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Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Titel: Sei schlau, stell dich dumm: Biographie
Autoren: Bastei Lübbe
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Und von Anfang an machte sie daraus kein Geheimnis.
    Daniela wohnte damals direkt über der Kneipe ihrer Mutter. Das Bistro »Im Bett« ist neben ihrer Wohnung eine weitere Kultstätte im Katzenberger-Kosmos, dank des skurrilen Getränkeangebots mit Drinks wie »Ficken«, »kalte Muschi« und »Ejakulada«, dank der Stammkunden, die täglich an der Theke hocken und Daniela haben aufwachsen sehen. Und dank ih rer Mutter, die für jede Situation im Leben einen Spruch parat hat. Iris zeigte mir, gerade mal fünf Minuten nachdem wir uns kennenlernten, Aktfotos von sich in Lack und Leder – aus den Achtzigern und zeitgemäß mit aufgeföhnter Jennifer-Rush-Lockenmähne. Fotos, die man eigentlich freiwillig in den Kamin wirft oder auf dem Dachboden verstauben lässt. Doch Iris holte sie gern hervor, denn damit wollte sie sich vor Jahren als XL -Model für den Otto-Katalog bewerben. An der Eifersucht ihres damaligen Ehemannes scheiterte der Traum vom Katalogmodel. Umso mehr freute sie sich darüber, dass ihre Tochter die Träume lebt, die sie selbst nur träumte.
    Der L. A.-Dreh mit Daniela Katzenberger war ein Erlebnis. Von Anfang an. Schon auf dem Weg vom Flughafen nach Hollywood kamen wir an all den Attraktionen vorbei, die Los Angeles zu bieten hat. Daniela schaute nicht aus dem Fenster, sondern schmierte sich die ganze Zeit Lipgloss auf die Schnute und machte zur Kontrolle immer wieder Handyfotos von sich. Der Rest ist längst Fernsehgeschichte: das Shooting, bei dem sie sich nicht oben ohne zeigen wollte, obwohl sie sich für den Playboy bewarb; die Diskussionen mit der Fotografin wegen ihrer künstlichen Augenbrauen. Und natürlich der Gang zur Playboy Mansion und die Frage an die Security, ob Hugh Hefner zu sprechen wäre. Nie zuvor war ein Dreh für mich so ereignisreich, spannend und unterhaltsam. Zurück in Leipzig, kontaktierte ich sofort meinen Produzenten Bernd Schumacher, um ihm mitzuteilen, dass in dieser Frau riesiges Potenzial steckt.
    Ein Dreh hätte Danielas und meinen Weg fast getrennt: der Topmodel-Contest auf Mallorca. Daniela war neben zehn weiteren wunderschönen Frauen von der Miss Germany Corporation zu einem Modelcontest eingeladen. Ein Dreh voller Stimmungskiller: gut aussehende Konkurrenz, unerträgliche Hitze auf der Insel, endlos lange Drehtage. Immer wieder geriet ich mit Daniela aneinander, am heftigsten am Abend des 24. Juni 2009 – ausgerechnet im mallorquinischen Santa Ponsa, wo Daniela zwei Jahre später ihr Café Katzenberger eröffnen sollte. Am Vorabend des Model-Contests verlor Daniela einen Cocktailwettbewerb gegen ihre Rivalin Micaela Schäfer – und das als erfahrene Kellnerin. Sie zog eine Schnute wie sieben Tage Regenwetter, nebendran heulte unsere Kamerafrau Rotz und Wasser, weil kurz vorher bekannt wurde, dass Michael Jackson verstorben war. Die Stimmung im Team war angespannt und ich längst kreidebleich wie der King of Pop zu Lebzeiten – genervt vom Gehabe und Gezicke um mich herum. In diesem Moment erwischte mich Daniela auf dem falschen Fuß: »Ich habe keine Lust auf diesen Scheiß. Ich habe hier sowieso keine Chance zu gewinnen und bin das Nilpferd unter den Giraffen.« Seit Tagen versuchte ich, sie zu ermutigen, doch in diesem Augenblick konnte ich dem nichts entgegensetzen: »Dann brechen wir den Dreh ab und fliegen morgen nach Hause.« Auf dem zweistündigen Rückweg zur Modelfinca redeten wir kein einziges Wort. Auch danach nicht – keine »Gute Nacht«-Wünsche. Erst am nächsten Morgen schien die Sonne wieder: Daniela entschuldigte sich und verkündete mir freudestrahlend, sie wolle kämpfen und gewinnen. So sollte es geschehen: Sie gewann den Contest und kletterte ihre Karriereleiter eine weitere Sprosse nach oben.
    Das Ereignis, worauf ich am liebsten zurückblicke, ist Danielas Auftritt bei Markus Lanz. Im Sommer 2010 begleitete ich sie nach Hamburg, anlässlich ihres ersten Auftritts im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Wir mussten uns erst einmal daran gewöhnen, dass wir nicht mit allen Beteiligten per Du waren, sondern bevorzugt gesiezt wurden – irgendwie alles ein bisschen steif. Während Danielas Auftritt saß ich im Backstage-Bereich, umgeben von anderen Künstlern, Betreuern, Fernsehmachern. Und plötzlich haut sie die Sätze raus, die am Folgetag sogar der BILD eine Schlagzeile wert waren: »Wisst ihr eigentlich, dass es so was wie Anal Bleaching gibt? Es gibt Leute, die sich das Pupsloch bleachen lassen, und ihr regt euch über Silikonbrüste
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