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Sehnsucht nach Geborgenheit

Sehnsucht nach Geborgenheit

Titel: Sehnsucht nach Geborgenheit
Autoren: Suzanne Carey
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müssen.
    Eichen und hohe immergrüne Pflanzen säumten die schmale kurvenreiche Zufahrt, an deren Ende das rote Backsteinhaus im Stil der amerikanischen Gründerjahre stand. Es war durch einen Seitenflügel und hinten durch einen Küchenbau aus Feldsteinen erweitert worden. In dem steilen Schieferdach befanden sich mehrere Mansardenfenster. In den Scheiben der Westfassade spiegelte sich die Nachmittagssonne.
    Zum Haus gehörten eine Scheune und mehrere kleine Gebäude, darunter auch ein Blockhaus, in dem die Haushälterin wohnte.
    Dahinter glitzerte zwischen den Weiden ein Teich, der einer Entenfamilie eine Heimat bot.
    Obwohl es für einen Junggesellen, der in der Stadt arbeitete, unpraktisch war, lebte Jack seit acht Jahren hier. Nach ihrer Heirat hatte Sharon versucht, ihn dazu zu überreden, das Farmhaus zu verkaufen und nach Washington in ein luxuriöses Apartment zu ziehen.
    Jedesmal, wenn sie den Vorschlag gemacht hatte, hatte er strikt abgelehnt. Liz wusste, dass ihre Schwester sich nach der Großstadt mit ihren Einkaufsmöglichkeiten, Museen und Theatern gesehnt und es schrecklich gefunden hatte, auf dem Land „lebendig begraben" zu sein. Trotzdem hatte sie Verständnis für Jacks Entscheidung.
    Sie sah in dem großen, aber eleganten Haus und den
    fünfundsiebzig Morgen Land, die es umgaben, ein herrliches Fleckchen Erde, das wie geschaffen war, um mit Pferden, Hunden und Kindern darauf zu leben. Jack hatte genau die gleichen Gedanken gehabt. Jedesmal, wenn sie hier war, dachte sie an das, was aus ihnen beiden hätte werden können.
    Die Limousine des Bestattungsunternehmens fuhr gerade wieder ab, als Liz und Rosemary ankamen. In der ovalen Wendebucht vor den Eingangsstufen standen bereits einige Wagen. Rosemary fuhr
    zur Seite des Hauses und hielt vor der Küchentür.
    Liz bereitete sich innerlich darauf vor, während der nächsten Stunden die Gastgeberin spielen zu müssen. Ihre Erfahrung im Gerichtssaal würde ihr helfen, die Fassung zu wahren. Dennoch graute ihr davor, mit Angehörigen, Freunden und sogar ein paar Fremden über Sharons Tod zu sprechen. Außerdem würde sie zusehen müssen, wie die Single-Freundinnen ihrer Schwester sich um ihren gerade erst verwitweten Schwager drängten.
    Rosemary tätschelte ihr die Hand. „Sharon zu verlieren war am schwersten", sagte sie leise. „Das hier wird in ein paar Stunden vorüber sein. Wir sollten uns mit Arbeit ablenken und uns von taktlosen Bemerkungen nicht treffen lassen."
    Irish, Jacks weizenfarbener Terrier, kam schwanzwedelnd angerannt und schob seine kalte Schnauze in Liz' Hand, als sie ausstieg. Sie strich ihm über den Kopf und folgte Rosemary ins Haus.
    In der riesigen altmodischen Küche mit Kochinsel und Frühstückstresen war der Partyservice dabei, warme Häppchen aus dem Ofen zu holen und zusammen mit kleinen Sandwiches auf Tabletts anzurichten.
    Aus der Eingangshalle und dem Wohnzimmer, wo eine
    unauffällige, aber gutsortierte Bar aufgestellt worden war, drangen die Stimmen der eintreffenden Trauergäste. Ein livrierter Butler schob einen Servierwagen mit Gläsern und gefüllten Eiskübeln hinüber.
    „So", sagte Rosemary, und ihre Brillantringe funkelten, als sie die Hände auf die schmalen Hüften legte. „Wie es aussieht, läuft alles hervorragend. Möchtest du dich oben ein paar Minuten ausruhen? Ich werde dich vertreten."
    So verlockend das Angebot auch war, Liz musste es ablehnen.
    „Danke, aber Jack braucht uns. Außerdem möchte ich Kassie im Auge behalten. Dieser Trubel könnte sie zu sehr anstrengen."
    Liz fuhr sich mit den Fingern durch das kaum zu bändigende Haar, strich das schwarze Designerkostüm glatt und betrat das Wohnzimmer. Wie Rosemary war auch sie sofort von Freunden und entfernten Angehörigen umgeben.
    „Darling, es tut mir ja so leid", sagte eine in eine Parfümwolke gehüllte Frau und umarmte Liz. „Es muss entsetzlich sein, seine Zwillingsschwester zu verlieren!" „Was wird Jack jetzt tun, nachdem sie ein Baby adoptiert haben?" fragte eine andere.
    „Deine Mutter war immer so stolz auf Sharon. Du musst untröstlich sein."
    Zum Glück gab es ein paar Gäste, die Liz nicht kannte.
    Beispielsweise den dunkelhaarigen, recht attraktiven Mann, der an einem der Esszimmerfenster stand und einen Sherry trank. Liz hielt nach ihren Eltern Ausschau, während sie sich bei ihren Gesprächspartnern für den Zuspruch bedankte. Ihr Vater, ein Polizeichef im Ruhestand, der seine Zeit überwiegend in seiner kleinen
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