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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall
Autoren: A. A. Fair
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vor jeglicher Strafverfolgung, was woanders nicht der Fall ist. Der Angeklagte ist über all das sehr gut im Bilde, und man darf annehmen, daß er sich seine gesetzlichen Vorteile bis zum äußersten zunutze machen wird. Ich möchte sogar bezweifeln, daß man ihn überhaupt auch nach dem Staate Kansas ausliefern dürfte. Der Antragsteller ist aus der Haft zu entlassen.«
    Im Gerichtssaal entstand ein Gemurmel, das langsam anschwoll. Dieses Gemurmel hatte jedoch nichts Feindliches an sich, es verriet lediglich Überraschung und Interesse. Hätte ich mich durch einen Rechtsanwalt vertreten lassen, man hätte mich höchstwahrscheinlich gelyncht. So aber war ich einer der Getretenen und Erniedrigten, der einsam und ungeschützt dem allmächtigen Gericht gegenübergestanden hatte. Ich hatte den Richter gezwungen, meine Auslegung der Gesetze anzuerkennen und dem verdutzten Staatsanwalt hatte es die Sprache verschlagen.
    Jemand applaudierte.
    Der Richter erklärte die Sitzung für geschlossen und ließ den Saal räumen.
     

14
     
    Im Empfangsbüro des Hotels Phönix sagte mir der Angestellte, Mrs. Cool sei im Flugzeug aus Kalifornien eingetroffen, der Flug sei ziemlich stürmisch gewesen, und sie fühle sich nicht wohl. Sie wolle unter gar keinen Umständen gestört werden.
    Ich zeigte ihm ihr Telegramm. »Meinetwegen ist sie ja hergekommen, lesen Sie hier ihre Nachricht, daß ich so schnell wie möglich zu ihr kommen soll.«
    Der Mann zögerte einen Augenblick, dann nickte er der Telefonistin zu. »Rufen Sie durch«, sagte er.
    »Mrs. Cool erwartet Sie, Mr. Lam«, sagte die Telefonistin kurz darauf. »Zimmer 319.«
    Ich fuhr mit dem Aufzug zum dritten Stock und klopfte an die Tür von 319.
    »Kommen Sie ’rein«, rief Bertha Cool, »machen Sie doch nicht so einen Heidenkrach da draußen!«
    Ich öffnete die Tür. Sie saß im Bett, gestützt von einem Haufen Kissen. Um die Stirn hatte sie ein feuchtes Handtuch geschlungen. Sie trug keinerlei Make-up, ihre Gesichtsmuskeln hingen schlaff herab und zogen die Mundwinkel mit sich nach unten. Ihr gewaltiges Kinn kam zu voller Geltung.
    »Donald«, fragte sie, »sind Sie schon jemals geflogen?«
    Ich nickte.
    »Und sind Sie luftkrank geworden?«
    »Nein.«
    »Ich aber«, sagte sie. »Mein Gott, ich dachte, das verdammte Flugzeug würde nie mehr landen. Donald, mein Engel, was haben Sie hier bloß angestellt?«
    »Alles mögliche.«
    »Das kann man wohl sagen. Gute Reklame für unser Büro!«
    Ich zog einen Stuhl heran und setzte mich.
    »Nicht da, Donald, da muß ich immer den Kopf drehen, und das tut mir weh. Setzen Sie sich dort ans Fußende... So ist’s recht. Sagen Sie, Donald, lieben Sie das Mädchen?«
    »Ja.«
    »Haben Sie das alles ihretwegen getan?«
    »Einesteils«, erwiderte ich, »und dann auch, weil ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, ein paar von den feinen juristischen Konstruktionen zu zerpflücken, die diese verkalkten Rechtsverdreher ausgeheckt haben. Die Anwaltskammer behauptete damals, meine Idee, ein Mord könne unter Umständen straffrei begangen werden, ließe bei mir nur auf völlige juristische Ahnungslosigkeit schließen. Sie hielten es nicht mal für nötig, meinen Gedankengang zu prüfen, sondern nur, weil sie mich nicht begriffen, gaben sie mir unrecht. Und jetzt wollte ich ihnen das mal gehörig unter die Nase reiben. Hätte man mich nicht aus der Anwaltskammer ’rausgeworfen, hätte ich mir schon längst einen Namen gemacht.«
    »Kennen Sie noch mehr solche Tricks?« fragte sie.
    »Haufenweise«, antwortete ich.
    »Donald, mein Engel, zünden Sie doch mal eben ’ne Zigarette an, und stecken Sie sie mir in den Mund.«
    Sie tat einen gierigen Zug. Dann sagte sie: »Wir zwei können es noch mal weit bringen, Donald, Sie haben Köpfchen, Sie Knirps, Sie. Aber Sie sind viel zu impulsiv und auch zu ritterlich, das müssen Sie sich beides abgewöhnen. Mein Gott, Donald, ein junger Kerl wie Sie exerziert erst mal ein Dutzend Frauen durch, ehe er sich auf eine festlegt, glauben Sie mir, Donald, ich weiß Bescheid. Aber Sie sind ein kluger Bursche, Donald, mein Engel. Sie sind ein Juwel. Woher haben Sie nur gewußt, was vorgegangen war?«
    »Kleinigkeit. Man brauchte ja nur ein bißchen nachzudenken«, antwortete ich. »Jemand hörte einen Schuß und alarmierte die Polizei. Diese kam erst, nachdem Alma Hunter schon eine gute Weile aus der Wohnung war. Ich überlegte, daß die Person, die die Polizei rief, den zweiten Schuß gehört haben mußte,
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