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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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zweite Frau für Gerd sein. Sie muss den beiden beim Sex zugucken. Sie könnte sogar eine Sklavin spielen, die von Mareike und Gerd dominiert wird. Die Idee entwickelt sich für Mareike vielleicht sogar als luststeigernd, weil sie auf Anne nicht eifersüchtig sein muss.
    Generell ist aber wichtig bei einem sadomasochistischen Spiel: Vereinbaren Sie ein Wort, das der im Spiel untergebene Partner aussprechen muss, wenn er wirklich genug hat. Das Stoppwort darf aber nicht STOPP lauten, weil das Bitten und Flehen ja zum Spiel gehört. Es sollte ein ganz anderes Wort sein, wie Himbeermarmelade oder Sommergewitter. Solche Spiele sind eine Variante der Erotik, vor der niemand Angst haben muss, wenn sie auf freiwilliger Basis geschieht.
    Was bedeutet »sich verlieben«, und wie entstehen sexuelle Fantasien?
    Die Beziehung zwischen Mareike und Gerd lässt sich auch wissenschaftlich analysieren. Schauen wir uns die drei wichtigsten Stationen noch einmal im Schnelldurchgang an.
    1. Mareike befand sich am Tag des Kennenlernens in einer emotional aufgewühlten Situation (sie hat den gewünschten Job nicht bekommen), dann traf sie Gerd und fing Feuer.
    2. Beim zweiten Treffen durchlebte sie Höhen und Tiefen. Sie bezweifelte immer wieder, ob sie ihm trauen kann, wurde dann aber wieder positiv bestätigt. Nach dieser »Berg- und Talfahrt« sagte sie ihm, dass sie ihn liebe.
    3. Während der Beziehung versuchte sie, auch einmal ihre sexuellen Vorstellungen auszuleben, das heißt, auch einmal dominant zu sein. Von dem Moment an ging es mit dem Sex bergab.
    Hier spielen zwei verschiedene Komponenten ineinander. Das eine ist der Mechanismus des Sichverliebens und das andere der Mechanismus von sexuellen Fantasien. Diese beiden Faktoren funktionieren völlig unterschiedlich und gehen auf verschiedene Ursachen zurück.
    Starke Emotionen auf einer wackeligen Brücke
    Wenn zwei Menschen sich verlieben, gehen dem oft starke Emotionen voraus, die nichts mit der anderen Person zu tun haben. Hierzu gibt es Experimente, so zum Beispiel das klassische Brückenexperiment von Donald Dutton und Arthur Aron aus dem Jahr 1974. Die Wissenschaftler stellten eine junge, hübsche Studentin auf eine schwankende Fußgängerbrücke. Jeden Mann, der die Brücke alleine überquerte, sprach die Studentin an. Sie stellte sich als Gloria vor und bat den Passanten um Hilfe für eine Forschungsarbeit: Er sollte sich jetzt und sofort eine Geschichte zu einem Bild ausdenken, das Gloria ihm zeigte. Anschließend gab es noch ein kurzes Interview, in dem sich jeder Passant zu seinen Gefühlen auf der Brücke äußern sollte. Und schließlich gab Gloria ihm ihre private Telefonnummer, mit der beiläufigen Bemerkung, sich zu melden, wenn noch Fragen bezüglich der Studie beständen.
    Für den zweiten Teil des Experiments wurde dieselbe Studentin auf einer breiten und stabilen Brücke platziert. Wieder sprach sie allein daherkommende Männer an, nur mit dem Unterschied, dass sie sich diesmal als Donna vorstellte. Der Rest des Experiments verlief identisch.
    Ausgewertet wurde nun die Anzahl der Anrufe, die Gloria (auf der wackligen Brücke) und Donna (auf der stabilen Brücke) erhielten. Bei Gloria riefen neun Männer an (von den 18, die sich die Telefonnummer eingesteckt hatten). Bei Donna waren es nur zwei (von 16 Männern, die ihre Nummer mitgenommen hatten). Gloria ging also eindeutig als Siegerin hervor. Alle Männer auf der wackligen Brücke gaben im Interview an, dass sie die Situation als Angst erregend empfunden hatten. Alle Männer auf der festen Brücke hingegen sagten, sie hätten sich sicher gefühlt.
    Nun hatten auffälligerweise deutlich mehr Männer nach einer gefährlichen Situation angerufen als nach einer ungefährlichen. Die Autoren schlossen daraus, dass die Männer offenbar ihre Angst auf der wackligen Brücke als Lust oder Verliebtheit interpretiert hatten. Dies bezeichnet man als »irrige Ursachenzuschreibung« (oder Fehlattribution). Dafür sprach auch, dass die zu dem Foto assoziierten Geschichten im Fall Gloria deutlich stärker sexuell geprägt waren als im Fall Donna.
    Zur Kontrolle wurde übrigens auch noch ein männlicher Student auf die beiden Brücken gestellt. Bei ihm war jeweils nur ein Drittel aller Männer dazu bereit, seine Telefonnummer überhaupt anzunehmen, und davon riefen auch nur zwei Männer (wacklige Brücke) beziehungsweise ein Mann (stabile Brücke) anschließend an. Daraus lässt sich schließen, dass das Interesse der
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