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Sepp und das Millionending

Sepp und das Millionending

Titel: Sepp und das Millionending
Autoren: Helmut Höfling
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Fotos eines, das diesem geheimnisvollen Fremden ähnlich sieht. Morgen früh habe ich die Unterlagen in meinem Büro. Deshalb bitte ich dich, morgen um 10 Uhr einmal beim Kommissariat vorbeizukommen und dir mit mir alle Fotos in Ruhe durchzusehen — falls der Herr Direktor es erlaubt, daß du deswegen die Schule schwänzt.“
    „In so einem Fall bedarf das gar keiner Frage“, erklärte der Schuldirektor lächelnd.
    Kein Wunder, daß der dicke Willem in der Nacht von Verbrecherjagden träumte, von wilden Schießereien, Prügeleien und Verhaftungen, und es versteht sich von selbst, daß er dabei der Held des Tages und der Schrecken der Unterwelt war.

    Es wunderte auch niemanden, den Wolf aller Wölfe bereits um halb zehn im Polizeipräsidium zu finden statt erst um zehn. Bedauerlich war nur das Ergebnis der Fahndung anhand der Fotos: Der dicke Willem gab sich zwar alle Mühe, den Dieb ausfindig zu machen — vergebens!
    Der Mann mit dem dunkelgrauen Regenmantel, der dunklen Hornbrille und dem dunklen Haar, dieser Mann also, den der dicke Willem im Museum gesehen hatte — nein, dieser Mann war nicht in der Verbrecherkartei aufzuspüren!

Wilderer am Werk

    Die Pressemeldung am nächsten Morgen in den Zeitungen enttäuschte die Jungen. Neben dem großen, dreispaltigen Foto von Dürers „Ritter, Tod und Teufel“ wirkte der knappe Text darunter dürftig:

    DÜRER-STICH GESTOHLEN
    Am Donnerstagmittag gelang es einem Dieb, während der Öffnungszeit aus einem Kölner Museum das dort gegenwärtig ausgestellte, besonders wertvolle Exemplar von Dürers weltberühmtem Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ gegen eine Fälschung auszutauschen und mit dem Original unbemerkt zu entkommen. Das Blatt gehörte mit anderen Werken von Albrecht Dürer zu einer einzigartigen Wanderausstellung, die seit drei Wochen in Köln gezeigt wird. Es ist eines der hervorragendsten Zeugnisse deutscher Kunst des 16. Jahrhunderts. Über den genauen Vorgang des Diebstahls und über den mutmaßlichen Täter schweigt sich die Kriminalpolizei noch aus. Wie wir jedoch erfahren konnten, hat Kommissar Beiz mit einem Sonderstab von Fachleuten bereits eine vielversprechende Spur aufgenommen.
    „Das gefällt mir gar nicht!“ knurrte der dicke Willem, als er auf dem Schulhof den Wölfen diese Meldung vorlas. „Von uns steht kein Wort drin. Dabei sind sie durch uns überhaupt erst dahintergekommen.“
    „Die wollten sich eben nicht blamieren — die Polizei und die Museumsleitung“, sagte Flöhchen.
    „Klar wie Kloßbrühe!“
    Und Männe meinte: „Wer weiß, wie lange die Fälschung noch da gehangen hätte und von aller Welt als Original bestaunt worden wäre.“
    Sepp war dagegen anderer Ansicht als seine Kameraden. „Ich glaube, wir sind absichtlich nicht erwähnt worden — sozusagen aus taktischen Gründen.“
    „Und warum denkst du das, Sepp?“ fragte der dicke Willem.
    „Es ist noch lange nicht bewiesen, daß wir tatsächlich den Dieb gesehen haben. Stellt euch vor, der Mann, den wir verdächtigen, ist ein völlig harmloser Besucher, dann würde sich der richtige Dieb erst recht sicher fühlen. Denn er könnte ja dann annehmen, die Polizei verfolge eine falsche Fährte.“
    „Hm“, meinte Flöhchen nachdenklich, „das leuchtet ein.“
    „Die Zeitungsmeldung dagegen läßt absichtlich vieles offen, um den Täter bange zu machen.“
    „Damit er vielleicht einen entscheidenden Fehler macht; meinst du das, Sepp?“
    „Ja.“ Sepp nickte Flöhchen zu. „Deshalb ist darin auch von einer vielversprechenden Spur die Rede. Wieweit die Polizei wirklich etwas weiß, das ahnt der Dieb natürlich nicht.“
    „In dem Fall sind wir klüger“, behauptete Männe großspurig.
    „Klar wie Kloßbrühe!“ fiel der dicke Willem ein.
    „Obwohl Willem unseren Mann auch nicht in der Verbrecherkartei wiedererkannt hat.“
    Diese Worte von Sepp machten Willem stutzig.
    „Was willst du damit sagen?“ brummte er.
    „Nichts anderes, als daß wir auch kaum mehr wis-sen.
    Der dicke Willem schnaubte und knüllte enttäuscht die Zeitung zusammen.
    „Da rennt man sein Leben lang hinter einem Abenteuer her, und wenn man glaubt, endlich eins gewittert zu haben — dann ist es Essig damit!“

    In den folgenden drei Wochen geschah nichts Neues im Fall Dürer. Ein paarmal noch kamen die vier Freunde darauf zu sprechen, aber ihre Unterhaltung drehte sich stets im Kreis und versiegte schon bald durch ein Ereignis, das alles andere in den Schatten stellte: die
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