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Sein anderes Gesicht

Sein anderes Gesicht

Titel: Sein anderes Gesicht
Autoren: Brigitte Aubert
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den Fingern, dieses Stück von … ihr. Es war eklig, ich hab es im Mixer zerkleinert und auf einem Teller angerichtet. Weil ich glaubte, ein Geräusch gehört zu haben, sah ich nach und vergaß, den Teller in den Kühlschrank zu stellen .«
    Ungläubig wiederhole ich:
    »In den Mixer?«
    Er hat sich wieder gefasst und richtet sich auf.
    »Ja, meine Schöne. Tut mir Leid, wenn ich mit meiner Geschichte dein Zartgefühl beleidigt habe .«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Und Louisette?«
    »Was ist mit Louisette?«
    »Wurde es Ihnen nicht zu viel, auch noch die alte Dame umzubringen?«
    »Nein. Ich glaub, ich träume! Miss >Bitte-schlag-mich< hält mir eine Moralpredigt! Verflucht noch mal! War ich es etwa, der davon träumte, mit einem Serienmörder ins Bett zu steigen? War ich es, der alles getan hätte, um ihn zu schützen? Sogar bereit war, sich in Stücke hauen zu lassen?!«
    In dem nüchternen Tonfall, in dem er normalerweise spricht, fährt er fort:
    »Kommen wir wieder zu Louisette.«
    Es funktioniert. Er beruhigt sich. Ich fühle mich wie eine Lehrerin, der es gelungen ist, die Aufmerksamkeit ihrer dreißig Schüler auf den Unterricht zu lenken.
    »Der Grund, die Witwe aus dem Weg zu räumen, war der, dass ich meine Ruhe wiederfinden wollte«, erklärt er mir mit monotoner Stimme. »Zum Schutz meiner Reputation, meiner beruflichen Karriere. Du kannst das vielleicht nicht verstehen, weil du kein richtiges Leben hast.«
    Kein richtiges Leben, da hatte er nicht Unrecht. Ich bin ein Fleisch gewordener Traum, im eigentlichen Sinne des Wortes. Und das ist schmerzhaft.
    »Du hattest Recht, Bo, die Witwe Vincent hatte mich schon mal gesehen. Bei jedem meiner Besuche achtete ich stets peinlich genau darauf, meine Haare unter einer Kappe zu verstecken . Doch ich durfte nicht das Risiko eingehen, dass sie sich eines Tages an mich erinnerte. Sie war ein Hindernis und eine Gefahrenquelle. Es war kein Mord aus Leidenschaft, sondern er musste aus rein strategischen Erwägungen durchgeführt werden.«
    »Das freut mich für sie.«
    Er zuckt die Achseln und zieht seine Hand aus der Tasche. Ihm fehlt kein Finger, und alle fünf umklammern den Kolben einer Automatikwaffe mit Schalldämpfer. Er richtet sie auf meinen Kopf.
    »Unser Gespräch ist zwar sehr spannend, aber ich finde, wir sollten langsam zum Ende kommen.«
    »Keine letzte Zigarette?«
    »Bo, die Frau, die hart im Nehmen ist, in ihrer letzten, ihrer ergreifendsten Rolle!«
    Er reicht mir eine Zigarette. Ich stecke sie zwischen meine Lippen und greife nach dem Feuerzeug, das auf dem kleinen runden Tisch steht. Die Flamme flackert auf, ich nehme einen tiefen Zug. Meine Hand zittert nicht.
    »Wie sind Sie auf Johnny gekommen?«
    »Maeva hat mir von ihm erzählt. Sie hat mir gesagt, dass du dich unsterblich in einen Sadisten verliebt hättest, der zu deinem Pech überdies Schwule hasste. Er hatte sie mal eingeladen, sie und eine kleine, üppige Blondine .«
    »Stephanie …«
    »Ja, er hatte den beiden etwas zu trinken spendiert, und als er merkte, dass sie . Maeva dachte, er würde sie schlagen.«
    »Ich sehe nicht, in welchem Zusammenhang das mit dem Frauenmörder steht .«
    »He, soll ich vielleicht so sprechen wie im Film. >Schwester Anne, merken Sie nichts? Da stimmt doch etwas nicht!<«, fährt er mich mit durchdringender Stimme an. »Ja, ich hatte Johnny auf dem Kieker.«
    Plötzlich weiß ich, wie es wirklich gewesen ist, und rufe:
    »Nein! Bull hat Sie auf Johnny gebracht! Eines Tages sagte er zu mir: >Auch ich habe Freunde bei der Polizei!< Er meinte Sie! Damals dachte ich an … aber nein, er arbeitete für Sie!«
    »Gelegentlich. Ich war wegen der Sache mit Maeva noch vollkommen durcheinander, da rief er mich an und erzählte mir, er kenne den Schlupfwinkel des Prostituiertenmörders . Natürlich wollte er diese Information zu Geld machen, zu sehr viel Geld. Er sagte, er würde mir Fotos bringen … Na, den Rest kennst du ja. Als ich von seinem Tod erfuhr und herausbekam, dass Johnny im gleichen Haus wohnte, fing ich an, mir Fragen zu stellen. Ob du es nun glaubst oder nicht, ich bin ein guter Polizist.«
    »Derek war auch ein guter Polizist.«
    »Derek?«
    »Hm. Sie wissen doch, der Typ, der das Büro gleich neben Ihrem hatte. Der, den Marlene um Hilfe für ihre Freundin Maeva gebeten hat. Der, der ihr einen Gefallen schuldete. Der Sie zu sich gebeten hat, um das Problem mit Ihnen zu besprechen.«
    »In welchem Dreck du herumwühlst!«
    Ich klimpere mit den
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