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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade
Autoren: Ann Maxwell
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gekränkte Blicke zu. Er hielt das Aluminiumrohr hoch, so daß sie es sehen konnte.
    »Ich hab es gehütet wie meinen Augapfel«, sagte er. »Auch mir liegt etwas daran.«
    »Deshalb sind auch diese Beulen im Behälter«, sagte Dani sarkastisch.
    Feng wollte ihr schon widersprechen, machte dann jedoch eine wegwerfende Handbewegung.
    »Ich konnte das Ding doch nicht ständig mit mir rumschleppen«, maulte er. »Die Polizei war heute überall... mußte es hinter ein paar Ziegeln in der Wand meines Hauses verstecken.«
    Doch Dani zögerte immer noch. Sie fühlte, daß dies der Moment größter Gefahr für sie war. Argwöhnisch starrte sie Feng an und überlegte, was wohl hinter dieser hageren, wettergegerbten Miene vorging.
    Er ist nicht viel größer als ich, dachte Dani, aber unterschätze bloß nicht seine Stärke!
    Wie kann ich ihn daran hindern, sich mit dem Geld plus der Seide in Luft aufzulösen?
    Der Chinese starrte sie ebenfalls an. Er wurde zunehmend ungeduldig.
    »Nur noch eine Frage«, beharrte Dani.
    »Aber...«
    »Sag die Wahrheit«, unterbrach sie ihn, »oder ich verschwinde auf der Stelle.«
    Feng nickte nervös.
    »Warum hast du mich auf dem Barkhor-Markt angesprochen?« fragte Dani.
    Nur ein Lidzucken verriet seine Überraschung.
    »Sie sind Amerikanerin«, riß er sich schnell zusammen.
    »So wie tausend andere Touristen!«
    »Sie waren am Kauf von Kunstobjekten interessiert.«
    »Wie fünfhundert andere auch. Warum ich, Feng? Warum hast du mich ausgewählt?«
    Sie sah ihn an und wartete.
    Nichts an seiner Erscheinung beruhigte sie.
    »Ich, äh, war dabei, wie Sie die Gebetsfahnen der Khampa im Tempel studierten«, begann Feng. »Sie haben sie so vorsichtig berührt, daß ich annahm, Sie wären an den alten Seiden interessiert.«
    »Tatsächlich?« hakte Dani leise nach.
    Feng nickte.
    »Die Fahnen der Khampa wurden erst jüngstens gefertigt«, sagte sie, »und dennoch wußtest du, daß ich eine Expertin für antike Stoffe bin.«
    Seine Augenlider flatterten erneut. Er sagte nichts.
    »Versuchst du mich reinzulegen?« fragte Dani.
    »O nein, nein, Miss«, beeilte sich Feng zu versichern. »Ich habe mehr Angst vor der Polizei als Sie.«
    »Warum hast du dies Stück dann ausgerechnet mir gezeigt?«
    Shane, der platt wie eine Flunder auf dem Dach lag, wußte nicht, ob er fluchen oder applaudieren sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Dani es kaum abwarten können, ihren hübschen Hals in die Schlinge zu stecken.
    Wird auch Zeit, Lady, dachte Mr. Crowe sarkastisch. Du befindest dich bis zu deinem niedlichen Kragen in Yakscheiße, und endlich merkst du es auch.
    Raus mit der Sprache, Feng. Warum hast du dir die unschuldige kleine Professorin ausgesucht?
    Shane war selbst neugierig.
    Dann drang ein leises Geräusch zu ihm, wie das Schaben von Metall an Metall. Er erkannte es sofort als das, was es war: Die Heckklappe eines Lastwagens wurde heruntergelassen.
    Gefahr.
    Der Amerikaner hatte das Geräusch schon viele Male gehört, bei einem Hinterhalt oder einer nächtlichen Patrouille in den Bergen. Die Laster der chinesischen Volkspolizei besaßen solche Klappen. Sie mußten geöffnet werden, damit die Soldaten herausklettern konnten.
    Langsam hob Shane den Kopf und spähte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Etwa siebzig Meter entfernt, jenseits der breiten Freitreppe zum Palast, erhaschte er einen Blick auf einen Laster.
    Vor ein paar Minuten war er noch nicht dagewesen.
    Selbst im Zwielicht hatte Shane keine Probleme, die grünen Uniformen zu erkennen. Wie dem Geräusch der aufgehenden Heckklappe, so war er den Farben der chinesischen Volkspolizei schon viel zu oft und bei jedem Grad von Helligkeit begegnet.
    Nur mit abgestelltem Motor und ohne Scheinwerfer konnte sich der Laster unbemerkt genähert haben.
    Das ist keine Routinepatrouille, erkannte Shane. Das ist eine Elitetruppe auf einer sorgfältig geplanten Operation.
    Dreck!
    Shane wandte den Kopf in Richtung Stadtmitte. Von dort bewegte sich noch mehr Scheinwerfer auf ihn zu.
    Feng und Dani sitzen wie Ratten in der Falle, dachte er. Und ich auch. Nur zum Unterschied weiß ich es.
    Shane hoffte, damit den entscheidenden Vorteil zu besitzen.
    Dann erhaschte er ein anderes Geräusch, Stiefel, die über Pflastersteine trappelten. Die Soldaten rückten heran.
    Ich muß mir die Seide schnappen, beschloß Shane ruhig. Eine bessere Chance kriege ich nicht. Und auch keine zweite.
    Langsam stemmte er sich hoch und schätzte die Entfernung
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