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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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zu bleiben. Ich war überzeugt, das dieses Casinoschiff mit seinen großen Mengen an Bargeld, das so leicht zugänglich ist, Kriminelle anlocken musste, so wie Bienen vom Honigtopf angelockt werden. Und jetzt zeigt sich, dass ich recht hatte.«
    Das war es, jetzt kam er endlich zu seinem Anliegen. Mit Cathman hatte von Anfang an etwas nicht gestimmt, etwas hatte falsch geklungen, und das hing mit seiner Fixierungaufs Glücksspiel zusammen. Und jetzt kam Parker selbst in dieser Streitschrift vor, zusammen mit Marshall Howell und den anderen, allesamt gewisse Elemente der Unterwelt. Und zu welchem Zweck?
    Parker las weiter. Noch mehr Herumreiten auf dem Lieblingsthema, noch mehr Selbstbeweihräucherung. Parker überflog die Seite und las auf Seite 3 weiter, und hier stand in der Mitte:
    »Meine jüngsten Kontakte zu Berufsverbrechern haben es mir ermöglicht, ganz konkrete Hilfestellung bei der Festsetzung der in das Verbrechen verwickelten Bande und der Wiederbeschaffung des geraubten Geldes zu leisten. Als Gegenleistung für diese Unterstützung, die sonst nirgends zu bekommen wäre und die ich aus freiem Willen und kostenlos anbiete, erwarte ich angemessene Publizität für meinen Beitrag zur Aufklärung dieses Verbrechens. Publik gemacht werden muss vor allem auch mein Beweggrund dafür, mich überhaupt mit diesen Kriminellen zu befassen, nämlich meine Überzeugung, dass das Glücksspiel unweigerlich andere Verbrechen nach sich zieht. Ich brauche die Möglichkeit, diese Ansichten einer großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich bestehe darauf, dass zumindest eine große Pressekonferenz …«
    Wahnsinnig. Der Mistkerl ist wahnsinnig. Das Steckenpferd reitet ihn . Er ist so fest entschlossen zu beweisen, dass Glücksspiel zu Verbrechen führt, dass er das Verbrechen inszenieren muss. Er hat sich auf die Suche gemacht nach Menschen, die das Verbrechen für ihn begehen würden; zuerst Howell, dann Parker. Er weist sie auf das Schiff hin und steht ihnen mit Rat und Tat bei, damit er hinterher, wenn sie ihren Job erledigt haben, sagen kann: »Seht ihr, ich hatte recht. Das Glücksspiel hat zu dem Raubüberfall geführt, also legt dasCasinoschiff still. Und hört von nun an auf mich, statt mich in den Ruhestand abzuschieben, als gehörte ich schon zum alten Eisen.«
    Da konnte nichts draus werden. Hatte er sich schon so tief in seine Träume, seine Phantasien eingesponnen, dass er nicht mehr sah, dass es nicht funktionieren konnte?
    Glaubt Cathman wirklich, er kann der Polizei sagen, dass er die Details eines Raubüberfalls kennt, sie aber nicht preisgibt, außer er bekommt eine Pressekonferenz? Wenn er schweigt, ist das allein schon ein Vergehen. Er wird keine Wahl haben, sobald er dieses gottverfluchte Manifest dem schickt, dem er es schicken will – wahrscheinlich dem Gouverneur, der ein größenwahnsinniger Idiot ist –, er wird keine Wahl haben, als der Polizei alles zu sagen, was er weiß.
    Und alles, was er weiß, ist Parker.
    »– beim letzten Ton ist es sieben Uhr dreißig. Das Wetter: stark bewölkt, Temperaturen der Jahreszeit entsprechend …«
    Cathmans Radiowecker. Er lief weiter, der Sprecher redete über dieses und jenes und würde Cathman demnächst mitteilen, dass sein generalstabsmäßig vorbereiteter Raubüberfall planmäßig gelaufen war. Zeit, diesen Brief sauber abzutippen und ihn abzuschicken.
    Zusammen womit? Was konnte Cathman sonst noch anzubieten haben? Parkers Namen und seine Telefonnummer, die er irgendwo notiert hatte? Vielleicht ein Tagebuch? Wieviel von seiner eigenen Beteiligung an dem Überfall wollte er preisgeben? (Sie würden ihm innerhalb von fünf Minuten alles aus der Nase ziehen, wahrscheinlich ohne dass er es überhaupt merkte.)
    Cathman ist eine Gefahr, ein Ärgernis und ein Schwachsinniger, aber man muss mit ihm reden, wenigstens eine Zeitlang, damit die Gefahr und der Schwachsinn im vollen Umfangbekannt werden. Was haben Cathman und seine müßigen Hände sonst noch im Sinn?
    Parker faltete die vier Blätter zweimal zusammen und steckte sie in seine linke Gesäßtasche. Dann nahm er den Python vom Tisch, ging ans Ende des Flurs und blieb in der Tür zum Schlafzimmer stehen.
    Cathman lag jetzt auf dem Rücken, die im Pyjama steckenden Arme über der Bettdecke, und starrte mit immer noch gerunzelter Stirn an die Decke. Er bemerkte Parker nicht sofort, und als der Nachrichtensprecher in aufgeregtem Ton mit der Schilderung des nächtlichen Raubüberfalls begann,
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