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Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Titel: Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
Autoren: Margaret Way
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sich behalten musste, lernte zumindest Selbstbeherrschung. Wer täglich mit lächelndem Gesicht vor den Schwiegereltern zum Frühstück erscheinen musste, nachdem ein heftiger Streit mit Martyn vorausgegangen war, wurde hart. Bei solchen Gelegenheiten hatte Martyn sie geschlagen – an Stellen, wo man es nicht sehen konnte, denn sonst hätte es einen Aufstand gegeben. Sein Vater hätte ihn augenblicklich zur Verantwortung gezogen, sosehr Mutter und Schwester ihn auch verwöhnten. Häusliche Gewalt war in keinem Fall zu rechtfertigen. Ein Mann schlug seine Frau nicht. Das war undenkbar, ein Ausdruck erbärmlicher Feigheit.
    Martyn hatte verzweifelt nach etwas verlangt, das sie ihm nicht geben konnte: ihre ungeteilte Liebe. Darüber war er zum Gewalttäter geworden, der sogar Christopher mit seiner Eifersucht verfolgte. Hätte er auch ihren Sohn angegriffen, wäre Charlotte nicht bei ihm geblieben. So, wie die Dinge lagen, blieb sie aus Stolz. Sie konnte nicht einfach zu Hause anrufen und sagen: Ich bin fertig mit meiner Ehe. Ich will nicht mehr. Ich komme zurück.
    Ihre Mutter hatte alles im Stich gelassen, um irgendwo neu anzufangen. Blieb ihr Vater, aber der hätte ihr nur geraten, sich zusammenzunehmen und ihre Ehe nicht aufs Spiel zu setzen. Erst nach Martyns Tod und Bekanntwerden der skandalösen Begleitumstände hatte er sie mit Freuden wieder aufgenommen – vereinsamt und völlig unfähig, einen eigenen Haushalt zu führen. Das war Frauensache. Er hasste die Putzhilfen, die gelegentlich kommen mussten. Seine Tochter konnte besser für ihn sorgen und ihm regelmäßig Mahlzeiten kochen. Außerdem liebte er seinen Enkel.
    â€žMan merkt dem Jungen an, aus welcher Familie er kommt“, pflegte er zu sagen, ohne zu ahnen, wie wenig das auf Christopher zutraf.
    Nie wäre er auf die Idee gekommen, dass Charlotte ihn verlassen könnte. Dabei wusste sie, dass ihre Zeit in der Lodge begrenzt war. Nur der Trennungstermin stand noch nicht fest. Christopher war jetzt sieben Jahre alt. Wann würde es so weit sein?
    Alle Besucher waren begierig darauf, den neuen Besitzer von Riverbend kennenzulernen. Bisher hatte er sich noch nicht gezeigt, aber plötzlich tauchte ein Hubschrauber am Himmel auf, flog dicht über das Gutshaus hinweg und landete auf dem hinteren Rasen. Einige Minuten später ertönte eine Fanfare, die allgemeine Aufmerksamkeit erregte. Ein großer, tadellos gekleideter Mann mit einer Rosenknospe am Revers erschien an der Eingangstür – gefolgt von Diane Rodgers in exquisiter Partygarderobe.
    Schon aus der Ferne ließ sich erkennen, dass es sich um keinen gewöhnlichen Mann handelte. Er schritt leichtfüßig über die Veranda und blieb oberhalb der Stufen stehen, die zum Garten hinunterführten. Von dort blickte er auf die Menge und hob dann lässig die Hand.
    Beifall brach los. Endlich war der Gastgeber erschienen – und was für einer! Die Spannung war auf dem Höhepunkt. Vor allem die Kinder staunten den Fremden an, der in einem silbrigen Hubschrauber mit knatternden Rotoren vom Himmel herabgekommen war.
    Wie soll Dad das verkraften? dachte Charlotte ängstlich, aber ihre Sorge war unnötig. Vivian Marsdon löste sich aus der Gruppe und ging – vielleicht nicht ganz so sicher wie sonst – auf den Vertreter der Gesellschaft zu, die das Haus seiner Ahnen gekauft hatte.
    â€žKomm mit“, raunte er Charlotte im Vorbeigehen zu. „Jetzt sind wir dran. Es wird Zeit, den neuen Besitzer zu begrüßen. Er scheint mehr als nur der Geschäftsführer zu sein. Er sieht gut aus, nicht wahr?“, fuhr Vivian halblaut fort. „Und er ist bedeutend jünger, als ich angenommen habe. Ich habe einen Mann Ende vierzig erwartet … oder noch älter.“ Plötzlich stutzte er. „He, Moment mal! Kenne ich den nicht?“
    Charlotte, die trotz ihres großen Huts von der Sonne geblendet wurde, sagte nichts, schaffte es aber zu lächeln. Dies war ihr Auftritt. Alle anderen Talbewohner waren nur noch Zuschauer. Sie erwarteten von Riverbends ehemaligen Besitzern, dass sie in diesem Augenblick Haltung zeigten.
    Doch es kam anders.
    â€žCostello!“, brauste Vivian zornig auf. „Nein, das kann nicht sein!“
    Er blieb so plötzlich stehen, dass Charlotte, die einen halben Schritt hinter ihm zurückgeblieben war, fast mit ihm zusammenprallte und sich bei ihm festhalten
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