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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse
Autoren: J Leheta
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den Kopf.
    Manchmal blieben sie stehen und wechselten ein paar Worte mit Bekannten. Als sie aufsah, blieb ihr Herz für einen Takt stehen – Hannes war da. Er sah im selben Moment zu ihr herüber, und in seinen Augen blitzte es auf. Diesen Ausdruck hatte sie in der Stadt schon oft auf Männergesichtern gesehen, aber als Hannes sie genauso ansah, war es für sie eine tiefe Genugtuung. Diesen Blick hatte er sich früher für die Dorfschönheiten aufgehoben, nie für sie.
    Endlich!
    Er winkte sie zu sich an den Tisch. Ha! Da sollte er sich schon ein bisschen mehr anstrengen. Sie winkte lässig zurück, und da sie weiter hinten einige Schulfreunde ausmachte, bei denen noch Plätze frei waren, wollte sie lieber dorthin. Jetzt sollte Hannes einmal warten! Sie würde so lange mit ihm auf Distanz flirten, bis er zu ihr kam. Schließlich hatte sie dazugelernt.
    »Cornelia, dort hinten sind Christoph und Martin, komm, setzen wir uns zu ihnen«, flüsterte sie ihrer Cousine ins Ohr.
    Sabrina ging voran und flanierte mit Cornelia im Schlepptau einige Reihen weiter an Hannes vorbei, schenkte ihm jedoch keine Beachtung.
    Als Christoph sie sah, sagte er sofort: »Sabrina, dass man dich auch einmal wieder sieht! Kommt, ihr beiden, setzt euch zu uns.«
    »Gern.« Sabrina sah sofort an Corne lias Gesichtsaus druck, wie sehr ihr Christoph gefiel. Kein Wunder, die Arbeit auf den Feldern hatte seine Figur wunderbar geformt, in den samtigen braunen Augen lag eine warme Ausstrahlung, und das Gesicht war gebräunt von der Sommersonne. Er war eine absolute Augenweide, aber für Sabrina war er immer wie ein Bruder gewesen, genauso wie Martin. Die Reife stand ihnen beiden gut, das musste sie zugeben.
    »Das ist meine Cousine Cornelia.«
    »Chris toph, hallo.«
    »Martin, hallo.«
    Beide setzten sich.
    In diesem Augenblick kamen die
Clouds
auf die Bühne, und da Sabrina sich in Richt ung der Band gesetzt hatte, sah sie aus den Augenwinkeln, dass Hannes sie musterte. Noch ignorierte sie ihn. Obwohl sie am liebsten zu ihm gerannt wäre, beherrschte sie sich. Wenn da nur nicht dieses nervöse Magenflattern wäre! Hoffentlich sah man es ihr nicht an.
    »Sag mal, Sabrina, wie lange lebst du schon nicht mehr hier?«, wollte Christoph wissen.
    »Fast fünf Jahre«, entgegnete sie.
    »Die Stadt bekommt dir, du siehst toll aus«, meinte Martin.
    »Danke.« Sie warf ihm ein herzliches Lächeln zu. »Seid ihr schon lange hier?«
    »Das kannst du laut sagen. Wir haben beim Aufbau geholfen«, sagte Christoph und prostete ihr mit der Maß zu, »seit fünf Uhr.«
    Die Kellnerin stellte ungefragt zwei weitere Maß Bier an den Tisch, die sich die beiden Frauen gleich schnappten, um mit den Män nern anzu stoßen.
    Cornetia stellte die Maß ab. »Euren Vorsprung hoten wir ganz sicher ein«, lachte sie.
    Auf der Tanzfläche tummelten sich schon viele Frauen, sogar einige Männer trauten sich bereits. Und als
Satisfaction
angespielt wurde, hielt Sabrina nichts mehr auf ihrem Platz.
    Sie zupfte Cornelia am Arm, da sie gerade in einer angeregten Unterhaltung mit Christoph vertieft war. »Cornetia, lass uns tanzen.«
    »Jetzt nicht«, erwiderte sie und lächelte Sabrina kurz an. »Ich komm mit«, erbot sich Martin.
    Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen tanzte Sabrina am liebsten am Rand der Tanzfläche. Jeder sollte sehen, wie gut sie sich zur Musik bewegte. Wie zufäll ig warf sie einen Blick in Hannes’ Richtung – er lächelte sie sexy an. Auch sie lächelte ihn an, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Musik, die förmlich durch ihre Adern zu fließen schien. Ihr war auf den vergangenen Dorffesten nie aufgefallen, dass Martin getanzt hatte, aber er bewegte sich sehr gut, um nicht zu sagen, unglaublich gut. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt, seine Arme waren von der Landarbeit gestählt. Früher, als sie noch hier gewohnt hatte, war er nicht so gut gebaut, sondern schlaksig gewesen.
    Diese tiefe Freundschaft, die sie in ihrer Jugend verbunden hatte, empfand sie auch heute noch. Sie freute sich ungemein, ihn wieder zu sehen. Plötzlich zog er sie in seine Arme, und obwohl es sich um ein Rocklied handelte, tanzte er mit ihr die rockige Version eines Foxtrotts. Er wirbelte sie herum, machte alle möglichen Drehungen mit ihr, und sie genoss es. Perfekt! Bei jedem Schritt spürte sie, wie ein Glücksgefühl durch ihre Adern gepumpt wurde, hindurchströmte wie köstl icher Wein – nur noch spritziger. Einige waren zur Seite getreten und sahen ihnen
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