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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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mit Kartoffelsalat.« Der Ober riß ihn aus seiner Überlegung heraus.
    »Ich möchte gleich zahlen.« Sartorius griff in die Tasche, holte sein Geld heraus und legte die Summe, die der Bon anzeigte, auf den Tisch. Er verzehrte sein Essen und schaute auf die Uhr. Er hatte noch etwas Zeit, aber er hielt es nicht mehr in dem Lokal aus.
    So stand er auf, ging zum Ausgang, suchte auf dem Fahrplan nach dem Bahnsteig, auf dem der Pariser Zug einfahren würde. Er stieg die Treppen empor und setzte sich auf eine Bank. Seine Gedanken wanderten nach Paris. Er stellte sich die Freude vor, die Bärbel haben würde, wenn sie ihn sah. Er hoffte nur, daß ihr die dunkle Brille nichts ausmachen würde. Vielleicht sollte er ihr offen sagen, weshalb er sich hatte operieren lassen. Sie war eine vernünftige Frau. Und er war sicher, sie würde ihn verstehen, daß er sich für sie hatte operieren lassen. Schließlich sollte sie einen Ehemann haben, der nicht um soviel älter aussah als sie.
    »Auf dem Bahnsteig zehn fährt der Intercity ›Parzival‹ von Köln nach Paris«, ertönte die Lautsprecherstimme auf dem Bahnsteig. »Bitte Vorsicht bei der Einfahrt!«
    Langsam glitten die Wagen in den Bahnhof. Peter Sartorius stieg ein. Er setzte sich in eines der leeren Abteile und lehnte sich in die Polster zurück. Mit einem Male überkam ihn eine grenzenlose Müdigkeit. Es war zuviel an Aufregung für ihn gewesen. Es schien, als ob die Reste sämtlicher Beruhigungs- und Schlaftabletten, die sich noch im Körper befanden, auf einmal wieder ins Blut drängten. Er versuchte, seine Augen aufzuhalten, aber es gelang ihm nicht. Er schlief ein.
    Der Schaffner mußte ihn rütteln, um ihn wach zu bekommen. »Ihren Fahrausweis bitte!«
    Peter Sartorius mußte sich erst besinnen, wo er war. »Meine Fahrkarte«, er griff in die Tasche, holte sie hervor und reichte sie dem Beamten. »Entschuldigen Sie. Ich bin etwas müde.«
    »Schlafen Sie nur.« Der Beamte reichte ihm die entwertete Fahrkarte zurück. »Eine gute Reise!«

12
    »Hier ist es!« Axel Schneider blieb vor dem Haus in der Rue Falguière stehen. Er zeigte auf ein Schild neben dem Hauseingang. Paris Art Center las er vor. »Hier werde ich ausstellen. Die Galerie ist hinten auf dem Hof. Komm –«, er drückte auf einen Knopf, der die Tür öffnete, und durchschritt mit Bärbel den langen Hausflur. Er deutete auf einen Eingang im gegenüberliegenden Gebäude. »Da müssen wir hinein. Du wirst sehen –«, er blieb stehen und schaute an dem Gebäude empor, »wie wunderbar die Räume sind.«
    Die beiden betraten die Galerie. Ein älterer Herr kam ihnen entgegen. Axel begrüßte ihn herzlich. »Das ist der Galerist«, stellte er vor. »Monsieur Couralet. Und das ist Bärbel Linke. Sie will mir helfen, die Bilder aufzuhängen.«
    Bärbel trat in die Mitte des Raumes und schaute sich um. Es war ein sehr großer Raum. Eine Treppe führte zu einer Empore hoch. Der Galerist trat zu ihr und deutete nach oben. »Da können wir auch Bilder hängen. Ihre Gemälde stehen drüben in der Ecke.« Er deutete auf einen Haufen gerahmter Bilder, die an der Wand lehnten. »Sie brauchen sie nur aufzuhängen.«
    »Eine ziemliche Arbeit wird das«, stöhnte Axel und legte seinen Arm um Bärbel. »Ich bin so froh, daß du mir hilfst. Allein hätte ich Ewigkeiten gebraucht.«
    »Es wird auch höchste Zeit!« Der Galerist hob mahnend den Finger. »Morgen ist die Vernissage. Sie haben nur noch vierundzwanzig Stunden Zeit«, fügte er hinzu.
    Axel ging auf die Bilder zu, nahm das erste, drehte es so um, daß Bärbel es sehen konnte. »Sie sind alle so groß, daß wenige Bilder genügen, um die Wände zu füllen. Die kleinen hängen wir nach oben auf die Galerie. Da sind die Wände nicht so groß.«
    Bärbel betrachtete das Bild und nickte. »Du hast recht. Wenn ich in eine Ausstellung gehe, falle ich immer zuerst auf die großen Gemälde herein. Bei den kleinen muß man dicht an die Wand herangehen. Das ist bei einer Ausstellung oft zu mühsam. Also gut – fangen wir an?«
    »Wir fangen an!« Axel zog sein Jackett aus, hängte es über einen Stuhl und stellte das erste Bild an die Wand. »Ich denke, wir stellen die Bilder zunächst erst alle auf den Boden. Dann sehen wir am besten, in welcher Reihenfolge wir sie hängen werden. Ich habe da schon eine kleine Vorauswahl getroffen. Du mußt mir nur sagen, ob es dir gefällt, oder ob du etwas ändern würdest – und warum.«
    Während er sprach, nahm er ein Bild nach
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