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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd
Autoren: U Renk
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entschieden?«
    »Catharina, Ihr wisst, was ich für Euch empfinde. Mein Begehren für Euch hat sich nicht geändert.«
    »Begehren?«
    »Ja, ich begehre Euch. Ich schätze Euch über alles. Ihr seid eine besondere Frau.«
    »Danke.« Sie zwang sich zu lächeln.
    »Ich wollte Euch schon die ganze Zeit aufsuchen, um Euch ein Angebot zu machen.«
    »Ist das nicht ein wenig spät? Und was würde Eure Gattin dazu sagen?« Catharina schüttelte den Kopf.
    »Nun, sie wird es nicht erfahren. Unsere Ehe hat gewisse Hintergründe, die mit unseren Familien zusammenhängt.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber ich könnte Euch ... könnte dir, meine liebe Catharina, ein Haus anmieten und dir einen Haushalt bezahlen.«
    Catharina stockte der Atem. »Pardon?«
    »Wir könnten uns sehen, unsere Verbindung fortführen und pflegen ...«
    »Was für ein reizvolles Angebot, Monsieur.«
    Er strahlte sie an. »Ja?«
    »Für eine Kurtisane.«
    Frieder räusperte sich. »Nein. Und es ist gang und gäbe in meinen Kreisen ...«
    »Ich verkehre jedoch nicht in Euren Kreisen, Monsieur!« Catharina löste sich aus seinem Griff. »Nicht mehr und nie wirklich. Bonsoir.«
    »Catharina? Käthe?« Atemlos erschien Abraham neben ihr. Er bemerkte Frieder und nickte ihm zu. »Bonsoir, Monsieur von der Leyen.« Sein Tonfall wurde kalt.
    »Ah, ter Meer! Es ist Frieden. Wunderbar, nicht wahr?«
    »In der Tat, in der Tat. Wir müssen nun aber gehen, nicht wahr, Liebes?« Er packte Catharina fest am Ellenbogen und zog sie mit sich. »Dieser schmierige Kerl«, murmelte er. »Hat er Euch belästigt?«
    Catharina blieb stehen. »Nein«, sagte sie leise. »Noch ist er mein Herr. Er zahlt meiner Mutter immer noch Lohn.«
    Abraham biss sich auf die Lippe. »Das wusste ich nicht. Darüber habe ich überhaupt nicht nachgedacht. Sollt Ihr in seine Dienste zurückkommen?«
    »Abraham ...« Catharina wusste nicht, was sie sagen sollte. »Ich möchte nicht mehr in seine Dienste zurückkehren.«
    »Hat er Euch ...?«
    »Lasst uns nach Hause gehen und in Ruhe darüber sprechen.«
    Die Kinder schliefen, trotz des Aufruhrs in den Straßen, tief und fest.
    Abraham stellte eine Flasche Branntwein auf den Küchentisch und schenkte ihnen beiden ein. »Das können wir wohl brauchen.«
    Catharina trank einen Schluck, schüttelte sich dann.
    »Ich hatte eine innige Beziehung zu Monsieur von der Leyen«, sagte sie dann leise. »Er hat mir viel beigebracht.«
    »Ist das so?« Abraham senkte den Blick. »Ich habe von den Gerüchten gehört, ihnen aber keinen Wert beigemessen.«
    »Nein, nein.« Catharina lachte beschämt. »So innig war die Beziehung nicht. Noch nicht«, fügte sie dann leise hinzu. »Ich dachte zuletzt, er würde sich erklären, aber das tat er nicht.«
    Abraham nickte, strich sich über den Bart.
    »Ich dachte auch, ich würde ihn lieben, aber das tat ich nicht. Das ist mir in den letzten Monaten und Wochen schmerzlich bewusst geworden.«
    »Ja?«
    »Ja. Ich habe viel von Frieder gelernt – über Kunst, Musik und Literatur. Ich habe viele Dinge kennengelernt, die ich sonst nie erlebt hätte. Ich habe Gerichte gekostet, die extravagant und köstlich waren. Aber all diese Dinge machen nicht das wahre Leben aus. Das habe ich in den wenigen Wochen gemerkt, die ich hier verbracht habe, bei Euch und Eurer Familie.« Nun senkte sie den Kopf. »Und noch nie habe ich mich so wohl gefühlt, auch wenn Euch und Eurer Familie so Schreckliches widerfahren ist.«
    »Ihr liebt ihn nicht?«
    Catharina schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Seid Ihr Euch da sicher?«
    Sie sah ihn an, sah das Flehen in seinen Augen und konnte es kaum glauben.
    »Ja.« Catharina schluckte. »Thea, die alte Köchin, die mich begleitet hat, sagte mir einmal, ich würde wissen, wenn ich jemanden wahrhaftig liebe. Und sie hatte recht. Frieder war es nicht.«
    Zögernd nahm Abraham ihre Hand. Dann zog er sie zu sich, sah sie an und küsste sie. Ihre Lippen trafen aufeinander, warm und weich und viel inniger, als die Küsse mit Frieder gewesen waren.
    »Es ist nicht wegen der Kinder? Ich weiß, sie sind dir ans Herz gewachsen«, fragte er.
    »Das sind sie, aber ... nein, es ist nicht ihretwegen.«
    »Ich liebe dich«, sagte er leise.
    »Und du bist dir da auch sicher? Deine Frau ... sie ist ...«
    »Ja. Ich habe Anna geliebt, liebe sie noch. Ich würde sonst etwas dafür geben, wäre sie wieder am Leben. Aber nicht so, wie sie im letzten Jahr gewesen ist. Das Leben war eine Qual für sie und der Tod die Erlösung.«
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