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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade
Autoren: Ann Maxwell
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schlichte, weiße Seide, wie sie Dani und auch der Spion beschrieben hatten.
    Verdammt, dachte Shane wütend. Ich muß unsere Version neu einwickeln.
    Rasch und vorsichtig zog er den Korken aus Chens Kapsel. Zu seiner Erleichterung gab es kein nennenswertes Zischen. Das Vakuumsiegel war nicht perfekt gewesen, was bedeutete, daß er seine Arbeit hier beenden konnte; andernfalls hätte er alles zum Lieferwagen zurücknehmen müssen, um es mit der Vakuumpumpe zu verschließen, die sicherheitshalber in seinem Gepäck wartete.
    Rasch öffnete Shane sein eigenes Glasrohr und vertauschte die beiden weißen Umhüllungen. Als er die Rollen in ihre jeweiligen Behälter zurückgeschoben hatte, warf er einen eiligen Blick auf die Treppe, die vom Passagierdeck zum Auto hinunterführte.
    Ein kleiner Mann in der Uniform eines Stewards war soeben die Treppe herabgestiegen. Er blickte sich auf dem Wagendeck um, erspähte das gewünschte Fahrzeug und ging darauf zu.
    Der Steward passierte eine Deckenlampe. Die Glühbirne war zwar schwarz und trüb von Abgasen und Salzwasserspritzern, dennoch konnte Shane den Mann als Asiaten identifizieren.
    Er hatte einen Satz Wagenschlüssel in der Hand und trug unter einem Arm ein in ein Handtuch gewickeltes Paket. Das Paket besaß exakt dieselbe Größe wie das von Shane.
    Der »Steward« war zu Chens Vehikel unterwegs.
    Org, Org, wer hat das verdammt Original? dachte Shane wild.
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Shane verschloß die Tür von innen, zwängte sich noch tiefer in den Fußraum des Beifahrersitzes und wartete.
    Der Steward schloß die Fahrertür auf, bückte sich, um einzusteigen und war bewußtlos, bevor er Shanes Handkante sehen konnte, die aus dem Halbdunkel auf ihn zuschoß.
    Shane zog den Mann ins Wageninnere und machte den Wagenschlag zu. Ohne den bewußtlosen Mann mehr als ein paar Sekunden lang aus den Augen zu lassen, legte Shane die Risk-Limited-Seide in das Schmuggelfach, schraubte die Deckplatte wieder fest und schob den Aschenbecher an seinen Platz.
    Der Steward stöhnte. Mit einer Hand drückte Shane die Halsschlagader des Mannes ab und ließ ihn wieder in einem Strudel der Bewußtlosigkeit versinken. Mit der anderen Hand wickelte er das Paket auf, das der Kerl mitgebracht hatte.
    Er starrte erst die eine, dann die andere Glaskapsel an. Vollkommen identisch.
    Einschließlich der Umwicklung mit weißem Brokat.
    »Heiliges Kanonenrohr«, entfuhr es Shane.
    Der Steward begann sich zu regen.
    Vorsichtig drehte Shane seinen Kopf zu sich herum. Mit einem kurzen Handkantenschlag an den Hals knipste er ihm wieder das Licht aus. Er setzte den Steward so hinters Steuer, daß es aussah, als würde er schlafen.
    Hoffentlich war der Schlaf des Stewards kein permanenter, aber im Moment konnte er sich darüber, weiß der Himmel, keine Sorgen machen. Vorläufig störte er jedenfalls nicht.
    Rasch ergriff Shane beide Glaszylinder sowie das Handtuch, in das der Steward sein Paket eingewickelt hatte, und stopfte alles unter seine Jacke. Dann blickte er sich um.
    Jemand kam über die Treppe aufs Wagendeck herunter. Es war eine grauhaarige Frau mit rosa Leggings und einem lila Anorak. In der Hand hielt sie eine fettige Papiertüte.
    Eine Zivilistin, dachte Shane ungeduldig. Laß sie bloß nicht auf ein Nickerchen runtergekommen sein!
    Die Frau machte die Tür eines Wagens auf, der vier Fahrzeuge weiter hinten in der Nebenreihe stand. Sofort begann ein rattengroßes Hündchen zu japsen und zu kläffen. Sie hielt das hektische Pelzknäuel im Arm und fütterte es mit Bissen aus der Tüte.
    Falls sie an diesen Muff Reste vom Schiffsessen verfüttert, dachte Shane, hätte er es bei den Ratten in Lhasa besser gehabt.
    Die Frau säuselte noch ein paar Augenblicke ihrem Haustierchen zu, dann schloß sie wieder ab und eilte in die Wärme der Fahrgastlounge zurück.
    Shane rollte das Wagenfenster ein wenig herunter und lauschte einen Moment, um sicherzugehen, daß das Wagendeck auch wirklich wieder leer war.
    Eine Autotür öffnete und schloß sich irgendwo hinten auf der Fähre. Schritte näherten sich dem Laster. Er war irritiert, als er Dani im Seitenspiegel erkannte, aber nicht überrascht. Halbwegs hatte er sie schon erwartet, seit der Steward aufgetaucht war.
    »Steig ein!«
    Dani blieb keine Wahl, denn Shane zog sie schon herein und über seinen Schoß. Die Tür schloß sich hinter ihr, bevor sie einen Muckser tun konnte.
    Mit raschen Bewegungen machte sich Shane an den beiden
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