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Sein anderes Gesicht

Sein anderes Gesicht

Titel: Sein anderes Gesicht
Autoren: Brigitte Aubert
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Diana meinte, ich hätte vollkommen Recht gehabt, mit dem Anschaffen aufzuhören, es würde immer schlimmer werden. Und Stephanie hat erzählt, dass der Libanese sie zu einem Urlaub auf die Balearen eingeladen hat.
    Als sie gegangen sind, meinte mein Bettnachbar, dass »die junge Frau, die der armen Prinzessin Diana so ähnlich sieht«, wirklich ganz bezaubernd sei. Ich stelle den Walkman auf volle Lautstärke.
    Robert Makatea ist, die Hände in den Taschen, gekommen. Er wich meinem Blick aus, und seine kurzen Haare waren stacheliger denn je.
    »Ich möchte mich entschuldigen«, murmelte er. »Die Polizei hat mir gesagt, dass Sie es waren, die . Wissen Sie, ich wusste schon seit langem über meinen Vater Bescheid. Ich habe mehrmals versucht, mich mit ihm zu treffen, doch er ging mir aus dem Weg. Er hatte sicher Angst vor meiner Reaktion. Dabei wollte ich ihm nur danken, dass ich studieren konnte und so. Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn liebe, dass er für mich mein Vater ist, auch wenn er Frauenkleider trägt. Ich hatte dazu nicht mehr die Gelegenheit. Ich bin froh, dass man dank Ihnen den Mörder gefasst hat. Das war es, was ich Ihnen sagen wollte, auf Wiedersehen.«
    Er hatte das alles, ohne Atem zu holen, heruntergebetet und war schon wieder aus dem Zimmer, bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte.
    Mein Bettnachbar entschuldigte sich, dieses Gespräch ungewollt mit angehört zu haben, und erkundigte sich, ob bei den Chinesen alle Männer Frauenkleider trügen.
    Der Pastor ist gekommen. Er hat mir nichts mitgebracht. Der Fall ist abgeschlossen, die Beschuldigungen, die gegen mich vorlagen, sind vergessen. Johnny gilt offiziell als der Mörder der Russin, von Natty, Jesus-Marlene, Maeva, Bull, Louisette Vincent und Elvira. Er hat versucht, mich umzubringen, wir haben uns ein Handgemenge geliefert, er ist ausgerutscht und hat sich dabei mit seiner Waffe den Brustkorb aufgeschlitzt.
    »Und das hat der Richter geglaubt?«
    »Er weiß, dass ich nicht die Angewohnheit habe zu lügen«, erwidert der Pastor mit einem besänftigenden Lächeln.
    Er hat mir eine Zigarette angeboten und mir erzählt, dass Theodore Morelli enttäuscht sei. Er hatte für mich einen Praktikumsplatz als Fachkraft in einem Verbrauchermarkt gefunden, aber auf Grund meiner Handverletzung ist diese Arbeit natürlich nicht mehr möglich. Ich habe Anspruch auf eine Invalidenrente, und Theodore wird sich weiter den Kopf zerbrechen, um eine passende Arbeitsstelle für mich zu finden .
    Als er ging, wünschte er mir alles Gute.
    Mein Bettnachbar beugte sich zu mir herüber und murmelte:
    »Sagen Sie mal, ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber Ihr Freund da, der ist doch wohl ein bisschen sehr zugeknöpft, oder?«
    Es war das erste Mal, dass ich seit der Sache mit Johnny lachen musste .
    Es riecht nach Frühling. Ich atme den Geruch des Meeres, des blauen Himmels und der Auspufftöpfe ein. Ich spaziere durch die von Menschen wimmelnde Stadt und betrachte die Auslagen der Geschäfte. Meine bandagierte Hand spiegelt sich in den Schaufenstern. Gestern, als die  Krankenschwester den Verband wechselte, habe ich das Loch gesehen. Diese geschwollene verdickte Stelle, diese etwas zu große Lücke zwischen meinem Daumen und meinem Mittelfinger. Nun, ich wollte ja sowieso nie Pianist werden.
    Dank dieser unfreiwilligen Ruhepause habe ich ein wenig zugenommen. Ich gefalle mir in meinen grünen Jeans. Meine im Nacken zusammengebundenen Haare streichen mir über den Rücken. Bald werde ich bei Linda arbeiten. Ein neues Leben beginnen. Tagsüber arbeiten, sparen und mir die Operation leisten. Dann werde ich frei sein.
    Doch zuvor muss ich mit der Vergangenheit abschließen. Und dazu ist ein sehr spezielles Treffen notwendig.
    Wenn Johnny Maeva nicht getötet hat, muss es jemand anderer gewesen sein. Und derjenige, der die Tat begangen hat, ist auch der Mörder von Louisette.
    Ich taste suchend in der Handtasche nach den Schlüsseln und steige wieder einmal diese Treppe hinauf. Kurz zögere ich, bevor ich die Tür aufschließe und erneut die kleine düstere Wohnung betrete. Alles ist geputzt worden. Kein Blut mehr auf den Möbeln, keine anklagenden Buchstaben mehr an der Wand. Doch mich beschleicht noch immer das Gefühl, mich in einem überdimensionalen Sarg zu befinden. Ich setze mich ruhig auf das Sofa und warte.
    Fünfzehn Uhr. Die Wohnungstür öffnet sich. Schritte im Flur, der Geruch von Zigaretten. Er bleibt in der Zimmertür stehen.
    »Sieh mal einer
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