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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen
Autoren: Sabine Werz
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Rang erhöht und über die männliche Linie vererbt.
    Ein Mitglied dieser seltenen Spezies kann seine Abstammung etwa direkt auf Ahnen wie Kaiser Karl den Großen zurückführen. Aber auch wer einem uralten städtischen Patriziergeschlecht entstammt, ist altadelig. Europäische Familien, die nach der Mitte des 14. Jahrhunderts per Adelsdiplom nobilitiert wurden, haben ihren Adel zwar mit Brief und Siegel, aber in den Augen des Uradels erst seit gestern.
    Weiterhin gibt es Klassenunterschiede zwischen erblichem und nichterblichem Adel (heute zum Beispiel für Popstars von Sir Elton John bis Sir Paul McCartney), dem Schwertadel (Ritter und andere Militärhandwerker der Krone), dem Kanzleiadel (meist Titel für Sekretäre von Königen und Kaisern), dem Landadel (an Grundbesitz gebunden) und kirchlichem Adel (von Rom abgesegnet). Wer das genau auseinanderhalten möchte, dem ist ein lebenslanges Forscherhobby garantiert. Wichtig zu wissen: Könige fühlen erhaben über alle Adelstitel, nur andere gekrönte Häupter erkennen sie als ihresgleichen an. Weshalb ein König von Tonga sich als Monarch vollkommen gleichberechtigt mit einer Königin von England fühlt und vice versa.
    Anrede: Sollten Sie je in die unwahrscheinliche Situation kommen, einen Plausch mit hochkarätigen Blaublütern führen zu müssen und zu wollen, so redet man sie an:
    • Kaiser und Könige: Eure Majestät. Da wir in Deutschland beides nicht mehr haben, hier die englische Übersetzung für den nächsten Queen-Besuch: Your Majesty . Einmal einstreuen reicht, ansonsten genügt höfliches Lauschen und sofortiges Verstummen, wenn Ihre Majestät geruhen, den Austausch zu beenden. Sollten Sie in Holland auf Königin Beatrix treffen, empfiehlt sich ein freundliches Majesteit ; allerdings hat schon deren Mutter Juliana auf diese Anrede keinen Wert mehr gelegt.
    • Erzherzog: Kaiserliche und Königliche Hoheit. Früher musste man zusätzlich den Zungenbrecher Durchlauchtigste trainieren. Für eine Teestunde mit Prinz Charles sollte man sich die Anrede Your Royal Highness merken und öfter ein Sir an seine Antworten hängen. Der Titel Königliche Hoheit ist weit wichtiger als das simple Wort Prinzessin. Lady Diana Spencer – ehemals Her Royal Highness the Princess of Wales weinte eine Weile lang auch darum bittere Tränen, weil man ihr bei der Scheidung die Königliche Hoheit strich. Das ganze war ein Rausschmiss erster Klasse aus der direkten Königsfamilie.
    • Großherzog: Auch hier heißt es korrekt Königliche Hoheit. Früher setzte man noch ein Allerdurchlauchtigste davor.
    • Herzog (ohne Regierungsfunktion oder unmittelbare Verbindung zur Königsfamilie): Hoheit. Mit dieser Anrede lag und liegt man auch bei Land-, Mark- und Pfalzgrafen oder Fürsten richtig. Aber – wie gesagt – von Staats wegen hat in den Bundesrepubliken Deutschland und Österreich kein Mensch mehr ein Anrecht auf diese Anreden. Vom einfachen Grafen an abwärts gibt es noch so hübsche Anreden wie Erlaucht, Hochgeboren oder Hochwohlgeboren. Sehr schöne adlige Titel der niederen Ränge sind Freiherr, Junker, Ritter und Edler. Erst recht in weiblicher Form, also Edle, Freifrau und – bitte keine groben Scherze – Junkfrau.
    Insgesamt gilt: Je höher und anerkannter der Rang des Gesprächspartners ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er über Patzer bei Titel oder Anrede höflichst hinweggehen wird.
    Adlige Anstandsregeln & Höflichkeit: Wie das Wort höflich besagt, wird gutes Benehmen auf das höfische Verhalten und adlige Etikette zurückgeführt. Warum vornehme Manieren Königen und alten Rittersleut erst im späten Mittelalter durch Benimmbücher und »Tischzuchten« eingebleut wurden, erklärt der Soziologe Norbert Elias in den Standardwerken: »Über den Prozess der Zivilisation« (1939) und »Die höfische Gesellschaft«. Eine äußerst unterhaltsame Wissenschaft.
    Das Benutzen von Taschentüchern oder die aus Italien importierte Gabel etwa kamen durch mittelalterliche Fernhändler in Mode. Die eher zünftig tafelnden und rotzenden Ritter und Burgherren sträubten sich dagegen, solches Teufelszeug – die Gabel erinnerte an die Forke des Gehörnten – zu benutzen. Clevere Höflinge erkannten in guten Manieren hingegen ein prima Mittel, um sich vom Pöbel abzugrenzen. Die Hofsitten wurden in der Folge extrem verfeinert, das Tischgeschirr immer luxuriöser, das Zeremoniell und die Etikette eine Art adlige Geheimwissenschaft. So distanzierte man sich auch von dem in
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