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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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da die Politiker von Pferdewetten und anderen Glücksspielarten wissen, dass die Leute, wenn sie erst mal spielsüchtig sind, viel mehr ausgeben, als sie sich leisten können, werden in dieser viermonatigen Probezeit keine Kreditkarten akzeptiert.«
    Parker runzelte die Stirn: »Das können die doch nicht machen. So funktioniert das nicht.«
    »Das ist jedenfalls der Kompromiss, auf den man sich geeinigt hat. Wenn der viermonatige Versuch erfolgreich verläuft und das Schiff dann noch immer die Spirit of the Hudson ist, dann wird auch das Spielen auf Kredit erlaubt. Aber während der Probezeit – nein. Keine Kreditkarten, keine Schecks, keine Bankbürgschaften.«
    »Nur Bargeld«, sagte Parker.
    Cathman nickte. »Ein Schiff, das in Geld schwimmt. Da ich Zugang zu verschiedenen Behörden habe, kann ich praktisch jede Information beschaffen, die Sie möglicherweise benötigen werden. Baupläne des Schiffs, Details der Security-Einrichtungen, Lebensläufe der Angestellten, Lage der Safes, Fahrpläne, Sicherheitsvorkehrungen in den beiden Häfen, in denen das Schiff anlegt, nämlich Albany und Poughkeepsie. Die Details eines eventuellen Raubüberfalls an Bord wären natürlich Ihre Sache.«
    »Und was möchten Sie dafür haben?«
    Cathman zuckte in seinem teuren Mantel die Achseln. »Ich bin ein bisschen müde«, sagte er. »Ich würde gern in einem Staat mit weniger strengen Wintern leben und mir aussuchen können, was für Klienten ich nehme. Wenn Sie’s machen und wenn Sie Erfolg haben, hätte ich gern zehn Prozent.«
    »Sie sind ein Spieler«, erklärte Parker.
    Cathman lächelte müde. »Ich hoffe nicht«, sagte er. »Wenn ich Geschäfte mit Profis mache, und dass ich auf meinem Gebiet ein Profi bin, weiß ich, bin ich dann ein Spieler? Ich glaube nicht. Sie werden keinen Grund haben, mir meine zehn Prozent zu missgönnen.«
    »Sie sind der Insider«, entgegnete Parker. »Die Polizei wird nach einem Insider suchen.«
    Jetzt lachte Cathman laut los. »Ich? Mr. Parker, kein Mensch in der Regierung des Staates New York würde michverdächtigen, auch nur eine Büroklammer aus dem Büro mit nach Haus zu nehmen. Mein Ruf ist so makellos, und das schon seit so langer Zeit, dass mich niemand auch nur eine Sekunde lang für einen Tipgeber halten würde. Außerdem gibt es Dutzende, denen man es zutrauen würde, dass sie Kriminellen Insiderinformationen zukommen lassen.«
    Parker nickte. Er überlegte. Auf dem Fluss wurde ein schwarzer Lastkahn voller Schrott von einem Schlepper langsam flussaufwärts bugsiert; das Wasser schäumte weiß an seinem stumpfen Bug. »Wann kommt das Schiff hier an?« fragte er.

 
    FÜNF
     
    »Was wirst du machen?« fragte Claire.
    »Ein paar Sachen recherchieren«, sagte Parker. »Mit ein paar Leuten reden, die vielleicht mitmachen würden. Mir Zeit lassen. Es sind noch mindestens drei Wochen, bis das Schiff den Casinobetrieb aufnimmt.«
    »Irgendwie ist dir nicht wohl dabei«, sagte Claire.
    Parker stand auf und fing an, auf und ab zu gehen. Sie saßen auf der verglasten Veranda auf der Seeseite des Hauses, und das Zischeln eines leichten Frühlingsregens füllte die Stille zwischen ihren Worten. Die Seeoberfläche war gekräuselt, mit kleinen Unterbrechungen dort, wo die Brise darüberfuhr. Im allgemeinen war der See ruhig, gläsern, ein Spiegel für den Himmel; jetzt glich er mehr dem Fluss, den Parker tags zuvor betrachtet hatte.
    »Ich mag keine Schiffe.« Er ging auf und ab und schaute auf den See hinaus. »Das ist schon mal das erste. Überhaupt mag ich nichts, was nur einen Eingang und einen Ausgang hat. Ich mag keine Zellen. Und ein Schiff auf dem Wasser ist eine Zelle, man kann nicht einfach aufstehen und gehen.«
    »Aber das Geld«, sagte sie.
    »Bargeld.« Er nickte. »Bargeld ist am schwersten zu finden und am leichtesten zu verwenden. Alles andere muss man erst verkaufen, das macht zwei Transaktionen, nicht nur eine. Dass es Bargeld ist, spricht also dafür. Aber es ist eben Bargeld auf einem Schiff. Und außerdem ist da noch Cathman.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Was will er eigentlich? Warum macht er das? Irgendwas stimmt da nicht.«
    »Die Wechseljahre des Mannes.«
    Parker gab sein bellendes Lachen von sich. »Der ist nicht hinter einer Fünfzehnjährigen her«, sagte er, »sondern hinter einem Schiff voller Geld. Und er will zehn Prozent. Zehn Prozent.«
    »Das ist ein Finderlohn. Du hast doch die ganze Arbeit.«
    »Warum ist er nicht gieriger? Warum will er nicht mehr? Warum
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