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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd
Autoren: U Renk
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bekommen. Oder fast.« Marijke biss sich auf die Lippe. »Natürlich ist es immer noch dein Hund.«
    »Ich werde nicht für immer hier wohnen, Marijke, das weißt du doch.«
    »Schon. Aber warum eigentlich nicht? Maman ist krank und kann viele Dinge nicht mehr tun.«
    »Deine Mutter wird wieder genesen. Schon bald. Und dann braucht ihr meine Hilfe nicht mehr.«
    Marijke krauste die Nase. »Aber wenn der Johannes stirbt, wird Maman wieder krank.«
    Bestürzt sah Catharina das kleine Mädchen an. »Warum sollte er sterben?« Johannes war schmächtig und zart, aber ein liebes Kind, das sie jetzt schon sehr in ihr Herz geschlossen hatte.
    »Annegrijt ist auch gestorben. Und Maman ist dann krank geworden.« Marijke wendete sich ab, warf einen Stock in den Hof. Petite sprang begeistert hinterher und brachte den Stock zurück.
    Es tat Catharina weh, wenn sie daran dachte, was das Kind bisher durchgemacht hatte. Sie sah, wie sehr die Kleine an der Hündin hing. Vielleicht, dachte sie schweren Herzens, sollte ich Abraham fragen, ob Petite hierbleiben kann, wenn ich gehe.
    Seufzend stand sie auf, brachte Johannes zu seiner Amme und schaute nach dem Essen, das die Magd bereitete.
    Wenig später kamen Abraham und Anna zurück. Das erste Mal seit Monaten setzte sich Anna zu ihnen in die Küche. Sie aß wenig, wirkte aber erfrischt.
    »Das Wechselspiel der Farben im Laub ist so unglaublich schön«, sagte sie leise. »Gottes Schöpfung ist prachtvoll.«
    Abraham sah sie an und lächelte glückselig.
    Es ist Zeit für mich zu gehen, dachte Catharina traurig.Doch in der Nacht wachte Catharina auf, als sie die entsetzten Schreie Annas hörte.
    »Nein, nein, nein«, schrie sie. »Da sind Ratten. In den Ecken sind Ratten. Dort, im Zimmer. Ich muss hier raus, Abraham. Sofort!«
    »Liebes, dort ist nichts«, sagte er verzweifelt.
    Wenig später hörte Catharina, wie er die Matratze nach unten schleppte.
    Beim Morgengrauen traute Catharina sich kaum aus ihrem Zimmer heraus, doch die Tür zur Stube war verschlossen. Elise hatte das Brot schon gebacken und Grütze mit viel Speck und Bohnen angesetzt. Die Magd schaute verängstigt drein. »Madame geht es wohl nicht gut?«, fragte sie leise.
    Catharina schüttelte den Kopf. »Dabei schien es besser zu werden.«
    »Es macht mir Angst«, wisperte Elise. »Es wird schwer für mich werden, mit dem Kind eine neue Stellung zu bekommen, aber in diesem Haushalt möchte ich nicht mehr verbleiben.«
    »Madame ist krank. Sie wird wieder genesen!« Catharina zweifelte indes an ihren eigenen Worten.
    Anna bestand darauf, dass die Bettstatt in die Stube geräumt wurde. Sie könne, so sagte sie klagend, nicht mehr im oberen Stock schlafen, weil dort allerlei Getier ihr Unwesen treibe.
    Catharina verdrehte die Augen, half aber, in der Stube das Schlafgemach einzurichten. Anna verkroch sich in das Bett, weigerte sich, aufzustehen.
    »Nun denn«, sagte Abraham traurig. »Dann werden wir uns eben in die Küche setzen müssen.«
    »Was wird aus Eurer Mittwochsrunde?«, fragte Catharina vorsichtig.
    »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht«, sagte Abraham und wirkte erschrocken. Er strich sich über den Bart. »Bei all dem Leid, das meine liebe Frau zu ertragen hat, möchte ich nicht auf diesen Kreis verzichten. Meint Ihr denn, wir könnten uns auch in der Küche zusammensetzen?« Er sah Catharina mit großen Augen an.
    »O ja.« Sie lachte leise. »Eure Freunde würden es Euch keinesfalls übel nehmen. Und ich denke, die Runde ist wichtig, gerade wo die Politik sich so rasant verändert.«
    Abraham lächelte gequält, aber dankbar. »Was würde ich nur ohne Euch tun?«
    »Der Magistrat wurde angewiesen, wieder knapp siebentausend Futterrationen in die Stadt liefern zu lassen«, berichtete Johann von Beckerath bedrückt. »Angeblich wird das Regiment Comdé ins Winterquartier einrücken.«
    »Dies Regiment?« Abraham schüttelte den Kopf. »Sie waren schlimmer als alles andere bisher.«
    »Dabei sieht es doch nun wirklich nach Frieden aus«, sagte Engelbert vom Bruck nachdenklich. »Schweidnitz hat sich nach neun Wochen Belagerung den Preußen ergeben, Kassel hat kapituliert. Die Kaiserin von Russland hält an den Friedensverträgen Peters fest, und in Paris soll zwischen den Höfen von London, Versailles und Lissabon der Frieden unterzeichnet worden sein.«
    »Alles Gerüchte, mein lieber Freund«, sagte Abraham nachdenklich. »Noch gibt es keine offizielle Verlautbarung.«
    »Und dagegen steht die
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