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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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hinüber, kam mit einer Zeitung vom Vortag zurück und schlug die Seite mit den überregionalen Nachrichten auf. Sie gab ihm den Teil, setzte sich wieder neben ihn und fragte: »Warum hätten die ihn umbringen sollen?«
    »Sie hatten’s eilig. Sie wollten Namen, sie wollten wissen, wo wir sind. Vor allem, weil sie die Raketen verloren haben. Howell war verletzt, aber er hat ihnen bestimmt nichts gesagt. Wir haben darüber gesprochen, bevor ich weg bin, und er hat gesagt, er würde ihnen nichts sagen. Ich hab ihm geglaubt, und jetzt stellt sich raus, dass ich recht hatte. Die hatten es so eilig, dass sie sich nicht darum gekümmert haben, wie schwer er verletzt war und ob er vielleicht auch innere Verletzungen hatte, bevor sie ihn in die Mangel genommen haben, und das hat er nicht überlebt.«
    »Der arme Mr. Howell«, sagte sie.
    »Er hat sowieso nicht gern gelesen«, sagte Parker und nahm sich die Zeitung vor, in der einiges stand, was er bereits wusste, und nichts, was er noch nicht wusste. Drei kriminelle Marinesoldaten hatten einer Terroristengruppe Waffen verkauft, die sie aus einem Militärdepot entwendet hatten. Raketen gegen Bargeld sollte der Deal sein. Die beiden Gruppen wussten nicht, dass auch noch zwei andere Gruppen mit von der Partie waren: die Bundespolizei, die Wind von den Diebstählen in dem Waffendepot bekommen hatte und den Dieben auf die Spur kommen wollte, und die vier Profidiebe,die am vereinbarten Übergabeort auftauchten und allen alles abnehmen wollten. Was sie auch taten. Allerdings kostete es einen von ihnen das Leben, einem Mann namens Marshall Howell. Die Bundespolizisten rechneten damit, dass sie die anderen drei bald fassen würden.
    Parker legte die Zeitung weg und sagte: »Die Sache ist abgeschlossen. Die anderen beiden haben die Raketen und verkaufen sie an jemand anders. Und ich habe das da.« Er wies mit einer Kopfbewegung in Richtung des Geldes.
    Claire zeigte auf die Zeitung. »Das hättest du sein können.«
    »Ich könnte es immer sein«, sagte er. »Bis jetzt war ich’s aber noch nie. Ich fahre weg, und ich komme wieder.«
    Sie schaute ihn an. »Jedesmal?«
    »Bis auf das letztemal.«
    Sie schlang die Arme um ihn und berührte mit den Lippen die pulsierende Stelle an seinem Hals. »Nachher«, sagte sie, »zünden wir den Kamin an.«

 
    DREI
     
    Geld versteckt man am besten in einem fremden Haus. Am Morgen nach seiner Rückkehr tat Parker je zehntausend Dollar in sieben Ziploc-Beutel, verstaute sie in den Taschen seines Anoraks und brach zu einem Spaziergang am See auf.
    In der näheren Umgebung waren fünf Häuser, die er früher schon für sich hergerichtet hatte, als Verstecke und auch als Ausweichquartiere, falls in Claires Haus der Boden einmal zu heiß werden sollte. Er hatte sich einen einfachen, sauberen Zugang zu jedem dieser Häuser geschaffen und in jedem ein Geldversteck eingerichtet. Ein falscher Balken in einem Kriechraum, eine doppelte Decke in einer Abstellkammer, ein verdecktes Loch in der Mauer hinter einer Küchenschublade. Diese Leute mochten ihre Sommerhäuser so, wie sie waren, aber ein Umbau hätte sich für sie gelohnt – nur wussten sie es nicht.
    Er war nicht ganz eine Stunde weg, ein Hausbesitzer, der in der schwachen Frühlingssonne einen geruhsamen Spaziergang am See machte, und als er zum Haus zurückkam, sagte Claire: »Mr. Howell hat angerufen.«
    Parker schaute sie an und wartete auf eine Erklärung.
    Sie lächelte schwach. »Mr. Marshall Howell.«
    »Aha.«
    »Er hat eine Telefonnummer hinterlassen, unter der du ihn erreichen kannst.«
    Er gab ein bellendes Lachen von sich. »Das muss ja einetolle Nummer sein«, sagte er, zog den Anorak aus und las die Telefonnummer auf dem Block in der Küche. Dann schlug er das Telefonbuch auf, um zu sehen, zu welcher Gegend die Vorwahl gehörte. 518. Upstate New York, Umgebung von Albany.
    Er rief vom Küchentelefon aus an, und nach viermaligem Klingeln meldete sich der Anrufbeantworter, und die Stimme einer Frau, die nach einer Sekretärin klang, nannte die Nummer, die er gerade gewählt hatte, und sagte dann knapp: »Bitte hinterlassen Sie nach dem Signalton Ihren Namen und Ihre Telefonnummer. Danke.«
    Nein. Parker wartete den Ton ab, sagte dann: »Mr. Howell wird um drei Uhr anrufen« und legte auf. Um drei Uhr betrat er die Telefonzelle bei der Mobil-Tankstelle an der Landstraße nach New York, die einzige geschlossene Telefonzelle im Umkreis von zwölf Kilometern, und wählte die Nummer
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