meldungen 1994: Serbische Theologen sehen ihr Land als von
    Gott erwählt, sprechen von heiliger serbischer Erde. Der Breslauer Bischof Jeremiasz stellt fest, daß in Polen Katholiken und Orthodoxe, also Christen, sich noch immer gegenseitig als Mörder und Banditen verteufeln.16
    Zur Erinnerung die jüngere Vergangenheit: Der Schriftsteller
    C. Malaparte schildert, wie ein Gegenstand seine Aufmerksamkeit erregte, den er beim Besuch des Kroatenführers Ante Pavelic in dessen Büro vorgefunden hatte. Dieser hob auf die Nachfrage
    Malapartes »den Deckel des Behältnisses und zeigte mir diese Mee-resfrüchte, diese Masse von gallertartigen schillernden Austern und sagte mit einem Lächeln, seinem guten Lächeln: Das ist ein Geschenk meiner treuen Freunde, zwanzig Kilo menschlicher Au-
    gen!«17
    Pavelic war bekennender Christ und Faschist. Der Diktator ist schuldig an Folter und Mord, die die Seinen zwischen 1941 und 1943
    beim katholischen Feldzug gegen die serbisch-orthodoxe Kir-
    che verübten.18 In diesem Zeitraum wurden zirka dreihundert orthodoxe (also christliche!) Kirchen ausgeraubt, zu Warenhäusern, Ställen, öffentlichen Toiletten gemacht. Hinzu kamen die gnaden-lose Zwangsmissionierung von 240000 Serben, die von ortho-
    doxen Christen zu katholischen Christen befördert wurden, und die Hinschlachtung von etwa einer dreiviertel Million Andersgläubiger, oft nach grauenvollsten Foltern. Ihnen wurden Nasen, Ohren abgeschnitten, die Augen ausgestochen (zwanzig Kilo für den
    Chef!), die Haut wurde abgezogen. Kinder, Frauen, Greise sind lebendig verbrannt, lebendig gevierteilt, lebendig in Stücke geschnitten, lebendig gekreuzigt, lebendig begraben worden.
    Die Kirche war eng mit den Mörderbanden verbunden. Ein Teil
    ihres Klerus war aktiv bei den Massakern tätig. Priester bekannten, es sei »die Zeit gekommen für den Revolver und das Gewehr«, es sei auch »keine Sünde mehr, ein siebenjähriges Kind zu töten, wenn es gegen die Gesetzgebung verstößt«. Ein katholischer Erzbischof erkannte die Hand Gottes in diesem Werk, dankte seinem Klerus, 11
    rechtfertigte wörtlich auch die gegen die Juden angewandten Methoden.
    Und so wurde der orthodoxe Metropolit in Zagreb, wo dieser
    Erzbischof und der päpstliche Nuntius residierten, so lange gefoltert, bis er wahnsinnig wurde. Der Metropolit von Sarajewo wurde erwürgt. Ein einundachtzigjähriger Bischof, der nur orthodoxen, aber nicht katholischen Glaubens war, bekam die Füße wie ein
    Pferd beschlagen. Dann zwang man ihn, so lange zu gehen, bis er ohnmächtig zusammenbrach. Daraufhin entzündeten die Peiniger
    auf seiner Brust ein Feuer, stachen ihm die Augen aus, schnitten ihm Ohren und Nase ab, erstachen ihn. Doch welcher Katholik erfuhr von solchen Märtyrern, von den Opfern seiner eigenen Kirche? Wer wurde informiert über den blutigen Hintergrund, den seine Konfession für den gegenwärtigen Krieg abgibt? Alles schon vertuscht, verschwiegen, vergessen?
    Pavelic, von dessen Grausamkeit sich selbst Hitler distanzieren mußte, entkam nach dem Zusammenbruch seines Gottesreiches.
    Papst Pius XII. aber, besser informiert als jeder andere, hatte diesen Bekenner eines »Kroatien Gottes und Marias«
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