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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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Büroklammer auf die Handfläche, eine der größeren, dickeren, und als er sich hinabbeugte, um die unterste Schublade zu öffnen, klemmte er sie sich unterhalb der Schreibtischplatte vorn an sein Hemd. Er fand auch Kugelschreiber, die ganz einfachen mit feststehender Mine. Er hielt einen hoch, um ihn dem Typ in der Tür zu zeigen, und sagte: »Ich könnte einen Kugelschreiber gebrauchen. Genehmigt?«
    Der Typ kicherte. »Um mich damit zu bewerfen?«
    »Klar.«
    »Wenn Sie ihn haben wollen, behalten Sie ihn.«
    Parker steckte den Kugelschreiber in seine Brusttasche und suchte weiter, und am Ende hatte er zwei Seiten aus dem Notizkalender für das laufende Jahr, eine mit Marshall Howells Namen und seinem eigenen darin (hinter dem Namen »Parker« stand ein Fragezeichen) und eine mit seiner Telefonnummer, die Howell weitergegeben hatte. Außerdem hatte er mit den Handflächen über alles gestrichen, was er berührt hatte. Sonst gab es nichts, was gefährlich oder nützlich hätte sein können.
    Er hielt die beiden herausgerissenen Zettel hoch und sagte: »Die will ich mitnehmen.«
    Der Typ zuckte die Achseln. Das bedeutete, dass es ihm egal war, was Parker unternahm, um sich dem Gesetz zu entziehen, weil er ohnehin so gut wie tot war. »Nur zu«, sagte er.
    »Ich bin fertig«, sagte Parker, nachdem er die zwei Zettel eingesteckt hatte.
    »Zeigen Sir mir Ihre Hände.«
    »Sicher.« Parker hielt die leeren Hände hoch, drehte sie so, dass der Typ die Handflächen und die Handrücken sehen konnte, und spreizte die Finger.
    »Okay. Jetzt weiter wie besprochen: aufstehen, umdrehen, rückwärts auf mich zukommen.«
    Parker stand auf, und im Drehen ließ er die Büroklammer in seine rechte Hand gleiten und klemmte sie zwischen Daumen und Handballen. Die Finger beider Hände waren leicht gekrümmt. Er ging rückwärts durch den Raum, wobei er den Typ verschwommen in dem Fenster rechts vor sich sah, und der Typ wich in den Flur zurück. Sehr vorsichtig.
    »Okay, da stehenbleiben.«
    Parker blieb stehen. Das kalte Metall schloss sich wieder um seine Handgelenke, und er hörte es zweimal klicken. Der Typ zog kurz an den Handschellen, um sich zu vergewissern, dass sie geschlossen waren, und sagte dann: »Okay, gehen wir.«
    »Das Schlafzimmer.«
    »Ja, ja.«
    Parker ging als erster, und im Schlafzimmer sagte er: »Ich brauche die Blätter, die Sie auf den Boden geworfen haben. Sagen Sie mir nicht, ich soll sie selbst aufheben, ja?«
    Der Typ lachte. »Ich helfe Ihnen«, sagte er. »Stellen Sie sich auf die andere Seite vom Bett.« Mit anderen Worten, so weit weg, dass er ihn nicht ins Gesicht treten konnte.
    »Okay«, sagte Parker und ging hinüber, und durch die offene Badezimmertür sah er zwischen Waschbecken und Toilette den Haufen gelb und grün gestreiften Stoffs, wie Schmutzwäsche, die auf die Zugehfrau wartet. Na ja, du hast jede Menge Ärger gemacht, Cathman, dachte Parker, aber morgen werden die Leute trotzdem wieder an den Spieltischen sitzen.
    Der Typ hob Cathmans vierseitigen Erguss auf und steckte die Blätter in seine linke Hosentasche. »Sonst noch was?« fragte er.
    »Schubladen, Kommode, Nachttisch. Alles Papier.«
    »Ich weiß, ich weiß, alles aufs Bett schmeißen. Sie bleiben dort.«
    »Klar.«
    Während der Typ Schubladen öffnete und schloss, verschob Parker die Büroklammer vorsichtig in eine sicherere Position, im Innern seiner gekrümmten Finger. Der Typ suchte gleichgültig, aber gründlich, brachte jedoch nur sehr wenig Papier zum Vorschein. Theaterkarten, ein ärztliches Rezept, ein Kreuzworträtselheft. Parker sah die auf dem Bett verstreuten Sachen an und dachte, wenigstens davon würde einiges der Polizei die Fingerabdrücke des Typs liefern, beispielsweise der glänzende Umschlag der Rätselzeitschrift. Der Typ wusste das bestimmt auch, also saß er schon zu tief in der Scheiße, um sich wegen solcher Dinge noch Sorgen zu machen. Das bedeutete, dass er eigentlich nicht sorglos war – tatsächlich ging er sogar sehr sorgfältig vor –, sondern waghalsig. Parker musste deshalb damit rechnen, dass er ziemlich reizbar und gefährlich werden würde, dass er ihn aber auch leichter verwirren und manipulieren konnte.
    »Okay«, sagte Parker. »Ich bin soweit.«

 
    ELF
     
    Das nächste Problem war das Fahrzeug. Sie waren die Treppe heruntergestiegen, und Parker hatte sich an der Wand entlanggedrückt, weil er sich bei einem Sturz nicht mit den Händen hätte abstützen können. Der Typ sagte: »Mein
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