Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
Liebesieben der Mikrobe spreche, sind Sie zweifellos geneigt, meine Ausführungen im Sinne Ihres eigenen...«
    »Ist bei mir nicht drin«, unterbrach sie mich.
    »... Weltbildes zu interpretieren«, fuhr ich gelassen fort, ohne ihre Bemerkung zu beachten. »Angenommen eine gleichmäßige Temperatur, eine hinreichende Menge Nährstoffe -dann werden die Mikroben alsbald außerordentlich aktiv. Mehr noch, sie werden...«
    Sie hob abwehrend die Hand, als wolle sie mir meine Worte in die Kehle zurückschieben.
    »Hören Sie auf mit dem verdammten Schmus!« rief sie. »Sie können ganz schön quasseln, aber gut gelogen ist es deshalb noch lange nicht; all das interessiert ja keinen Menschen. Jetzt mal ehrlich: Verstehen Sie wirklich was von Mikroben?«
    »Nein.«
    Ihre Augen glänzten. »Was haben Sie denn auf dem Gymnasium angestellt, wenn die anderen Sie ’rumstoßen wollten?«
    »Darauf möchte ich lieber nicht eingehen, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen.«
    »Jawohl, ich möchte die Wahrheit wissen.«
    »Köpfchen! Natürlich hat man gesagt, ich sei gemein«, antwortete ich. »Man muß sich im Leben zu wehren wissen. Wenn man irgendwo Schwächen hat, macht einen die Natur auf der anderen Seite um so stärker. Ich berechne alles, ich hab das immer so gemacht. Wenn ein Kerl versucht, Schindluder mit mir zu treiben, dann finde ich schon Mittel und Wege, ihm das Handwerk zu legen; ehe ich noch mit ihm fertig bin, wünscht er schon, er hätte nie mit mir angebä idelt. Es kommt mir auch gar nicht auf einen Tiefschlag an, wenn’s nicht anders geht. Ich glaube, das macht mir dann sogar direkt Spaß. Das hängt mit meiner Figur zusammen. Ein kleiner Krotz wie ich wird leicht eklig. Wenn Sie sich also endlich genug amüsiert haben auf meine Kosten, dann möchte ich gehen, ich mag nicht gern, wenn man über mich lacht. Eines Tages werden Sie außerdem merken, daß Sie dabei den kürzeren ziehen, ich werde mir schon was ausdenken und mich revanchieren.«
    Sie stieß einen Seufzer aus, aber nicht wie eine verfettete Frau, sondern einen Seufzer der Erleichterung, als sei ihr ein Stein vom Herzen gefallen. Sie hob den Hörer ab und sagte: »Elsie, Donald Lam kriegt den Posten, schmeiß das andere Gesindel ’raus, und häng ein Schild an die Tür, daß die Stellung vergeben ist. Genug Strolche für heute.«
    Sie knallte den Hörer wieder auf, öffnete eine Schublade, nahm Papiere heraus und las darin. Kurz darauf hörte ich vom Vorzimmer Stühlerücken und dumpfe Geräusche - die anderen Bewerber zogen ab.
    Ich saß wie angenagelt, sprachlos vor Überraschung und voller Spannung.
    »Haben Sie Geld?« fragte die Frau mich plötzlich.
    »Ja«, antwortete ich; nach kurzem Zögern fügte ich hinzu: »Etwas.«
    »Wieviel?«
    »Genug für die nächste Zeit.«
    Sie sah mich über ihre Brille hinweg an und sagte: »Wieder sehr kümmerlich gelogen, noch schlimmer als mit den Mikroben. Ihr Hemd ist völlig verschlissen. Kaufen Sie sich ein neues für fünfundachtzig Cent. Und weg mit der Krawatte. Für fünfundzwanzig oder fünfunddreißig Cent kriegen Sie eine anständige neue. Lassen Sie sich auch mal die Schuhe putzen und die Haare schneiden. Vermutlich haben Sie lauter Löcher in den Strümpfen. Haben Sie Hunger?«
    »Ich brauche nichts«, antwortete ich.
    »Um Gottes willen, kommen Sie mir nicht auf die Tour. Gucken Sie lieber mal in den Spiegel, Sie sehen aus wie ein lebender Leichnam, hohle Backen, Ränder unter den Augen! Ich gehe jede Wette ein, Sie haben mindestens ’ne Woche nicht richtig gegessen. Ziehen Sie los, und frühstücken Sie erst mal anständig. Zwanzig Cent können Sie dafür ausgeben, und dann müssen Sie sich auch um einen neuen Anzug kümmern, das geht aber nicht heute. Von jetzt an arbeiten Sie für mich, kommen Sie ja nicht etwa auf die Idee, Sie könnten während der Bürozeit Einkäufe für sich machen. Den Anzug kaufen Sie heute abend nach fünf. Ich gebe Ihnen einen Vorschuß, aber der Teufel soll Sie holen, wenn Sie mir damit durchgehen. Hier sind zwanzig Dollar.«
    Ich nahm das Geld.
    »Also dann«, sagte sie, »um elf sind Sie wieder hier. Los!«
    Als ich schon an der Tür war, rief sie: »Nochmals, Donald, daß Sie mir das Geld nicht auf den Kopf hauen! Fünfundzwanzig Cent ist das höchste der Gefühle für Ihr Frühstück.«
     

2
     
    Die Sekretärin hämmerte immer noch auf ihrer Schreibmaschine, als ich die Bürotür öffnete, an der auf einem Schild >B. L. Cool, Detektivbüro< zu lesen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher