Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
Vom Netzwerk:
Experiments auf den Menschen. Sie geht davon aus, dass schon Babys und Kinder sexuelle Empfindungen haben. Wenn nun die Eltern mit dem Kind kuscheln, es streicheln oder füttern, können sich beim Kind – ohne dass es beabsichtigt wurde – erste sexuelle Regungen einstellen. Nun wird das Kind die Reize, die zufällig in der Umgebung vorhanden waren (zum Beispiel Musik, ein Geruch oder ein bestimmtes Material), unbewusst als (Mit-)Auslöser seiner Empfindungen speichern. Dies beschreibt sehr konkret die US-amerikanische Sexualtherapeutin Helen Singer Kaplan.
    Auch die »härteren« sexuellen Vorlieben scheinen auf diese Weise zu entstehen. Hier könnte es sich um eine »Erotisierung von Kindheitsschmerz« handeln: Singer Kaplan jedenfalls hat festgestellt, dass bei den über 7000 Sexualtherapien, die sie im Laufe von 20 Jahren durchgeführt hat, nicht eine einzige Person mit sadistischen oder masochistischen sexuellen Fantasien, Begierden oder Verhaltensverweisen dabei war, die nicht als Kind einer bedeutsamen Grausamkeit ausgesetzt gewesen wäre. Möglicherweise lassen sich über die Sexualität Tragödien der Kindheit nachträglich in sexuelle Triumphe umwandeln, wie es der Forscher John Money beschreibt: Als Kind ist man der Grausamkeit, die einem zugefügt wird, hilflos ausgesetzt. Im Erwachsenenalter werden die Erlebnisse re-inszeniert, aber jetzt hat man selbst die Zügel in der Hand. Egal ob man dann später die dominierende oder die Untergebenenrolle im sexuellen Spiel einnimmt, es ist nun eine freiwillige Angelegenheit, die man jederzeit beenden kann. Vermutlich sind Gerds Rollenspiele in Mareikes Geschichte auf eine solche Konditionierung in der Kindheit zurückzuführen.
    Viele Menschen empfinden sexuelle Fantasien als belebend. Frauen entwickeln sie offenbar sogar häufiger als Männer, obwohl sie selten darüber sprechen. Dies hat die US-amerikanische Autorin Nancy Friday bei ihren Recherchen herausbekommen. Viele Frauen brauchen anscheinend diese Fantasien, um zum Orgasmus zu kommen. Sie träumen dabei von völlig anderen Situationen als Männer: Sie selbst stehen – rücksichtslos und ungehemmt – im Mittelpunkt ihrer Wünsche.
    Sie sehen: Beim Verlieben spielt die gegenwärtige Lebenssituation eine entscheidende Rolle. Bei der Ausprägung von Fantasien und Verhaltensweisen sind kindliche Erlebnisse unbewusst im Spiel. Hier hat die Evolution leider noch kein Schema entdeckt, um uns davor zu schützen, uns in die falsche Person zu verlieben. Das würde uns sicher viel Kummer ersparen. Und so hilft es nur, in einer Beziehung auch über sexuelle Angelegenheiten zu sprechen. Das hätte möglicherweise auch Mareikes Verbindung mit Gerd gutgetan.
    Der heiße Tipp
Wie Sie Ihrem Partner eine unbekannte Seite eröffnen
    Wir reden über alles, nur nicht über das, was uns wirklich im Innersten betrifft. Sexualität gehört zu den Tabuthemen, denn hierüber zu sprechen, bedeutet auch, seine Gefühle und Ängste, seine Scham oder Verletzungen mitzuteilen. Doch wie die Geschichte oben zeigt, ist es wichtig, zu sagen, was zu sagen ist. Und das lernen Sie so:
    Legen Sie gemeinsam einen Wochentag und eine Uhrzeit fest, zu der Sie sich beide 20 Minuten Zeit füreinander nehmen. Jeder von Ihnen hat zehn Minuten Redezeit. Sie beginnen abwechselnd. Wenn das erste Mal Partner A das Wort zuerst ergreift, dann tut dies beim zweiten Mal Partner B. Partner A spricht nun über das, was ihn bedrückt, was er loswerden möchte, was ihm auf der Seele liegt. Partner B unterbricht ihn nicht, sondern schweigt, aber hört mit großer Aufmerksamkeit zu. Er bemüht sich, seinen Geist und seine Gefühlsantennen zu öffnen, damit er begreift, was der andere mitteilen möchte. Nach zehn Minuten wird getauscht. Partner B kann nun auf das soeben Gehörte eingehen, aber er kann auch selbst sagen, was ihm auf der Seele liegt. Wenn Sie diese Übung von Anfang an machen, dann bilden sich gar nicht erst große Missverständnisse heraus. Denn Sie trainieren von Anfang an, über sich selbst zu sprechen. Wählen Sie einen neutralen Ort, etwa den Küchentisch. Das Bett ist tabu für solche Gespräche, es sollte anderen Tätigkeiten vorbehalten bleiben.
    Wenn Sie auf diese Weise miteinander gesprochen haben, dann nehmen Sie sich anschließend in den Arm. Berühren Sie sich aber nicht so, wie sich zwei gute Freundinnen begrüßen, mit einem Bussi auf die Wange, Becken und Oberkörper weit voneinander entfernt. Umarmen Sie sich intim wie zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher