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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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und –«
    »Indem ich Sie am Leben lasse.«
    Parker schüttelte den Kopf. »Sie bringen mich nicht um, weil ich im Moment keine Bedrohung für Sie bin und weil ich Ihnen tot nichts nütze. Tun Sie nicht so, als wären wir beide Idioten.«
    Der Typ lachte überrascht auf. »Ganz schön dicke Lippe für einen, der vor meiner Knarre sitzt. Meinen Sie vielleicht, ich hab noch nie wen umgebracht?«
    »Ich glaube, Sie haben noch nie wen umgebracht, wenn Sie keinen Grund dazu hatten«, sagte Parker. »Wollen Sie meinen Vorschlag hören?«
    Der Typ zuckte die Achseln. »Ich helfe Ihnen auf zwei Arten?«
    »Erstens: Bringen Sie Cathman um. Er muss sterben. In diesem verschnürten Zustand kann ich es nicht selber machen, deshalb müssen Sie es entweder selber tun oder mich losmachen.«
    »Darüber lässt sich reden«, sagte der Typ. »Und Punkt zwei?«
    »Dafür müssten Sie mich losmachen«, sagte Parker.
    »Muss ich nicht. Wofür?«
    »Ich muss hier und in seinem Büro alles durchsuchen. Ich muss wissen, was er noch alles aufgeschrieben hat, das mich in Schwulitäten bringen könnte.«
    »Das kann ich übernehmen. Sie sagen mir einfach, wonach Sie suchen.«
    »Nein.«
    Der Typ sah ihn an, wartete einen Moment und fragte dann: »Nein? Das ist alles? Nein?«
    »Das ist alles. Nein. Wollen Sie hören, wie sich das aus Ihrer Sicht darstellt?«
    »Das muss jetzt aber ein verdammt guter Vorschlag sein.«
    »Warum nicht? Wenn Sie Cathman umlegen oder es mich tun lassen und mich hier alles durchsuchen lassen, werden Sie damit zu einem Partner. Ich habe keinen Ärger mit den anderen, also werden Sie auch keinen kriegen. Wir bekommen jeder etwas über achtzig. Wenn jeder von uns zwölf abgibt, haben wir immer noch fast siebzig pro Nase, was sich immer noch sehen lässt, und Sie bekommen sechzig. Reichen Ihnen sechzig?«
    Der Typ würde natürlich überlegen, wie er alles kriegen konnte, wie er es anstellen konnte, dass er am Ende des Tages gar keine Partner hatte, aber genauso natürlich war, dass er versuchen würde, es so aussehen zu lassen, als wäre er mit einem Anteil zufrieden. Sollte er so tun, als wären ihm sechzig genug? Parker sah, dass er alles durchdachte, und schließlich grinste der Typ und sagte: »Wenn alles so gekommen wäre, wie ich’s geplant hatte, dann hätte ich jetzt alles für mich. Warum sind Sie nicht zu den Ferienhäuschen zurückgekommen?«
    »Ach, Sie waren das?« sagte Parker. »Sind Sie da zufällig ein paar Bikern begegnet?«
    Der Typ führte die Hand an sein rechtes Ohr, ließ sie dann aber wieder sinken. »Sie wissen von denen?«
    »Wir hatten einen Mann mit einem Boot«, sagte Parker, »für die Flucht vom Schiff. Er hat uns an diese Leute verraten, aber als wir dann in seinem Boot waren, hatten wir ein komisches Gefühl und haben ihn gezwungen, uns die Wahrheit zu sagen.«
    »Und wo sind Sie statt dessen hingefahren?«
    »An seine Anlegestelle. Er hat da was flussaufwärts von den Häuschen, und das sind wir hin. Er hatte da eine richtige Produktionsanlage, eine Hütte am Wasser, da zieht er Marihuana in Torfsäcken, die über dem Wasser aufgehängt sind. Das ist seine Verbindung mit den Bikern. Er baut das Zeug an, sie verarbeiten es weiter.«
    »Eine Hütte am Wasser«, sagte der Typ. »Ich hab von diesem Trick mit dem Torf gehört, das haben andere auch schon probiert. Sind da Ihre Partner, in der Hütte?«
    »Ja.«
    »Gibt’s da ein Telefon?«
    »Natürlich nicht.«
    »Und wo ist der mit dem Boot?«
    »Im Fluss.«
    Der Typ überlegte. Parker gab ihm eine Minute, fand dann aber, dass es an der Zeit war, ihn abzulenken: »Cathman ist schon eine ganze Weile weg.«
    »Was?« Der Typ schrak zusammen und rief: »Cathman!« Als keine Antwort kam, ging er zu der geschlossenen Tür und klopfte zweimal mit dem Revolvergriff dagegen. Dann riss er die Tür auf, machte einen Schritt hinein und blieb stehen.
    »Tabletten?« fragte Parker.
    Der Typ trat von der Tür zurück. »Na ja, Punkt eins Ihrer Wunschliste ist abgehakt. Oder fast. Seine Gesichtsfarbe, das Geröchel – wenn wir jetzt anrufen und der Notarzt blitzschnell hier ist, könnten sie ihn gerade noch retten. Was meinen Sie?«
    »Ich meine«, sagte Parker, »wir sollten seinen Wunsch respektieren.«

 
    ZEHN
     
    Wahrscheinlich ist er Polizist, dachte Parker. Die Art, wie er sich verhielt, manches, was er sagte, bestimmte Redewendungen. Und die Schrotflinte im Pickup, die aus den Beständen der Polizei stammte. Und dass er zufällig
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