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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd
Autoren: U Renk
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Abraham schluckte und wischte sich über die Augen. »Und schon in der Zeit ihres langen und qualvollen Sterbens habe ich meine tiefe Zuneigung zu dir gespürt und mich dafür gehasst. Wie kann ich den einen Menschen lieben, den ich gehen lassen muss? Und gleichzeitig den anderen, den ich aber nur lieben darf, wenn die andere Person geht? Es war schlimm. Aber schließlich habe ich eingesehen, dass Gott mir ein Geschenk macht. Gäbe es dich nicht, wäre ich an Annas Tod zerbrochen. Ich hoffe, du verstehst das.«
    Catharina nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. »Ja.«
    Am Morgen des 10. Juni 1763 versammelten sich vierzig berittene Kaufleute in blauen Röcken und schwarzen Westen mit schwarz-weißen Kokarden auf den Hüten auf dem Neumarkt in Krefeld. Sie ordneten sich und ritten dann, den Degen in der Hand, durch das Obertor dem König von Preußen, Friedrich dem Zweiten, entgegen.
    Die Bürger der Stadt bildeten in doppelter Reihe ein Spalier vom Obertor bis zum Haus der Familie von der Leyen, um so den König zu erwarten. Die Fahnen der Bürgerschaft wurden feierlich entfaltet. Gegen acht Uhr morgens kam der Prinz von Preußen, und zwei Stunden später fuhr der Wagen des Königs durch das Tor. Der König und Prinz Ferdinand von Braunschweig, der 1758 die siegreiche Schlacht vor den Toren Krefelds geschlagen hatten, stiegen aus und bestiegen sogleich zwei Pferde, um zum Fischelner Tor zu reiten und somit die Stadt einmal im Ganzen zu durchqueren. Sie ritten durch das Tor und bis zum Schlachtfeld an der Hückelsmay, kehrten zurück und besichtigten die Stadt, um dann zum Mittagsmahl bei den von der Leyen einzukehren.
    »Du könntest jetzt dabei sein, bei den von der Leyen, und den König treffen«, sagte Abraham zu seiner Frau Catharina. Sie hatten im Monat zuvor in aller Stille geheiratet. »Bereust du es nicht?«
    »Nein!« Lachend küsste sie ihren Mann. »Denn ich liebe dich. Lass uns nach Hause gehen, die Kinder warten sicher schon.«

Nachwort
    Liebe Leserin, lieber Leser,
    falls Sie – wie manche das eben so tun – das Nachwort zuerst lesen wollen, möchte ich Sie bitten, dies nicht zu tun. Buch zumachen und vorne wieder aufschlagen. Danke!
    Dieses Buch ist eine fiktive Geschichte, eine Geschichte, die ich mir ausgedacht habe. Dennoch gab es die meisten Personen, die in diesem Buch vorkommen.
    Viele Informationen und Grundlagen des Buches habe ich – wie auch bei meinem Roman »Der Frau des Seidenwebers« dem Tagebuch des Abraham ter Meer entnommen. (Zelt Verlag, Krefeld, 1936)
    Abraham ter Meer wurde am 9. August 1729 geboren und starb am 26. Januar 1804. Er heiratete Anna te Kloot, geboren Februar 1728, gestorben am 25 Juni 1767, am 26. Oktober 1760. Anna hatte eine Tochter aus erster Ehe – Mareijke, geboren 1758, gestorben am 13. Dezember 1768.
    Anna und Abraham hatten drei gemeinsame Kinder – Anna, geboren am 30. August 1761, gestorben am 13. 7. 1762, Anna, geboren am 23. Juli 1763, gestorben am 20. Mai 1765, und Johannes, geboren am 1. April 1767, gestorben am 23. Mai 1767.
    Der Tod der ersten Tochter wurde in seinem Tagebuch so beschrieben, wie ich es geschildert habe, und auch Annas Tod hat sich so ereignet.
    Wie der geneigte Leser aber erkennt, habe ich bei den Zeiten ein wenig gemogelt und den Zeitraffer eingesetzt. Auch lasse ich Anna te Kloot nicht den Tod ihrer anderen Kinder erleben.
    Abraham ter Meer heiratete am 13. Dezember 1772 Catharina te Kamp. Auch dieses Ereignis habe ich vorgezogen.
    Catharina te Kamp war wahrscheinlich weder die Magd noch die Mätresse von Friedrich von der Leyen.
    Doch auch Friedrich von der Leyen hat es tatsächlich gegeben, er reiste nach Potsdam und Köln, hatte Kontakt zum König und zum Kurfürsten. Er heiratete Isabella Herstatt und wurde von den Arbeitern der Familie so begrüßt, wie ich es schildere.
    Die meisten Frauen der mennonitischen Familie hießen Anna oder Catharina – was es etwas schwierig macht, sie auseinanderzuhalten, deshalb habe ich auch da etwas gemogelt. Die meisten Männer der Familie von der Leyen hießen Friedrich oder Heinrich. Tatsächlich hat der ältere Friedrich von der Leyen seinen Neffen des gleichen Namens (im Buch Frieder) an Kindesstatt angenommen.
    Die Geschichte der Seidenbarone ist sehr vielschichtig und facettenreich. Ich hätte noch viel mehr und ausführlicher schreiben können, leider hätte das den Rahmen des Buches gesprengt.
    Die Ereignisse des Krieges, die Besatzung Krefelds durch die französischen
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