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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall
Autoren: A. A. Fair
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fragte mich: »Lesen Sie Zeitungen, Donald?«
    Ich nickte.
    »Haben Sie das gelesen, was über Morgan Birks drinstand?«
    »Flüchtig«, antwortete ich - mich fesselte Miss Hunters Versunkenheit. »Ist das nicht der, den sie wegen des Skandals mit den Glückspielautomaten angeklagt haben?«
    »Das war weiter kein Skandal«, sagte Mrs. Cool sehr sachlich. »Die Leute hatten eine Menge Glücksspielapparate an geeigneten Plätzen aufgestellt, und selbstverständlich machte die Polizei auch ihren Schnitt. Die Auszahlung besorgte Morgan. Der Staatsanwalt hat ihn gar nicht unter Anklage gestellt, er konnte nicht genug Beweismaterial dafür auftreiben. Sie haben ihn dann als Zeugen geladen, er ist aber nicht erschienen. Jetzt suchen sie ihn, es scheint sogar Haftbefehl gegen ihn erlassen worden zu sein. Mehr weiß man nicht. Wenn sie ihn kriegen, können sie gegen die Polizei vorgehen, wenn nicht, geht das nicht. Warum alle Welt diese Geschichte so fürchterlich aufbauscht, geht über meine Begriffe. Das Ganze ist weiter nichts als eine Routineaktion.«
    »Ich habe nur die Zeitung zitiert«, sagte ich.
    »Machen Sie das nicht, Donald, das ist eine schlechte Angewohnheit.«
    »Und was ist mit Morgan Birks?« fragte ich; ich bemerkte, daß Miss Hunter immer noch intensiv mit ihren Gedanken beschäftigt war.
    »Morgan Birks hat eine Frau«, erzählte Mrs. Cool weiter, »sie heißt... Sie heißt...«
    »Geben Sie doch mal die Papiere her, mein Kind«, sagte sie dann zu Miss Hunter. Aber sie mußte ihre Worte noch einmal wiederholen, bis Miss Hunter plötzlich hinhörte, ihre Handtasche öffnete, mehrere Dokumente herausholte, die sehr amtlich aussahen, und sie Mrs. Cool über den Schreibtisch hinhielt. Mrs. Cool nahm die Papiere und fuhr ruhig in ihrem Gespräch fort, wo sie sich unterbrochen hatte. »... sie heißt Sandra Birks. Sandra besteht auf Scheidung, schon seit geraumer Zeit. Morgan hat ihr das leichtgemacht, indem er in diese Geschichte hineingetapst ist - blendende Gelegenheit für Mrs. Birks, die Scheidung durchzukriegen, könnte sie ihren Mann nur finden und vor Gericht bringen.«
    »Ist er flüchtig?« fragte ich.
    »Ob ein Steckbrief erlassen ist, weiß ich nicht, irgendwie flüchtig muß er aber wohl sein«, antwortete sie, »jedenfalls ist er verschwunden.«
    »Und was soll ich dabei tun?«
    »Ihn finden«, sagte sie und schob mir die Papiere hin.
    Ich nahm die Formulare an mich, eine Vorladung in Sachen Birks contra Birks, im Original und in einer Abschrift, an die der Schriftsatz der Klägerin angeheftet war.
    »Um die Vorladung zuzustellen, brauchen Sie nicht Beamter zu sein«, sagte Mrs. Cool, »jeder Bürger der Vereinigten Staaten über einundzwanzig, sofern er in den Prozeß nicht verwickelt ist, kann die Ladung überbringen. Suchen Sie Birks, und händigen Sie ihm die Vorladung aus. Wenn Sie das tun, geben Sie ihm die Abschrift zusammen mit dem Schriftsatz. Das Original zeigen Sie ihm lediglich, und dann kommen Sie zurück und setzen einen ausführlichen Bericht auf.«
    »Wie soll ich das machen, ihn finden?« fragte ich.
    Miss Hunter sagte plötzlich: »Ich glaube, dabei kann ich Ihnen helfen.«
    »Und wenn ich ihn gefunden habe«, fragte ich weiter, »wird er nicht vielleicht tätlich...?«
    Miss Hunter unterbrach mich hastig: »Natürlich wird er das, das ist ja gerade meine Angst. Mr. Lam könnte was passieren. Morgan ist...«
    Mrs. Cool unterbrach sie ruhig und sachlich: »Donald, das ist Ihre Angelegenheit. Donnerwetter noch mal, was sollen wir denn alles für Sie tun? Mitgehen, so daß Sie sich hinter unseren Röcken verkriechen können, nachdem Sie ihm die Vorladung verpaßt haben?«
    Es wurde mir klar, daß sie mich früher oder später doch wieder an die Luft setzen würde, warum dann also nicht gleich? »Ich habe ja nur um eine Auskunft gebeten«, erwiderte ich.
    »Was denn noch, die haben Sie ja bekommen.«
    »Ich habe nicht den Eindruck«, antwortete ich. »Und falls Sie das interessiert, Ihr Ton paßt mir auch nicht.«
    »Interessiert mich alles nicht«, sagte sie, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie öffnete eine Zigarettendose, die auf dem Schreibtisch stand. »Möchten Sie rauchen, Miss Hunter...? Wie heißen Sie überhaupt mit Vornamen, Kleine? Nachnamen sind mir unwichtig.«
    »Alma.«
    »Möchten Sie rauchen, Alma?«
    »Nein, danke; im Moment nicht.«
    Mrs. Cool nahm ein Streichholz, zündete sich ihre Zigarette an und fuhr dann fort: »Also, wie gesagt, Donald, Sie
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