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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade
Autoren: Ann Maxwell
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Kappe auf. Als sich nichts rührte, -schüttelte er kräftig.
    »Stop!« rief Dani entsetzt. »Nicht so heftig!«
    »Nicht so laut, bitte!« nuschelte Feng.
    »Wenn dieser Stoff das ist, was du sagst«, zischte sie leise zurück, »schadet ihm unsachgemäße Behandlung!«
    Feng grunzte und spähte ins Rohr hinein.
    Dani hatte das deutliche Gefühl, daß ihm der Inhalt unbekannt war.
    Gott sei Dank, dachte sie. Hoffentlich haben die, die den Stoff verpackten - wer immer das gewesen sein mag -, ja mehr davon verstanden als dieser Trampel.
    »Darf ich?« fragte Dani.
    Sie streckte die Hand auf eine Weise aus, die mehr wie ein Befehl als wie eine Bitte wirkte.
    Feng zögerte, reichte ihr dann jedoch das Rohr.
    »Sie zerstören, sie zahlen«, sagte er.
    Dani warf ihm einen ungehaltenen Blick zu.
    »Wenn der Stoff bereits beschädigt aus dem Rohr rauskommt«, sagte sie, »kriegst du nicht einen Pfennig.«
    Feng grunzte.
    Sanft tippte Dani an den Metallzylinder, bis der Inhalt in ihre Handfläche rutschte. Es war eine in weiße Seide eingeschlagene Stoffrolle, die mehrere azurblaue Bändchen zusammenhielten.
    Ein einziger Blick auf die weiße Hülle - und Dani wußte, daß der Stoff neu und maschinengefertigt war.
    Das beunruhigte sie keineswegs, ganz im Gegenteil. In Ermangelung eines klimatisierten Museumsraums bildeten eine feste Textilschicht und Lhasas extrem trockene, kalte Luft den besten Schutz, den es für die zarte, uralte Seide, die sie heute vormittag bereits kurz geprüft hatte, geben konnte.
    Mit kalten Fingern knüpfte Dani das Bändchen an einem Ende der Rolle auf. Behutsam klappte sie ein Ende der Hülle um, wobei sie darauf achtete, ja nicht direkt auf den Inhalt zu atmen.
    In der Rolle befand sich das Gewünschte. Selbst ohne direktes Licht erkannte sie die Kombination aus echten Seidenfäden, also solchen, aus einer Maulbeerzucht, und wildseidenen Kettfäden. Das Webmuster selbst war antik und ergab sich nur aus den Schußfäden.
    In Anbetracht des angeblichen Alters des Gebildes war die azurblaue Färbung des Stoffs noch erstaunlich intensiv. Sie schimmerte selbst im Zwielicht. Das leuchtende Blau wurde raffiniert verstärkt durch die erlesenen Goldfäden, die man mit der Seide verarbeitet hatte.
    Was für ein herrliches Stück, dachte Dani ehrfürchtig. Einfach unglaublich, wie gut es erhalten ist.
    Sie rieb die Fingerspitzen fest an der Innenseite ihrer Jacke, um sie so gleichzeitig anzuwärmen und zu säubern. Dann strich sie zart wie Schmetterlingsflügel über eine Ecke des Tuchs.
    Mit ihrem ausgezeichneten Tastsinn spürte sie sofort die glatte Resistenz von Organsinseide und die beinahe unmerklichen Variationen im Gewebe, die sowohl von der Seide selbst als auch von dem Webstil des Meisters stammten.
    Der Stoff war genauso, wie sie ihn zuvor auf einer Kommode ausgebreitet gesehen hatte, und zwar im Hinterzimmer des Ladens, in dem Feng sie angesprochen hatte. Sie irrte sich nicht. Ihre sensiblen, trainierten Fingerspitzen erkannten ihn wieder.
    Rasch deckte Dani nun das edle Stück zu, wickelte es ein und verschnürte es. Dann schob sie die Stoffrolle vorsichtig in das Metallrohr zurück. Mit einem erleichterten Seufzer schraubte sie die Kappe fest. Mehr konnte sie nicht tun, bis sie das fragile Kunstwerk sicher in den Vereinigten Staaten hatte.
    Ohne Vorwarnung riß Feng ihr das Rohr aus den Händen.
    »Sie sind zufrieden«, bemerkte er.
    Es war keine Frage, aber Dani antwortete trotzdem.
    »Jawohl«, bestätigte sie. »Vollkommen.«
    »Das Geld, Miss Warren. Dann bin auch ich mit dem Geschäft einverstanden.«
    Fengs flüchtiges Grinsen war alles andere als beruhigend.
    »Einen Moment noch«, bat Dani sich aus.
    »Warum warten? Es wird gleich Nacht.«
    Daran brauchte er sie nicht zu erinnern. Dennoch zögerte sie.
    Fraglos war die Seide echt.
    Aber nachdem sie den ganzen Nachmittag lang zwei große Fremde verfolgt hatten, mußte sie besonders vorsichtig sein.
    »Wo hast du sie her?« fragte sie ohne Umschweife.
    Feng stieß ein verächtliches Schnauben aus.
    »Ihr Amerikaner seid doch bloß an dem Alter von diesem Plunder interessiert«, sagte er. »Was kümmern euch schon die Schwierigkeiten modernen Handels?«
    »Die Zeiten haben sich geändert, seit die Europäer vor einem Jahrhundert hier auftauchten«, erklärte Dani ruhig. »Einige von uns wollen Kunstwerke und Reliquien bewahren, und nicht an den Meistbietenden verkaufen.«
    Ungeachtet dessen warf Feng ihr ob ihres mangelnden Vertrauens
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