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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall
Autoren: A. A. Fair
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Pistole selbst geladen. Sieben Patronen habe ich in das Magazin getan, dann eine in den Lauf geschoben, das Magazin wieder ’rausgenommen und noch eine weitere Patrone dazugesteckt. Das macht zusammen acht. Die Patronenschachtel liegt in der Schreibtischschublade im Zimmer 620 im Hotel Perkins, sehen Sie dort nach, und Sie werden finden, daß acht Patronen fehlen.«
    »Das klingt plausibel«, sagte der Sheriff, »und das erklärt auch die zweite Patronenhülse, die sich im Zimmer gefunden hat.«
    Die beiden kalifornischen Beamten standen auf. »So, Lam, Sie fahren mit uns zurück«, sagte der eine. »Holen Sie Ihre Sachen, und wir fahren sofort ab.«
    »Ich will aber nicht«, erwiderte ich, »und ich brauche auch nicht.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich befinde mich in Arizona«, sagte ich. »Kalifornien gefällt mir gar nicht. Die Fahrt durch die Wüste ist mir viel zu heiß, und hier fühle ich mich sehr wohl. Ich finde das Gefängnis vorzüglich und die Behandlung prima. Man soll mich meinetwegen hier verknacken; ich habe nichts dagegen.«
    »Aber Lam, Sie wollen uns doch gewiß nicht all die Scherereien der Auslieferung machen?«
    »Ich gehe hier nicht weg!«
    Einer der Polizisten wollte auf mich los. »Kommen Sie mal her, Sie widerlicher...« Aber der Sheriff faßte ihn am Arm. »Bei uns gibt’s das nicht, mein Freund«, sagte er gelassen, doch in einem Ton, der keinen Widerspruch aufkommen ließ. »Bringen Sie ihn wieder in seine Zelle!« befahl der Staatsanwalt dem Wärter. »Wir müssen jetzt telefonieren.«
    »Ich möchte Papier und Tinte«, sagte ich.
    Sie sahen sich an, dann nickte der Sheriff. »Der Wärter wird es Ihnen bringen.«
    Ich ging in meine Zelle zurück. Es war so kalt, daß ich mich kaum bewegen konnte. Ich setzte mich mühsam und fing mit klappernden Zähnen bei dem trüben Licht der Gefängnislampe an zu schreiben.
    Nach einer halben Stunde kam der Wärter wieder und holte mich.
    »Der Stenograf hat Ihr Geständnis übertragen«, sagte der Sheriff. »Wir lesen es Ihnen jetzt vor, und wenn alles stimmt, dann unterschreiben Sie.«
    »Gern«, sagte ich. »Nur möchte ich erst einen Antrag stellen.«
    »Worum handelt es sich?« fragte er und warf einen Blick auf mein Gekritzel.
    »Um das hier«, erwiderte ich. »Ein Antrag von Donald Lam alias Peter B. Smith auf Haftentlassung.«
    »Sie sind ja wohl nicht ganz gescheit, Lam«, sagte der Sheriff. »Gerade eben haben Sie noch einen vorsätzlichen Mord eingestanden.«
    »Richtig, ich habe eine Wanze totgetreten. Werden Sie meinen Antrag weitergeben? Sonst würde ich mich nämlich gezwungen sehen, für mein Geständnis die Unterschrift zu verweigern.«
    »Ich gebe ihn weiter«, antwortete er. »Bisher habe ich Sie für einen miesen Galgenvogel gehalten, jetzt weiß ich, daß Sie ins Irrenhaus gehören.«
     

13
     
    Der Gerichtssaal war gerammelt voll von schwitzender Masse Mensch. Trotz der frühen Stunde war es draußen schon furchtbar heiß, die Sonne brachte den Asphalt der Straßen zum Schmelzen. Im Freien war die Hitze wenigstens trocken und deshalb einigermaßen erträglich, im überfüllten Gerichtssaal aber tränkten der Schweiß und die Ausdünstungen der vielen Menschen die Luft mit unangenehmem Geruch.
    Richter Raymond C. Oliphant betrat den Saal und nahm Platz, nachdem der Gerichtsdiener Ruhe geboten hatte. Er blickte neugierig, aber keineswegs etwa unfreundlich auf mich herab.
    »Ich eröffne die Sitzung über den Antrag des Donald Lam, auch bekannt unter dem Namen Peter B. Smith, auf Haftentlassung. Sind Sie bereit, Mr. Lam?«
    »Jawohl, Herr Richter.«
    »Sind Sie durch einen Rechtsanwalt vertreten?«
    »Nein.«
    »Wünschen Sie einen Anwalt?«
    »Nein.«
    »Soweit ich unterrichtet bin, verfügen Sie über finanzielle Mittel, Mr. Lam?«
    »Jawohl, das ist der Fall.«
    »Sie sind also in der Lage, sich einen Rechtsanwalt zu nehmen, wenn Sie wollen?«
    »Jawohl, Herr Richter.«
    »Aber Sie wollen keinen?«
    »Nein, Herr Richter.«
    Der Richter sah fragend zum Staatsanwalt hin.
    »Wir sind bereit, Herr Vorsitzender«, sagte dieser.
    »Beabsichtigt der Herr Staatsanwalt, gegen den Antrag Stellung zu nehmen?« fragte der Richter.
    »Jawohl, Herr Richter. Wir machen geltend, daß der Angeklagte auf Veranlassung der kalifornischen Gerichte wegen vorsätzlichen Mordes in Haft gehalten wird. Das Auslieferungsverfahren ist eingeleitet, wir rechnen jeden Augenblick mit dem Eintreffen des Auslieferungsantrages per Luftpost, so daß die
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