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Sehnsucht nach Geborgenheit

Sehnsucht nach Geborgenheit

Titel: Sehnsucht nach Geborgenheit
Autoren: Suzanne Carey
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toten Frau, musste Liz sich beherrschen, um Jack nicht anzusehen. Sie fragte sich, ob er Sharons Tod ebensowenig fassen konnte wie sie. Das tragische Ende ihrer Zwillingsschwester hatte sie tief getroffen, und bestimmt ging es ihm genauso.
    In der einen Minute war Sharon noch gesund und munter gewesen, auf dem Weg zu einer College-Wiedersehensfeier. In der nächsten hatte ihr zerfetzter Körper zusammen mit 120
    anderen in einem Kornfeld in Indiana gelegen. Liz konnte es noch immer nicht recht glauben.
    Dass die
    Bundesluftfahrtbehörde drei Wochen gebraucht hatte, um ihre Untersuchungen an der Absturzstelle abzuschließen und die Leichen zur Beisetzung freizugeben, hatte den Verlust noch unfassbarer gemacht.
    Gott sei Dank, dass Jack sie nicht begleitet hat, dachte Liz.
    Ohne ihn hätten sie Kassie für immer verloren. Dass es ihr das Herz gebrochen hätte, wenn auch ihr Schwager umgekommen wäre, war etwas, an das sie nicht denken wollte.
    Obwohl Sharon davon nicht begeistert gewesen war, hatte Jack sich als ziemlich altmodischer Vater erwiesen. Er hatte sich geweigert, sie auf dem Flug zu begleiten, weil er der Ansicht gewesen war, dass ein Elternteil bei dem gemeinsamen Kind bleiben sollte, obwohl die Kinderfrau im Haus wohnte. Jedenfalls hatte Sharon das in ihrem letzten Telefonat mit Liz berichtet.
    „Wie es aussieht, werde ich wohl allein nach Chicago fliegen müssen", sagte sie und schien darüber nicht traurig zu sein.
    „Aber ich werde trotzdem meinen Spaß haben, meinst du nicht auch? Ich habe den Kontakt zu meiner Zimmergenossin und den anderen Freundinnen vom College nie abreißen lassen."
    Jetzt war Sharon tot, und Jack würde allein um das Baby kämpfen müssen. Wenn ich ihm irgendwie helfen kann, ohne meine Distanz zu ihm aufzugeben, werde ich es tun, nahm Liz sich vor. Sie liebte Kassie über alles, und da es so aussah, als würde sie nie heiraten und ein eigenes Kind haben, war sie sich mit Jack darin einig, das Baby unbedingt behalten zu wollen.
    Doch sie bezweifelte, ob sie auch weiterhin den Abstand würde wahren können, wenn sie so oft mit ihm zusammen war. Das letzte, was sie wollte, war, ihren trauernden Schwager im Bett zu trösten. Aber sie wusste, dass ihre Gefühle für ihn und seine Einsamkeit durchaus dazu führen konnten.
    „Black Jack" Kelleher, wie seine Anwaltskollegen in Washington, D.C., ihn nannten, war sexy, dynamisch und erfolgreich, und sie hatte sich gleich bei ihrer ersten Begegnung in ihn verliebt. Zu ihrem großen Bedauern hatte sie vor fünf Jahren keine zweite Chance bekommen, nachdem sie seine erste Einladung zum Abendessen abgelehnt hatte. Und eineinhalb Monate später hatte sie dann wie erstarrt von Sharon hören müssen, dass sie von Jack ein Kind erwartete und er sie heiraten wollte.
    Einen Monat nach der Hochzeit im engsten Familienkreis verlor Sharon das Baby und wurde zum Erstaunen aller nicht wieder schwanger. Trotz der übereilten Heirat und ihrer
    unterschiedlichen Geschmäcker und Interessen führten Sharon und Jack eine stabile Ehe, obwohl Liz nicht entging, wie nachdenklich ihr Schwager manchmal wirkte.
    Erst vor kurzem, seit Kassie Freude in ihr Leben brachte, hatte Liz sich gefragt, ob zwischen den beiden noch alles stimmte.
    Jack schien an Sharon viel auszusetzen zu haben, doch ihrer Schwester war es offenbar gleichgültig, was ihr Mann von ihr hielt.
    Welche Probleme es in der Ehe auch geben mochte, Liz fragte nicht und mischte sich nicht ein. Obwohl sie alles tat, um ihre Gefühle für Jack zu unterdrücken, wurden sie im Laufe der Zeit immer stärker. Selbst jetzt, während sie um ihre geliebte Schwester trauerte, nahm sie sein Aftershave wahr und spürte seine Nähe wie eine Berührung.
    Sie wusste, dass Frank und Patsy Heflin, ihre strenggläubigen, konservativen Eltern, entsetzt wären, hätten sie auch nur den Verdacht, dass ihre Tochter mehr als freundschaftliche Gefühle für ihren Schwager hegte. Obwohl Sharon tot war, würden die Heflins es als ehebrecherische Beziehung ansehen.
    So schwer es Liz auch fiel, sie musste sich damit abfinden, dass Jack für sie tabu war. Ihre Schwester hatte häufig angedeutet, dass ihre Ehe, abgesehen von den Problemen im Bett, noch so großartig lief wie am Anfang. Als Ersatz war Liz sich zu schade.
    Rosemary würde das bestimmt verstehen. Unauffällig musterte Liz Jacks schicke vierundsechzigjährige Mutter, die neben Eloise McWhurter, Kassies Kinderfrau, stand. Im Laufe von Jacks und Sharons Ehe waren Liz
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