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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Laura.
    Langsam, ganz langsam ging Jasmin auf das Bett zu. Sie betrachtete Jaspers Gesicht, dann setzte sie sich auf den Stuhl und griff nach seiner Hand. Und da geschah etwas Unglaubliches.
    Â»Er hat sich bewegt!« Coralie traute ihren Augen nicht. »Er wird wach!«
    Sie sah sich nach Frau König und der Schwester um, doch die waren gerade am Ende des Ganges verschwunden.
    Â»Also wenn sie jetzt irgendeine Scheiße erzählt …«, knurrte Coralie.
    Â»Macht sie nicht.« Laura musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um alles zu sehen. »Guck mal, er lächelt.«
    Vorsichtig hob Jasper die Hand. Jasmin ergriff sie und führte sie an ihre Wange. Es war eine tastende, unendlich zärtliche Berührung. Zwei Fremde, die es wagten und sich vertrauten. Zwei Blinde, die sich in dieser kostbaren Seku nde erkannten. Plötzlich hatte Coralie einen Kloß im Hals.
    Â»Sie weint.«
    Â»Gib mir dein Handy, ich mach ein Foto«, kommentierte Laura trocken. Dann sahen sich beide an, nickten sich zu und verließen ihren Beobachtungsposten.
    Â»Ich glaube, wir können ihn mit ihr allein lassen.«
    Â»Wird was aus den beiden?«, fragte Laura auf dem Weg zum Fahrstuhl.
    Coralie dachte nach. »In London hatte ich einen Moment lang das Gefühl, da ist ein bisschen was unter der Oberfläche bei ihr. Vielleicht haben sie eine Chance. Oder sagen wir mal so: Wenn Jaspers Song von Mousse X gecovert wird, steigt sie beträchtlich.«
    Â»Mousse X?«
    Auf dem Weg zur U-Bahn brachte Coralie Laura auf den letzten Stand.
    Â»Wow.« Laura schüttelte den Kopf. »Weißt du eigentlich, wie viel in den letzten Wochen passiert ist? David Rumer. Casper Kendall. Mousse X. Auf einmal sind das keine großen Unbekannten mehr, sondern Leute, mit denen wir irgendwie was zu tun haben.«
    Â»Ja«, antwortete Coralie. »Und irgendwie auch nicht, wenn du mal genau nachdenkst. Kennst du das Bacon-Prinzip?«
    Â»Bacon wie Schinken? Nein. Aber ich könnte durchaus was zu essen vertragen.«
    Â»Kevin Bacon, der Schauspieler. Irgendjemand hat mal ausgerechnet, dass wir alle einen kennen, der einen kennt, der einen kennt, und der kennt Kevin Bacon. Oder den Papst. So genau weiß ich das nicht mehr.«
    Â»Cool. Wenn wir das in der Schule erzählen, glaubt es uns keiner.«
    Â»Ist vielleicht besser so.«
    Â»Und … David? Was ist jetzt mit ihm?«
    Coralie zuckte mit den Schultern. »David wer? Beckham? Coulthart? Wie gesagt, um drei Ecken herum …«
    Â»Schon gut. Ich fand’s trotzdem aufregend. Schade, dass jetzt alles vorbei ist.«
    Â»Ja, schade«, antwortete Coralie. »Alles auf Anfang.«

25.
    Es war gegen Ende der Sommerferien, und Coralie stand in der Werkstatt und fachsimpelte mit Matze, dem besten Freund ihres Vaters, über die Vorzüge von Retro-Lackfarben, während René im Schacht unter einem Mercedes 190 SL stand und gerade fluchend eine Aufstellung von schlampigen Reparaturen und Restaurierungen erstellte, die bei Re-Importen keine Seltenheit waren.
    Â»Du willst aber jetzt nichts mit Autos machen, ne?«, fragte Matze, dessen Weltbild außerhalb von Werkstätten eigentlich normal war. Er hatte nichts gegen Frauen. Auch nichts gegen Frauen an und in Kraftfahrzeugen. Solange sie auf dem Beifahrersitz saßen.
    Â»Ach, eigentlich habe ich nur drüber nachgedacht, Rennwagen für Frauen zu konstruieren. Da fehlt der Spiegel fürs Make-up.«
    Â»Rennwagen«, wiederholte Matze. »Für Frauen.«
    Renés ölverschmiertes Gesicht tauchte kurz hinter den Vorderrädern auf. Er warf Coralie einen scharfen Blick zu und verschwand wieder.
    Dass das Thema Ballett im Moment kein Thema war, hatten ihre Eltern verstanden. Coralie befand sich in einer mittleren Sinnkrise. Ihr ganzes Streben und Denken hatte sich auf London gerichtet. Natürlich würde sie das Tanzen nie aufgeben. Aber eine Bühnenkarriere? Dazu gehörte mehr als ein Traum. Es war eine schillernde Seifenblase gewesen, die vor ihren Augen zerplatzt war. Was kam stattdessen?
    Sie nahm einen Lappen und fuhr damit über den Kotflügel des Wagens. So ein schönes Auto. Warum wurden solche Karosserien nicht mehr gebaut? Alles musste nützli ch sein. Aerodynamisch. Bullig. Familienfreundlich. Öko nomisch.
    Â»Wie kommste denn darauf?«, fragte Matze, der den absurden Gedankengang hin- und hergewälzt und schließlich
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