Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
Vom Netzwerk:
erneut.
    Ein Klingeln, und es meldete sich ein Mann; seine Stimme hörte sich so an, als sei er dick, mittleren Alters und kurzatmig. »Cathman«, sagte er.
    »Nicht Mr. Howell«, sagte Parker.
    Ein heiseres Kichern. »Wohl kaum«, sagte Cathman. »Sie sind Mr. Parker, stimmt’s?«
    »Ich kenne niemand namens Cathman«, sagte Parker.
    »Wir lernen uns gewissermaßen gerade kennen«, sagte Cathman. »Tatsache ist, dass Mr. Howell etwas für mich tun wollte, aber er sagte mir, er hätte erst noch dieses andere Projekt mit Ihnen, und dann könnten wir uns zusammensetzen, um unsere eigene Unternehmung zu planen. Leider Gottes hat er diese erste Verpflichtung nicht überlebt.«
    Parker wartete ab. Sollte er dafür verantwortlich gemacht werden, dass die Pläne dieses Mannes gescheitert waren?
    Cathman fuhr fort: »Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, Mr. Parker, aber ich glaube, dass auch Sie über einen Großteil der Erfahrung verfügen, die ich an Mr. Howell so geschätzt habe.«
    »Schon möglich.« Wenn er durch dieses Telefongespräch aufs Glatteis geführt werden sollte, war das ein allzu durchsichtiger Versuch.
    »Ich nehme an«, sagte Cathman, »Sie suchen im Moment nicht gerade dringend Arbeit, weil Ihre Rolle in der soeben abgeschlossenen Unternehmung vermutlich erfolgreicher war als die unseres Freundes Howell.«
    »Ach«, sagte Parker, »Sie möchten, dass ich an Howells Stelle trete.«
    »Wenn Sie«, sagte Cathman, »an weiterer Arbeit auf, nun ja, nicht demselben, aber doch einem ähnlichen Gebiet interessiert sind. Wenn Sie sich jetzt lieber ausruhen, sich eine Auszeit gönnen möchten, verstehe ich das natürlich. Aber wenn Sie mir in diesem Fall vielleicht jemanden empfehlen könnten …«
    Dieser Knabe, wer immer er sein mochte, rekrutierte doch tatsächlich Leute für irgendeine kriminelle Unternehmung übers Telefon . Hatte Howell diesen Clown wirklich ernst genommen? Oder war Howell an etwas anderem interessiert gewesen, und Cathman hatte das nur nicht registriert? »Ich gebe keine Empfehlungen«, sagte Parker.
    »Aber wären Sie – könnten wir uns vielleicht treffen? Sie werden verstehen, dass es Dinge gibt, über die man nicht so gern am Telefon spricht.«
    Also das wusste er immerhin, obwohl er das Prinzip offenbar nicht zur Gänze durchschaute. »Ein Treffen. Damit Sie mir sagen können, was Howell für Sie tun sollte.«
    »Genau. Sie könnten hierherkommen, oder ich kann auchzu Ihnen kommen, wenn Ihnen das lieber ist. Ich weiß allerdings nicht genau, wo Sie sind …«
    Gut. »Meine Telefonnummer hat Ihnen Howell gegeben?«
    »Seine Frau. Ich nehme an, sie ist seine Frau.«
    »Ich komme zu Ihnen«, entschied Parker, weil Cathman eher gefährlich als interessant klang. Der Mann hatte keinen Selbsterhaltungstrieb, und er lief mit einem Wissen herum, das anderen Leuten schaden konnte. Wenn es sich herausstellte, dass er etwas Interessantes hatte, würde Parker vielleicht mitmachen, also an Howells Stelle treten. Wenn nicht, schaltete er ihn vielleicht aus, bevor er mit seiner Offenherzigkeit ernsthaft Schaden anrichten konnte.
    »Ja, wunderbar«, sagte Cathman. »Wir könnten uns zum Lunch treffen, wenn Sie –«
    »Irgendein Treffpunkt«, sagte Parker. »In Ihrem Revier. Im Freien. Ein Parkplatz, ein Bauernmarkt, ein Stadtpark.«
    »Verstehe«, sagte Cathman. »Der perfekte Ort. Amtrak fährt den Hudson herauf. Könnten Sie den Zug nehmen, von der Penn Station in New York?«
    »Ja.«
    »Es sind keine zwei Stunden, die Station heißt Rhinecliff. Moment, ich hab einen Fahrplan hier. Welcher Tag wäre Ihnen recht?«
    »Morgen.«
    »Wunderbar. Also, lassen Sie mich nachsehen. Ja, Sie könnten den Zug morgen um zehn vor vier nehmen, dann sind Sie um fünf Uhr achtundzwanzig in Rhinecliff. Ich komme von Albany runter, mein Zug kommt um vier Uhr einundfünfzig an, also warte ich einfach auf dem Bahnsteig. Sie erkennen mich leicht, ich bin untersetzt, ich habe ungefähr so viele Haare auf dem Kopf wie unser bedauernswerter FreundHowell, und ich werde einen grauen Mantel tragen. Ach, und wahrscheinlich auch einen grauen Hut, die Glatze hilft also eher nicht.«
    »Ich finde Sie schon«, sagte Parker.

 
    VIER
     
    Amtrak war neu, aber der Bahnhof Rhinecliff war alt; das eine Ende wurde nicht mehr benutzt – die verrosteten Reste stählerner Fußgängerbrücken ragten in den Himmel wie Ruinen einer untergegangenen Zivilisation, und das waren sie ja auch. An dem noch funktionierenden Ende des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher