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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade
Autoren: Ann Maxwell
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kalter Schauder überlief Dani, als sie an jene Szene zurückdachte.
    »Ich hab ihn gesehen«, flüsterte sie, »und ich kam mir so nutz-los vor. Warnen konnte ich Shane nicht, konnte ihn nicht retten -mir blieb nichts anderes übrig, als herumzusitzen und ...«
    »Ja«, sagte Cassandra in die Stille, die sich über den Raum gesenkt hatte. »Es muß schrecklich für Sie gewesen sein.«
    Der Ausdruck in Cassandras Augen und ihrem Tonfall ließ Dani vermuten, daß der Älteren diese unglückliche Lage durchaus vertraut war.
    Gillie, dachte Dani. Arme Frau. Aber wenigstens hat er sie nicht aus so absurden Sicherheitsgründen verlassen.
    »Jedenfalls«, fügte Cassandra nonchalant hinzu, »hat Shane dem Steward eines über den Schädel gegeben. Als er dann sah, daß ein wenig zu viele Glaszylinder mit Seide herumschwirrten, kam ihm Ihr Expertenrat gerade recht.«
    »Ja, er war echt begeistert, mich zu sehen«, spottete Dani.
    »Wie ich schon sagte, edelmütige Männer sind manchmal zum Erschießen!«
    Dani lächelte dünn, aber zustimmend.
    »Sobald Sie mit dem Original in der einfachen weißen Umhüllung verschwunden waren«, sagte Cassandra, »öffnete Shane das Geheimfach noch mal, legte die Fälschung des Stewards hinein und unsere Fälschung in den Behälter des Stewards, den er anschließend wieder ins Handtuch einwickelte.«
    »Langsam kriege ich Kopfschmerzen.«
    »Wie gesagt, ausgesprochen byzantinisch!«
    »Für wen hat der Steward eigentlich gearbeitet?« wollte Dani wissen.
    »Für Liu. Als der gute Mann sein Bewußtsein wiedererlangte, nahm er an, daß, wer immer ihn auch niedergeschlagen hatte, auf die ins Handtuch gewickelte Fälschung hereingefallen war. Also tauschte er, was er für seine Fälschung hielt, mit derjenigen in dem Geheimfach aus - nahm das, was er für die richtige Seide hielt, an sich und machte sich davon.«
    »Hübsches Spielchen«, lobte Dani.
    »Es war ziemlich amüsant. Solange es andauerte, jedenfalls«, sagte Cassandra trocken.
    »Also hat Koyama die Seide mit dem freundlichen Gruß von
    Risk Limited gekriegt. Und was geschah mit Chens Dreingabe zum Seidenroulette?«
    »Die ruht derzeit in einer Kiste in einem Pekinger Lagerhaus, neben anderen tibetischen Heiligtümern.«
    »Wie lange läßt sich die chinesische Regierung wohl hinters Licht führen?«
    Cassandra warf einen Blick auf die Wanduhr, von der auch die Tag- und Nachtzonen rund um die Welt abzulesen waren.
    »Nicht mehr lange«, meinte sie zuversichtlich. »Die Probleme des Himmel-und-Erde-Tong fangen gerade erst an. Es ist nicht ratsam, es sich mit ihren Machthabern zu verscherzen, das werden sie bald feststellen. Doch wo wir schon dabei sind: Dasselbe gilt für die Tibeter!«
    Noch während sie sprach, fischte Cassandra eine weitere Seite aus dem Stapel.
    »Es scheint«, fuhr sie fort, »als wäre die tibetische Freiheitsbewegung derzeit aktiver denn je. Ihr neuer Schlachtruf heißt >Heiliges Azur<. Hat wohl etwas mit dem bewußten Gegenstand zu tun, wie ich vermute.«
    Dani stieß einen langen Seufzer aus. »Dann war es das also wert?«
    »Es gibt keine Garantie dafür, daß die Bewegung Erfolg haben wird.«
    »Nein, aber zumindest haben die Tibeter ein Stück ihres geheiligten Erbes herübergerettet in die Gegenwart.«
    »Ein ziemlich formidables Stück sogar«, stimmte Cassandra zu.
    »Katja muß stinkwütend sein«, sagte Dani.
    »Sie ist tot.«
    Dani riß die Augen auf. »Wirklich?«
    »Jawohl. Ihr Liebhaber hat sie in einem Anfall von Wut oder sexueller Leidenschaft getötet. Die Polizei ist sich da nicht ganz sicher. Kasatonin beging kurz darauf Selbstmord.«
    »Also, das ... ist... ja nicht zu fassen.«
    »Der Tod kommt zu uns allen.«
    Dani machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich kann einfach nicht glauben, daß sich ein Killer wie Kasatonin wegen einer Frau das Leben nimmt.«
    »Glücklicherweise kennt die Polizei von Aruba Kasatonin nicht so gut wie Sie. Offiziell gilt es als Mörder-Selbstmord-Geschichte.«
    »Fall abgeschlossen?«
    »Vollkommen!«
    »Gillie muß sehr erleichtert sein«, bemerkte Dani.
    »Der Sergeant-Major hat Glück, daß ich seine Flaut nicht als Tapete benutze«, entgegnete Cassandra und blickte an Dani vorbei.
    »Und ich bin extra mit erhöhter Geschwindigkeit an deine Seite zurückgeeilt!« Der soeben Genannte machte die Bürotür hinter sich zu. »Bloß um dir das Abendessen zu kochen!«
    Trotz seines scherzenden Tonfalls klang er hundemüde. Er hatte ein paar blaue Flecken und
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