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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition)
Autoren: Tim Parks
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musst diese Gedanken töten, bevor sie dich töten. Töten töten töten. Das Dasgupta-Institut ist ein sehr guter Ort, um Gedanken zu töten. Das hatte ich verstanden. Mir war sofort klar, wie froh ich sein konnte, hierhergekommen zu sein. Sonst wäre ich gestorben. Aber die Zeit ist vorbei. Verblasst. Heute Morgen bin ich nur im Bett geblieben, um über meinen gestrigen Fund nachzudenken. Ich wollte genüsslich über etwas Neues nachdenken, das geschehen war, zum ersten Mal seit Monaten. Der gestrige Fund hat mich zum Schreiben verleitet. Ich muss vorsichtig sein.
    In einem der Männerzimmer habe ich ein Tagebuch gefunden. Während die Meditierenden meditieren, machen die Helfer sauber. Die männlichen Helfer putzen bei den Männern, die weiblichen bei den Frauen. Die Toiletten täglich, die Duschen und Waschbecken jeden zweiten Tag. Klopapier, Papierhandtücher, Tampons und Binden müssen nachgelegt, Handseife und Bio-Waschmittel zum Waschen von Strümpfen und Unterwäsche aufgefüllt, die Haare aus den Abflüssen geklaubt werden. Es gibt immer noch Leute, die ihre Tampons ins Klo werfen. Das alles macht mir nichts aus, so vergeht der Tag. Es ist seltsam, wieleicht man vom Meditieren zum Fußbodenwischen übergehen kann, als wäre es genau das Gleiche. Aber heute war das Desinfektionsmittel alle. Obwohl ich das natürlich nicht darf, ging ich rüber auf die Männerseite. Ich mache meine Arbeit nicht gern nur halb, und die Meditierenden waren ja alle in der Halle. Ralph und Rob jäteten gerade das Unkraut auf dem Weg. »Im Schrank hinten im Flur«, sagten sie. »Schlaftrakt A.«
    Ich holte das Desinfektionsmittel, und dann, auf dem Rückweg, stieß ich eine der Türen im Flur auf, um mir anzuschauen, wie die Zimmer der Männer aussahen. Wieso mache ich solche Sachen? Jemand hätte da sein können, um allein zu meditieren, und dann hätte ich ihn mit meiner weiblichen Gestalt brüskiert. Oder um zu masturbieren! Bei Männern kann man nie wissen. Oder vielmehr, man weiß es nur allzu gut. Mrs. Harper würde einen Herzschlag kriegen.
    Es war ein Einzelzimmer, also für jemand Älteren oder Behinderten bestimmt, oder für jemanden, der irgendwie wichtig ist. Ich hatte natürlich noch nie ein Einzelzimmer. Ein Koffer lag offen auf dem Bett, und er war voll mit roten Schulheften, was gegen die Regeln verstößt. Stifte waren auch dabei, ein halbes Dutzend Kugelschreiber. Ich nahm eins der Hefte in die Hand. Allein der Anblick der Handschrift war aufregend. Sie war groß und sehr schräg, so als blase ein starker Wind über die Seiten, unter dem sich die Spitzen der Buchstaben bogen und zum Rand des Blattes neigten. Ich las ein paar Worte und wusste sofort, dass der Typ in ernsthaften Schwierigkeiten steckte.
Da du offenbar unfähig bist, zu bestimmen, wer du bist, kannst du ebenso gut nichts werden.
Solches Zeug.
Da du alle zerstört hast, mit denen du je zu tun hattest, bist du es ihnen da nicht schuldig, jetzt dich selber zu zerstören?
Nein, es war besser formuliert. Ich kann mich an den genauen Wortlaut nicht erinnern. Oder hochtrabender. Aufjeden Fall ein Oldie, dachte ich. Aber vielleicht auch nicht. Was weiß ich schon? Vielleicht ein behinderter Wichtigtuer oder ein Streber. Ein Heft war erst halb vollgeschrieben und die letzten Seiten trugen das Datum von dieser Woche. Dort stand etwas über das Ankommen im Dasgupta-Institut und wie ihm zu spät klar geworden war, dass er nicht mehr zu dem Schließfach zurückkonnte, in dem er sein Handy gelassen hatte.
Zehn volle Tage ohne Handy.
Ich lächelte, weil es mir beim ersten Mal genauso gegangen war. Es geht allen so. Das ist einer ihrer Tricks.
Warum schreibe ich so, als wäre das hier für jemand anderen bestimmt?
hatte er geschrieben. Ich fand diese Worte seltsam erregend.
    Ich nahm eins der Hefte mit auf die Frauenseite. Ziemlich unklug. Als die anderen heute Morgen in der Halle waren, las ich es. Ich meine, ich blätterte es durch. Die Handschrift ist furchtbar, und so sehr interessiert es mich nun auch wieder nicht. Dann, während der nächsten Stunde der Festen Entschlossenheit, als die Luft rein war, brachte ich es zusammen mit dem Desinfektionsmittel zurück, ehe ich eilig in die Halle ging. Zur Stunde der Festen Entschlossenheit müssen alle gehen, sowohl die Meditierenden als auch die Helfer. Es war unklug, denn nachdem ich es gelesen hatte, konnte ich mich nicht mehr aufs Meditieren konzentrieren. Plötzlich waren alle alten Gedanken und Erinnerungen
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