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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G
Autoren: Håkan Nesser
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euer und der dieses verfluchten Detektivs. Aber er ist irgendwie weich geworden.«
    Ach ja?, dachte er. Also doch das Bedürfnis, zu erklären.
    »Weich geworden? Hennan?«
    »Ja. Mit den Jahren.«
    Er überlegte.
    »Männer werden etwas weicher«, sagte er. »Gewisse Frauen auch, wie ich annehme. Aber wenn du um eines deiner Opfer nicht trauern musst, dann doch wohl um deinen Mann?«
    Sie betrachtete ihn mit einem Gesichtsausdruck, den er nicht deuten konnte.
    Gleichgültigkeit? Oder allgemeine Menschenverachtung?
    Oder überlegte sie einfach nur, ob sie den Druck des Zeigefingers auf den Abzug ein wenig erhöhen sollte? Er fand, es sah so aus. Jetzt, dachte er. Jetzt ist es also soweit.
    Aber nichts geschah.
    »Bilde dir bloß nichts ein«, sagte sie nach einer Weile. »Bilde dir verflucht noch mal nichts ein. Wenn du mit Tricks anfängst, bringe ich dich auf der Stelle um.«
    Einen Moment lang versuchte er, sich vorzustellen, wie es wohl war, wenn die Kugel in ihn eindrang.
    Der Schmerz. Natürlich ein kurzer, weiß glühender Schmerz, aber dann? Wie würde er sich verbreiten, wie fortpflanzen, und würde er noch das Bewusstsein verlieren, bevor er wirklich tot war?
    Würde alles nach einer Sekunde oder nach fünf Sekunden vorbei sein?
    Er schob diese Gedanken beiseite. Es gab absolut keinen Grund, das zweimal durchzumachen.
    »Linden?«, wiederholte er hartnäckig. »Wie ist es damals abgelaufen?«
    Sie ließ die Zigarettenkippe auf den Boden fallen und trat sie in der weichen Erde aus. Wechselte ihre Position auf dem Baumstamm. Wenn ich ihr nahe genug kommen kann, dachte er, dann könnte ich einen Ausfall mit dem Spaten machen.
    Mit der Chance eins zu hundert, aber bessere Prognosen werde ich nie kriegen.
    »Das war eine Hure«, sagte sie. »Sie hieß Betty Fremdel, wir haben sie aus Hamburg geholt.«
    »Aus Hamburg?«
    »Ja. Es war natürlich notwendig, ins Ausland zu gehen, um nicht zu riskieren, dass man irgendwelche Zusammenhänge herstellte. Wir haben ein paar Wochen dort oben verbracht, bevor wir sie gefunden haben. Aber da läuft ja so einiges rund um den Hauptbahnhof… auch einige, die nicht drogenabhängig sind, zumindest war es zu der Zeit so. Und als wir sie uns ausgesucht haben, da war es ganz einfach.«
    »Womit habt ihr sie gelockt?«
    »Mit Filmaufnahmen. Pornofilm natürlich. Keine Details, aber gut bezahlt… sehr gut bezahlt. Und natürlich volle Diskretion, sie durfte niemandem erzählen, worum es ging oder wohin sie fahren würde… das wusste sie übrigens selbst nicht. Nur, dass sie für ein paar Tage mitkommen sollte, um Aufnahmen zu machen.«
    Sie machte eine Pause und dachte nach.
    »Ich habe sie in Oostwerdingen abgeholt und bin dann mit ihr nach Linden gefahren. Ich habe eine blonde Perücke getragen, sie hat nie begriffen, wie ähnlich wir uns sahen… ich hatte dafür gesorgt, mein Haar in dem gleichen blöden Rotton zu färben wie sie ihrs… habe mir sogar das gleiche Tattoo auf den Arm machen lassen, nein, wie gesagt, es gab keine größeren Probleme. Und wir haben ja einen Monat gewartet, bevor wir alles in Szene gesetzt haben.«
    Wieder verstummte sie. Van Veeteren dachte über das nach, was sie gesagt hatte, ihm fiel aber kein passender Einwand ein.
    »Sie durfte ein paar Stunden lang im Haus herumlaufen, etwas trinken und ihre Fingerabdrücke hinterlassen. Dann sind wir schließlich auf den Turm geklettert, wo wir ein paar Einstellungen drehen wollten… wir hatten da oben eine Kamera hingestellt. Sie hat sich ausgezogen und den Badeanzug angezogen. Ich habe mich hinter die Kamera gestellt und so getan, als würde ich filmen, und während sie da stand und die Beine breit machte, da habe ich sie runtergeschubst. Tja, und dann bin ich runtergestiegen und habe nachgesehen, ob sie auch tot war, bin dann weggefahren und habe mich versteckt gehalten. Es gab natürlich nie jemanden, der daran zweifelte, dass ich es war, die da unten auf dem Beckenboden gelandet ist. Oder?«
    Van Veeteren streckte den Rücken.
    Scheiße, dachte er. So verdammt einfach. So ausgekocht simpel. Konnte das wirklich möglich sein?
    »Oder?«, wiederholte sie.
    Er musste zugeben, dass es möglich sein konnte. Erinnerte sich daran, dass sie versucht hatten, Röntgenbilder von den Zähnen aus den USA zu bekommen, aber nie eine Antwort erhalten hatten. Zumindest soweit er sich erinnerte. Nein, sie hatte Recht, niemand hatte daran gezweifelt, dass es Barbara Hennan war, die in diesem verfluchten Schwimmbecken
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