Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
Vom Netzwerk:
Wagen steht eine Querstraße weiter. Gehen Sie einfach ein paar Schritte vor mir.«
    »Sie sollten meinen nehmen«, sagte Parker. »Er steht anderthalb Blocks von hier.«
    »Lassen Sie ihn stehen, Sie können ihn ja später holen«, sagte der Typ. »Wir nehmen meinen.«
    »Sie sollten wirklich meinen nehmen«, beharrte Parker. Er wusste, dass der Typ an die Schrotflinte in dem Pickup dachte und sie bei sich haben wollte, aber Parker dachte an die siebenundsechzigtausend Dollar im Fensterschacht des Lexus.
    Der Typ sah ihn gereizt an. »Was ist Ihr Problem? Denken Sie, Ihr Wagen ist bequemer, weil Sie gefesselt sind? Das ist mir egal. Wir nehmen meinen Wagen.«
    »Mir geht’s um folgendes«, erklärte Parker: »Wenn wir da hinfahren und die sehen mein Auto, werden sie nicht auf uns schießen.«
    Der Typ sah ihn stirnrunzelnd an und überlegte, ob er die Wahrheit sagte.
    »Wir haben letzte Nacht eine größere Sache durchgezogen, und die Nerven liegen blank. Wir haben den Mann umgelegt,dem die Hütte gehört hat, wir kennen die Art Leute, mit denen er Umgang hatte. Wenn irgendein fremder Wagen auftaucht, werden sie kurzen Prozess machen.«
    »Also ich weiß nicht«, sagte der Typ.
    »Wenn Sie was aus Ihrem Wagen brauchen, können Sie es ja holen und in mein Auto legen.« Er musste darauf achten, dass er nur von einem »Wagen« sprach und nicht von dem »Pickup«, weil der Typ ihn kein einziges Mal »Pickup« genannt hatte und nicht wissen durfte, dass Parker ihn schon gesehen hatte.
    Trotzdem war der Typ aus den verschiedensten Gründen misstrauisch und nervös. »Was meinen Sie damit, dass ich etwas aus meinem Wagen brauche?«
    »Was weiß ich, einen Koffer, irgendwas«, erklärte Parker. »Sie haben ja nichts bei sich.«
    »Was ist das für ein Auto?«
    »Ein Lexus. Er steht anderthalb Blocks von hier. Die Schlüssel habe ich in meiner rechten Seitentasche.«
    »Schlüssel.« Auch das war dem Typ zuwider, denn er musste nahe genug an Parker herangehen, um an die Schlüssel zu kommen.
    Parker wusste, dass sie beide wussten, welche Möglichkeiten er in so einem Augenblick hatte: ein Überraschungsangriff, ein Tritt, den Mann zu Boden zwingen und ihn mit den Füßen traktieren, in der Hoffnung, später an die Schlüssel für die Handschellen zu kommen. Aber Parker würde es nicht auf diese Weise versuchen, zu groß war die Gefahr, dass der 38er losging, und niemand konnte wissen, wohin die Kugel fliegen würde.
    Er konnte nur warten. Beruhigende Worte würden den anderen nicht beruhigen, sondern ihm nur noch mehr Angst einjagen. Parker stand geduldig da, und der Typ dachte nach.Dann sagte er: »Gesicht zur Wand. Stirn an die Wand. Nicht bewegen.« Ein Polizist, ohne Zweifel.
    Wieder berührte der kühle Revolverlauf seinen Nacken. Die Hand wühlte sich in seine Tasche wie ein kleines Tier und zog sich wieder zurück, und dann zog sich auch der Revolverlauf zurück.
    »Okay.«
    »Parker drehte sich um, und der Typ stand jetzt in der Mitte des Wohnzimmers. Die Schlüssel für den Lexus hatte er in der linken Hand, den 38er in der rechten. »Jetzt gehen wir«, sagte er. »Ich mache die Haustür auf und trete zur Seite. Sie gehen hinaus, ich folge Ihnen. Sie bleiben vor mir und gehen zu Ihrem Auto.«
    »Anderthalb Blocks in Handschellen? Und wenn uns jemand sieht?«
    »Vielleicht hab ich Sie ja gerade verhaftet.«
    »Und wenn der Jemand ein Streifenwagen ist? Das ist eine gute Wohngegend hier, keine Kriminalität, aber viele Wähler. In solchen Vierteln fahren Polizisten gern Streife.«
    Der Typ verzog das Gesicht, als wollte er die Polizisten verteidigen, doch dann ging ihm anscheinend auf, wie dumm das gewesen wäre. Statt dessen schaute er sich um, sah die geschlossene Tür des Garderobenschranks neben der Haustür und öffnete sie. Er suchte darin herum und zog einen Regenmantel heraus. »Den werden Sie tragen«, sagte er. »Über den Schultern. Stillstehen.«
    Parker stand still. Der Typ legte ihm den Regenmantel um die Schultern und trat zurück, um den Effekt zu begutachten. »Macht sich gut«, befand er.
    Das stimmte vermutlich, obwohl der Mantel zu kurz war. »Okay«, sagte Parker. »Und jetzt?«
    »Jetzt gehen wir«, sagte der Typ und machte die Tür auf.
    Der graue Tag war immer noch grau, das Viertel immer noch fast menschenleer, die Bewohner inzwischen unterwegs zu ihren Arbeitsplätzen oder Schulen. Parker, mit dem Typ links von sich und einen Schritt hinter sich, ging die Straße entlang, überquerte die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher