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Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Titel: Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
Autoren: Margaret Way
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lebhaft von dem zarten Goldgrün abhoben.
    Das Ensemble war nicht neu, aber sie hatte es erst einmal getragen – zum „Melbourne Cup“, als Martyn noch lebte. Er hatte großen Wert auf ihr Aussehen gelegt, und sie hatte ihn nie enttäuscht. Martyn glich charakterlich ihrem Vater. Er war Erbe eines riesigen Vermögens und konnte tun und lassen, was er wollte. Schon als Kind war er entschlossen gewesen, Charlotte zu heiraten und so zwei der ältesten hier ansässigen Familien miteinander zu verbinden. Er erreichte dieses Ziel und führte mit seiner jungen, hübschen Frau ein ausschweifendes Leben, dem sein früher Tod ein Ende setzte.
    Manchmal hatte Charlotte die Hoffnung gehegt, Martyn würde mit den Jahren reifer werden, sich endlich gegen seinen erfolgreichen Vater durchsetzen und begreifen, dass er seinem Namen und dem traditionsreichen Familienunternehmen verpflichtet war. Leider hatten sich diese Hoffnungen, die Charlotte mit ihrem Schwiegervater teilte, nicht erfüllt. Sie waren zerplatzt wie Seifenblasen, trotzdem sprach Charlotte sich nicht von aller Schuld frei. Sie hatte Martyn nie geliebt, sondern immer nur als guten Freund geschätzt. Die große romantische Liebe war es nicht gewesen. Sie wusste zwar, was Leidenschaft bedeutete, und hatte sich doch für die Sicherheit entschieden. Sie hatte auf der ganzen Linie versagt.
    Rohan. Sein Name hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt.
    Christophers helle Stimme weckte Charlotte aus ihren Gedanken. „Mummy“, hörte sie ihn ängstlich rufen. „Bist du fertig? Grandpa möchte gehen!“
    Gleich darauf stürmte er ins Zimmer – ein auffallend hübscher Junge, der ein leuchtend blaues Hemd mit Perlmuttknöpfen und eine graue Cargohose trug. „Komm schon“, drängte er und streckte die Hand aus. „Grandpa marschiert ungeduldig im Flur auf und ab und wird langsam rot im Gesicht. Sein Blutdruck steigt wieder, nicht wahr?“
    â€žDarüber musst du dir keine Sorgen machen, Schatz“, antwortete Charlotte gelassen. „Grandpa ist topfit. Er kann nur nicht warten. Dabei sind wir noch nicht zu spät dran.“
    Gleich nach Martyns tödlichem Unfall hatte Vivian Marsdon seine Tochter und seinen Enkel gedrängt, zu ihm in die Lodge zu ziehen. Er fühlte sich einsam und wurde nur schwer mit den tief greifenden Veränderungen in seinem Leben fertig. Natürlich wusste Charlotte, dass sie sich irgendwann mit Christopher von ihm lösen musste, aber wie? Silver Valley war ihre Heimat, und auch Christopher hatte hier seine Wurzeln. Er liebte seine Freunde, seine Schule, die landschaftlich schöne Umgebung und die Geborgenheit bei seinem Großvater. Eine alleinstehende Mutter hatte es schon schwer genug. Sollte sie das Tal verlassen und sich damit neue Schwierigkeiten einhandeln?
    Martyn hatte ihr nur wenig Geld hinterlassen. Sie hatten auf High Grove wie die Fürsten gelebt und keine finanziellen Sorgen gehabt. Gordon Prescott hatte alles für sie bezahlt, kannte seinen Sohn aber gut genug, um ihm kaum Bargeld in die Hand zu geben. Seine Witwe, so war man im Familienrat übereingekommen, verdiente keine höhere Zuwendung.
    â€žGrandpa hat immer seinen eigenen Zeitplan“, betonte Christopher und schüttelte die blonden Locken. Charlottes Haar hatte die gleiche Farbe und, anders als ihr Sohn, der blaue Augen besaß, grüne. Martyns waren graublau gewesen.
    â€žWie hübsch du in dem Kleid aussiehst, Mum.“ Christopher war ungeheuer stolz auf seine schöne Mutter. „Sei heute bitte nicht traurig. Wäre ich doch bloß schon siebzehn Jahre alt und nicht erst sieben. Dann könnte ich für dich sorgen.“
    â€žAls mein Ritter in schimmernder Rüstung.“ Charlotte umarmte ihn, ergriff seine ausgestreckte Hand und schwenkte sie hin und her. „Vorwärts, christliche Soldaten!“
    Christopher sah sie fragend an.
    â€žSo lautet der Anfang eines englischen Chorals“, erklärte Charlotte. Kirchenlieder gehörten offenbar nicht zum Lehrstoff ihres Vaters. Er war selbst kein großer Sänger und nach der Tragödie noch mehr verstummt. „Es bedeutet, dass man nach vorn sehen und im Leben kämpfen soll.“
    Christopher genoss bei seinem Großvater so etwas wie Privatunterricht. Obwohl sein Enkel die beste Schule von Silver Valley besuchte, bemühte Vivian sich, die Bildung des
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