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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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alten Tempeln?«, plapperte ich einfach drauflos und deutete auf den Artikel. Normalerweise spreche ich Leute nicht einfach an, so aufdringlich bin ich nicht. Aber über die Grabungen wusste ich wirklich etwas zu sagen, und so kamen wir ins Gespräch.
    Beim Haareschneiden ließen wir den Kontakt nicht abreißen. Immer wieder gegenseitige Blicke über den Spiegel. Irgendetwas war da zwischen uns. Und nicht nur das Interesse an alten Tempeln. »Ich hab noch ein Stündchen Zeit. Trinken wir etwas zusammen?«, fragte er anschließend und deutete auf den Gasthof nebenan. Ich konnte ihn zum ersten Mal genau anschauen. Er war schlank, hatte volles, aber leicht ergrautes Haar und ein Gesicht, das immer in Bewegung war. Sein Lachen kam von tief unten, und es klang herzlich.
    Wir saßen an einem kleinen Bistrotisch bei einem Glas Wein. Er hieß Gerd, war Ingenieur und arbeitete in der Nähe. An diesem Tag hatte er früher Schluss gemacht. Seine Augen, die mir schon im Spiegel aufgefallen waren, schauten mich immer klar und direkt an. Ich war einfach hin und weg. »Die nächste Reise ist schon geplant«, erklärte er, »wir fahren morgen für drei Wochen zu den Grabungen in die Osttürkei. Die Ruinen von Göbekli Tepe, die du in Karlsruhe als Nachbau gesehen hast, besuchen wir auch.« – »Wen er wohl meint, wenn er ›wir‹ sagt?«, durchzuckte es mich. – »Ich fahr mit einem befreundeten Pärchen«, erklärte er mir. Ich war erleichtert. Da merkte ich, dass ich mich verliebt hatte.
    Dann mussten wir aufbrechen. »Lass uns die Telefonnummern austauschen, ich zeig dir meine Reisefotos, wenn du willst«, schlug er zum Abschied vor. Und wie ich das wollte. Ich wollte es sogar so sehr, dass ich schon wieder etwas Ungewöhnliches tat. Wir standen sehr nah beieinander. Da gab ich ihm einen Kuss. Einfach so. Auf die Lippen. Also keinen Zungenkuss oder so, aber trotzdem. Ich konnte gar nicht anders. Er drückte mich an sich, und das war ein ganz besonderer Moment. Richtig innig. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass jemand Unsichtbares hier die Fäden zog und wir beide gar nicht anders konnten, als in vollem Tempo aufeinander zuzulaufen.
    Er gab die Anweisungen, ich befolgte sie
    Trotzdem war ich überrascht, als er mich kurz darauf zu Hause anrief. Seine Stimme klang ein bisschen atemlos und hatte einen anderen Klang. Ich stand ja selbst in Flammen, vielleicht klang meine Stimme deshalb auch einladend. Und was soll ich sagen, wir machten doch tatsächlich Telefonsex miteinander. Ich musste gar nichts weiter tun für unser Gespräch. Er gab die Anweisungen, ich befolgte sie.
    Ich hatte schon einmal eine Wochenendbeziehung, da haben wir immer mal wieder Telefonsex gemacht. Deswegen war die Situation für mich nicht so ungewöhnlich. Ich kann nicht sagen, dass ich schon bei diesem Gespräch dachte, wir hätten unterschiedliche Vorlieben. Ich wusste nur, dass dieser Mann etwas ganz Besonderes an sich hatte. Aus der Türkei rief er mich regelmäßig an. Trotzdem waren die drei Wochen lang. Ich malte mir ein schönes, romantisches Wiedersehen aus, bei dem wir gemeinsam ausgehen, Wein trinken, uns dann endlich richtig küssen und wahrscheinlich auch miteinander ins Bett gehen würden. Aber sein Vorschlag lautete etwas anders: Ich sollte zu ihm nach Hause kommen. Er werde mir die Augen verbinden und mich fesseln, kündigte er an. Und dann mit mir schlafen.
    »Wieso fesseln?«, wollte ich wissen. – »Du wirst sehen, es wird dir gefallen. Ich tu nichts, was dir nicht gefällt, das ist versprochen.« Ich war für einen Moment ratlos. Da platzte dieser Mann in mein Leben, riss sämtliche Türen ein, und jetzt sollte ich mich fesseln lassen? Konnte ich ihm überhaupt vertrauen? Ich kannte ihn doch gar nicht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Aber ich sagte zu.
    Ich gab einer Freundin Gerds Adresse und Telefonnummer und versprach ihr, mich bis Mitternacht zu melden. Wenn nicht, sollte sie die Polizei rufen. Als ich zu ihm ging, war ich sehr aufgeregt und unglaublich scharf. Ich würde Sex mit einem Mann haben, den ich nicht kannte und den ich nicht einmal sehen würde!
    Gerd empfing mich im Treppenhaus und legte mir eine Augenbinde um. Ich konnte nicht mehr den kleinsten Lichtstrahl sehen. Dafür arbeitete meine Fantasie umso lebhafter. In seiner Wohnung sollte ich mich nach vorne über eine Art Bock neigen. Es roch nach Leder. Was war das? Womöglich ein spezielles Fesselgerät? Ich war erregt und neugierig. Gerd drückte meinen
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