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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Beste waren. Und deshalb …«
    Â»Nein.« René schüttelte den Kopf. »Das Angebot ehrt Sie, junger Mann. Aber ich bin zu alt und zu lange aus dem Geschäft.«
    David senkte den Kopf. Coralie spürte, wie ihre Wut auf ihn verschwand und etwas anderem Platz machte – einem ziehenden Schmerz im Bauch. Da war er wieder, der andere David. Der, der für seine Ziele einstand, darum kämpfte – und auch Niederlagen in Kauf nahm.
    Â»Nun, dann haben wir hier nichts mehr verloren«, sagte Rumer.
    Er wendete seinen Rollstuhl – und stand direkt vor Asta. Sie baute sich so drohend vor ihm auf, dass sie in diesem Moment mindestens um zwanzig Zentimeter gewachsen war.
    Â»Seid ihr beide von allen guten Geistern verlassen?« Ihre Stimme klang, als stünde sie in einem griechischen Amphi theater. Die Schauspielerin in ihr zog alle Register. »So viele Jahre, so viel Leid. Kann es denn kein Ende geben? Kein Verzeihen? Ihr wart doch mal Freunde! Der eine hat gehandelt wie ein Ehrenmann. Der andere wie ein Schwerkranker, der gerade dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Herr Mansur – wie hätte Thomas reagieren sollen? Ihre Aussage, Ihre eidesstattliche Versicherung anfechten?«
    Â»Er wusste, dass ich es nicht war!«
    Â»Woher denn? Sie haben es doch beeidet! Um ihm zu helfen, ich weiß. Aber warum tragen Sie ihm nach, dass er diese Hilfe angenommen hat?«
    Â»Weil er sich danach kein einziges Mal gemeldet hat. Weil wir fast vor die Hunde gegangen sind und es ihn nicht interessiert hat!«
    Â»Ich glaubte, du warst es!«, schrie Rumer. Und mit einem Mal glänzten seine Augen feucht. »Wie konnte ich dem Mann die Hand reichen, der mir meine Beine genommen hat? Erst jetzt, erst in diesen Tagen habe ich die Wahrheit erfahren. Was willst du denn noch? Was? Soll ich mich vor dir auf den Boden werfen?«
    René starrte Rumer an. Er wollte etwas sagen, aber es kam nichts raus aus seiner Kehle. Er sah zu Coralie und die nickte ihm kaum wahrnehmbar zu.
    René räusperte sich. »Lass mal. Aber du könntest ein Bier aus dem Kühlschrank holen.«
    Â»Ein … Bier?«, fragte Rumer.
    Â»Da hinten. Ich bin dann mal unten.«
    René verschwand in seinem Schacht. Matze sprang auf und öffnete dienstbeflissen die Kühlschranktür. Rumer rollte zu ihm und holte zwei Flaschen heraus. Dann sah er zur Werkstatttür. Dort standen Asta, David, Coralie und – gerade dazugehechtet – Matze.
    Â»Ã„hm … Wir gehen mal an die frische Luft«, sagte Coralie.
    Â»Ja«, ergänzte Matze. »Is so heiß hier.«
    Â»Und dieser Benzingeruch!« Asta hielt sich theatralisch ein Taschentuch vor die Nase.
    David nickte seinem Vater zu. Und dann folgte auch er den anderen.
    Auf der Straße standen mindestens zweihundert Menschen. Sie reckten die Hälse, um einen Blick in den Hof zu erhaschen. Sämtliche Fenster der Nachbarschaft waren geöffnet, Leute hingen über den Fensterbrettern und wurden aufmerksam, als die kleine Truppe die Werkstatt verließ.
    Â»David!«, brüllte einer. »Das ist David Rumer! Der Neue im Team Chesnut!«
    Alle jubelten und klatschten Beifall.
    Â»Wo ist dein Vater?«, schrie ein anderer.
    Â»Da ist er! Thomas Rumer!«
    Sämtliche Kids der Nachbarschaft stürmten wie auf Kommando los. »Ein Autogramm!«
    Â»He! Raus hier!«, schrie Coralie, aber es war nichts zu machen. Schließlich brachte sie Asta und David in Sicherheit, indem sie ins Haus lief und die Tür abschloss.
    Â»Erster Stock«, keuchte sie und drehte sich noch mal um, weil irgendjemand mit den Fäusten an die Tür hämmerte. »Aufhören! Seid ihr verrückt geworden?«
    Als sie sich wieder umwandte, stand David direkt vor ihr. Sie hörte, wie Asta die letzten Treppenstufen zur Wohnung hochstieg und Marion ihr die Tür öffnete.
    Â»Coralie? Kommst du?«, rief ihre Mutter.
    Â»Gleich!«
    Im Halbdunkel sah er noch besser aus. Irgendwie verwegen. Die Haare fielen ihm widerspenstig ins Gesicht, und der Blick, mit dem er sie ansah, verursachte eine Gänsehaut. Eine kribbelige, wohlige, trotzdem spanungsgeladene Gänsehaut.
    Â»Eure Fans«, murmelte sie.
    Er nickte. »Mein Vater wird Zustände kriegen. So was hat er seit Langem nicht mehr erlebt. Die Leute haben ihn nicht vergessen. Unglaublich.«
    Â»Ja.«
    Sie schwiegen. Vorsichtig tastete Coralie nach dem Lichtschalter,
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