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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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bei Ihnen?«
    Der junge Mann nickte. »Ja, seit gestern.« Ein Lächeln flog über sein Gesicht, als er die Blumen sah. »Sind die Rosen für sie?«
    »Ja, ich will sie besuchen. Ich bin –«, Peter beschloß, zu einer Lüge zu greifen, »der Vater.«
    »Der Vater? Wie schön, wenn ein Vater seiner Tochter Rosen schenkt!«
    »Kann ich zu ihr?«
    »Leider nicht.« Der Blick des Empfangschefs ging zu dem Schlüsselbord. »Die beiden sind ausgegangen.«
    »Die beiden?« Peter Sartorius spürte einen Kloß im Hals.
    »Ja, ihr Freund hat morgen eine Vernissage, wie er mir erzählte.«
    »Eine Vernissage – wo?« Sartorius' Stimme klang so heiser, daß der Hotelinhaber ihn kaum verstand.
    »Wo die Vernissage ist?« wiederholte er. »Irgendwo im Montparnasse. Ich wundere mich, daß sie es Ihnen nicht gesagt hat.« Sein Blick ruhte mißtrauisch auf den Blumen.
    »Ich habe meine Tochter lange nicht gesehen«, fiel Peter Sartorius als Ausrede ein. »Deswegen bin ich nach Paris gekommen.«
    »Dann wird sie sich aber freuen! Wollen Sie hier vielleicht auf sie warten? Lange kann es ja nicht mehr dauern, bis sie zurückkommen.«
    Peter überlegte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich werde lieber morgen zur Ausstellungseröffnung kommen. Sagen Sie Ihr bitte nichts, daß ich hier war. Es soll eine Überraschung für sie sein.« Er ging zur Tür, blieb aber dann stehen und kam zurück. »Ich habe noch kein Zimmer in Paris. Haben Sie vielleicht etwas frei?«
    Der junge Mann schaute zum Schlüsselbord. »Ein winziges Kämmerchen ist noch frei – ganz unterm Dach. Es hat allerdings keine Dusche.«
    »Das macht nichts. Für eine Nacht geht es schon. Kann ich es haben?«
    »Selbstverständlich!« Der junge Mann schob Peter Sartorius einen Meldezettel hin. »Wenn Sie sich hier eintragen wollen?«
    Peter griff nach einem Kugelschreiber. Er überlegte, ob er nicht lieber einen falschen Namen hinschreiben sollte, aber es bestand die Gefahr, daß der Hotelier seinen Paß sehen wollte.
    Er setzte seinen Namen auf das Anmeldeformular und füllte die entsprechenden Spalten aus. »Bitte –«, wiederholte er, »sagen Sie keinem etwas davon, daß ich hier bin. Sonst verderben Sie mir alles!«
    Der Hotelier nahm den Meldeschein entgegen. Er überflog ihn, aber seine Miene zeigte keine Verwunderung, als er den Zettel in sein Fach legte. Er reichte Peter Sartorius einen Schlüssel. »Ganz bis unters Dach, und dann links. Die erste Tür ist es.«
    »Und wo –«, Peter Sartorius mußte sich räuspern, um seine Stimme frei zu machen, »wohnt meine Tochter?«
    »Auch im obersten Stockwerk, am äußersten Ende des Ganges.«
    Peter Sartorius hatte die Tür seiner Kammer angelehnt gelassen, um zu hören, wenn Bärbel zurückkäme. Es war weit nach Mitternacht, als er ihre Stimme im Treppenflur hörte. Sie schien sehr fröhlich zu sein. Jedenfalls konnte man es dem Lachen entnehmen, das immer wieder ihre Worte begleitete.
    Vor seiner Tür blieben die beiden einen Augenblick stehen, Peter hatte das Gefühl, daß sie sich umarmten und küßten. Am liebsten hätte er die Tür aufgestoßen, aber er wollte noch mehr erfahren.
    Wut stieg in ihm auf, mischte sich mit Eifersucht. Er ballte die Fäuste, er mußte an sich halten, um nicht hinauszustürmen und sie zur Rede zu stellen. Hätte er einen Revolver gehabt, er hätte sicherlich auf sie geschossen.
    Die Schritte gingen weiter, verhielten. Peter Sartorius öffnete die Tür und schaute um die Ecke. Er sah beide in dem Zimmer verschwinden, das am Ende des Korridors lag.
    Schwer atmend blieb er auf dem Flur stehen. Er wußte nicht, was er tun, wie er sich verhalten sollte. Langsam ging er über den Korridor und blieb vor der fraglichen Tür stehen. Er hörte ein Kichern, hörte eine Stimme etwas flüstern, was er nicht verstand. Ein Bett quietschte. Das Licht, das durch die Ritzen der Tür auf den Flur gefallen war, erlosch. Es war so still, daß Peter das Gefühl hatte, sein Atem müsse drinnen gehört werden, so laut klang es ihm.
    Wieder ertönte ein Kichern, ein Lachen. Das reizte seine Wut so sehr, daß er die Türklinke ergriff und sie herunterdrückte. Aber die Tür war von innen verriegelt.
    »Wer ist da?« ertönte eine männliche Stimme.
    »Machen Sie auf!« Peters Stimme klang so heiser, daß sie mit Sicherheit niemand erkannt hätte. Ein Flüstern ertönte innen. Dann quietschten die Federn eines Bettes. Schritte tappten über den Flur. Der Lichtschein fiel wieder durch die Ritze am
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