Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht nach Geborgenheit

Sehnsucht nach Geborgenheit

Titel: Sehnsucht nach Geborgenheit
Autoren: Suzanne Carey
Vom Netzwerk:
Versuchung, einen Blick in Jacks Zimmer zu werfen, und kehrte in das ihrer Schwester zurück. Dort strich sie an einem der hohen Bettpfosten entlang, klopfte eins der vielen Kissen auf und schlenderte zu Sharons Frisiertisch hinüber.
    Flakons mit teurem Parfüm, achtlos hingeworfener
    Modeschmuck sowie Bürste, Kamm und Spiegel aus Perlmutt, lagen noch so da, als würde Sharon jeden Moment aus dem Bad kommen. Mit einem Kloß im Hals starrte Liz auf die langen blonden Haare, die an den Borsten hafteten.
    Sie wusste, dass Sharon in der Schublade persönliche Unterlagen aufbewahrte, zog sie jedoch nicht auf. Die Papiere gehörten jetzt Jack, und ihm stand es zu, sie als erster durchzusehen.
    Liz hörte, wie die letzten Gäste gingen, und sah vom Fenster aus
    der davonfahrenden Limousine ihrer Eltern nach. Plötzlich spürte sie Jacks Anwesenheit und drehte sich um.
    Sie wusste nicht, wie lange er schon in der Tür stand und sie beobachtete. In seinem Blick lag etwas, das sie nicht ergründen konnte, und seine Nähe brachte sie aus dem Gleichgewicht.
    „Sind alle gegangen?" fragte sie, um irgend etwas zu sagen.
    Wie schön und selbstsicher sie in der weißen Seidenbluse und dem schmalen schwarzen Rock aussieht, wie herrlich ihr die prachtvollen Locken auf die Schultern fallen, dächte Jack mit einem Anflug von Verlangen. In Sharons überladenem
    Schlafzimmer wirkte sie vollkommen fehl am Platz. Er sehnte sich danach, einfach den Arm auszustrecken und sie zu berühren.
    Irgendwie gelang es ihm, sich zu beherrschen. „Rosemary ist noch in der Küche. Möchtest du einen Spaziergang zum Teich machen? Oder sollen wir hier reden, im Schlafzimmer deiner Schwester?"
    Da ihr das viel zu intim erschienen wäre, entschied sich für den ersten Vorschlag. „Am Teich", erwiderte sie rasch.
    „Vorausgesetzt, ich kann mir Sharons Gummistiefel leihen.
    Bestimmt ist es am Ufer schlammig."
    Der Teich befand sich auf Jacks Grundstück und war eigentlich mehr ein See. Sie verließen das Haus durch die Küche, damit Rosemary sie nicht vermisste und Liz ihre Pumps gegen Stiefel austauschen konnte, und spazierten über den Kiesweg zum Wasser.
    Er gibt sich wirklich Mühe, dachte Liz und war sich bewusst, wie schnell sich ihre Schritte einander anpassten und wie nah seine Hand ihrer war. Es kam ihr vor, als wollte er sie um einen so riesigen Gefallen bitten, dass er sie sorgsam darauf einstimmen musste. Was immer es war, sie hatte den Eindruck, dass weder Rosemary noch jemand von seinem Personal ihr Gespräch mitbekommen sollte.
    Jack bog ein paar tief hängende Weidenzweige zur Seite, um Liz den Weg freizumachen, und säuberte ihr mit seinem Taschentuch einen Platz auf der schmiedeeisernen Bank. Obwohl sie es zu vermeiden versuchte, streifte sie Jack beim Hinsetzen.
    Sofort entflammte ihr mühsam gebändigtes Verlangen, und sie bekam eine Gänsehaut.
    Aber Jack kam trotz Sharons Tod für sie einfach nicht in Frage, aus vielen Gründen, die sie sich immer aufzählte. Sie würde ihn in Zukunft nicht so oft sehen, und bald würde sie ihre innere Ruhe wiedergefunden haben.
    „Also", begann sie. „Worüber willst du mit mir reden?"
    Er sah ihr mit seinen tiefblauen Augen direkt ins Gesicht. „Du weißt ja, dass die Adoptionsvermittlung seit dem Unfall immer wieder auf ihren Grundsatz hingewiesen hat, keine Kinder an alleinerziehende Eltern abzugeben. Und genau das bin ich jetzt.
    Natürlich habe ich ihnen deutlich gemacht, welche Vorteile Kassie als meine Tochter haben wird, und versichert, wie sehr ich sie liebe. Aber..."
    Durch einen Fall, mit dem sie sich vor Jahren befasst hatte, kannte Liz die Vermittlung und wusste, wie strikt sie an ihren Richtlinien festhielt. „Aber das reicht ihnen nicht, stimmt' s?"
    „Nein, tut es nicht", bestätigte er.
    „Sie verlangen, dass ich sie nächste Woche zurückgebe", berichtete Jack, und der Schmerz schlug sich in seiner Stimme nieder.
    Liz war entsetzt. Sie vergaß, was sie sich vorgenommen hatte, und legte ihm mitfühlend die Hand auf den Arm.
    Er wünschte, er könnte sie einfach an sich ziehen. „Offenbar haben sie bereits neue Eltern für Kassie", fuhr er fort. „Sie drohen damit, mich vor Gericht zu bringen, wenn ich sie nicht sofort zurückbringe."
    Als Anwalt war er es gewohnt, mit harten Bandagen zu kämpfen,
    und für die Väter, die er in Sorgerechtsfällen vertrat, gab er sein Bestes. Aber Liz wusste, wie riskant es war, wenn ein Anwalt seine
    eigenen Gefühle in einen Prozess
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher