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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade
Autoren: Ann Maxwell
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ersten Mal seit Wochen erfaßte Dani Heiterkeit.
    »Koyama war natürlich außer sich«, fuhr Cassandra fort. »Er ging schnurstracks zu Katja, die sagte, die Seide muß wohl auf der Fähre von Risk Limited ausgetauscht worden sein. Sie jedenfalls hätte gewiß keinen Grund, ihn zu demütigen, sondern hege größtes Interesse an seiner Mitwirkung in der Harmony«
    »Hat Koyama ihr geglaubt?«
    »Das muß er wohl. Er hat sie nicht umgebracht.«
    »In diesem Fall überrascht es mich, daß Sie nicht an allen Ecken und Enden bewaffnete Wachposten stehen haben.«
    »Ach, Koyama hat mir bereits einen kleinen Besuch abgestattet.« Cassandra schlug ein Bein über das andere.
    »Was? Wann?«
    »Letzte Woche.«
    »Liegt er jetzt bei den Frühlingszwiebeln unter der Erde?«
    »Nicht doch«, zwinkerte Cassandra ihr zu. »Ich habe ihm lediglich erklärt, daß Risk Limited tatsächlich auf der Fähre Lius Schmuggler ausgeschaltet und die Seiden ausgetauscht hat.«
    Dani zog eine Grimasse. »Ich wette, er war nicht sehr erfreut.«
    »Dann habe ich ihm gezeigt, was wir bekommen haben.«
    »Etwa Buddhas Seide ...?« fragte Dani fassungslos.
    »Nein. Ich habe ein wunderschönes, sehr altes Gewebe vor ihm ausgebreitet, das man als das heilige Tuch hinzustellen versuchte.«
    »War es die Seide, die ich auf der Fähre sah? Chens Fälschung?«
    »Nun«, murmelte Cassandra, »die Fälschung, die ich ihm zeigte, war tatsächlich eine unserer Notfallreserven. Es handelte sich um eine antike persische Seide, die unsere Labore in einen bemerkenswerten, ausgebleichten Azurton färbten. Inzwischen sieht man allerdings die Farbe kaum mehr. Die moderne Chemie ist leider nicht perfekt, aber äußerst effektiv.«
    Dani merkte, daß ihr Mund offenstand. Sie klappte ihn zu.
    »Ich schlug vor«, nahm Cassandra den Faden wieder auf, »daß sich Koyama nach Tony Liu als dem eigentlichen Schurken Umsehen solle. Liu gefiel der Machtzuwachs der Harmony in Asien überhaupt nicht. Er fürchtete um das Leben seines Enkelsohns in Amerika. Außerdem verkaufte Tony die Kostbarkeit für zwei Millionen Pfund Sterling an die Volksrepublik China, noch bevor sie das goldene Dreieck verlassen hatte.«
    »Aber das ist unmöglich«, protestierte Dani sofort. »Ich habe Buddhas Robe auf der Fähre selbst berührt. Das weiß ich ganz genau.«
    »Prasam Dhamsa auch. Übrigens möchte er Ihnen seinen Respekt und seine Dankbarkeit aussprechen. Er hofft, daß Sie ihn bald besuchen kommen. Sehr bald - es gibt etwas zu erzählen.«
    »Ich - aber - verdammt, wer hat nun das Original?«
    »Die wahren Eigentümer. Die Azurmönche.«
    »Sind Sie sich dessen sicher?«
    »Absolut. Und Koyama glaubt jetzt fest, Tony Liu hätte ihn hintergangen.« Cassandra zuckte mit den Schultern. »Ein logischer Schluß. Er fand die Weber, die Liu zu der Tong-Fälschung anstiftete.«
    »Es klingt recht unwahrscheinlich, daß Liu so dumm sein sollte. Eine Fälschung, ja - aber sie Koyama unter die Nase zu halten, nein!«
    Cassandra lächelte wie eine Katze.
    »Liu ist kein dummer Mann«, erläuterte sie, »trotzdem wohl mittlerweile tot.«
    »Koyama hat ihn umbringen lassen?«
    »Wahrscheinlich. Doch unter den Tong ist ein genereller Bandenkrieg ausgebrochen. Jedes ehrgeizige Mitglied hätte an Lius Tod schuld sein können. Ein typischer Machtkampf unter Gangstern.«
    »Bon appetit«, meinte Dani sarkastisch.
    »Ja, wirklich eine sehr anregende Vorstellung. Noch einen Biskuit? Oder haben Sie mit dem hier noch nicht genug herumgespielt?«
    Die Jüngere warf einen Blick auf die kläglichen Überreste ihres Kekses und merkte erst jetzt, daß ihre Finger voller Krümel und Puderzucker waren. Reumütig schüttelte sie den Kopf.
    »Wie haben Sie das bloß geschafft?« fragte Dani. »Ich meine nicht die Kekse ...«
    »Also das war eigentlich nicht ich, sondern Shane. Der Mann besitzt einen byzantinischen Verstand und die Hinterhältigkeit eines Machiavelli.«
    Dani verbarg ihre Ungeduld hinter ihrer Teetasse.
    »Shane fand die echte Seide in Chens Laster versteckt, genau wie der es versprochen hatte. Unglücklicherweise war das Tuch in Brokat gewickelt statt in die einfache weiße Seide, die Sie beschrieben haben. Und die wir natürlich peinlich genau kopiert haben.«
    »Nicht gut!«
    »Shane war tatsächlich nicht erfreut. Er tauschte die Umhüllungen aus, legte unsere geniale Fälschung in das Geheimfach im Armaturenbrett und wollte sich gerade absetzen, als der sogenannte >Steward< auftauchte.«
    Ein
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