Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

für seine Machenschaften hatte. Charlotte hat ihn schneller durchschaut als ich. Martyn war ein Feigling und hat die Freundschaft, die uns als Kinder verband, verraten.“
    Wieso hat sich mein Sohn bloß so verändert? fragte sich Lesley Prescott insgeheim. Und wieweit bin ich daran schuld?
    â€žMartyn ist tot“, sagte sie schmerzerfüllt.
    Auch wenn es Rohan ausgesprochen schwer fiel, wollte er nicht ganz unversöhnlich erscheinen.
    â€žCharlotte und mich hat sein Tod auch sehr betroffen gemacht, Mrs Prescott“, erwiderte er, „obwohl wir seine Opfer waren.“ Er winkte Charlotte. „Komm jetzt, Charlie.“
    Erleichtert stellte sie sich neben ihn.
    â€žMan wird Ihnen in Silver Valley Steine in den Weg legen“, warnte Lesley.
    â€žDa irren Sie sich, Mrs Prescott. Ich habe große Pläne für das Tal, die sich schon herumgesprochen haben. Die von Luckners planen, ihre jahrzehntelange Erfahrung in der Weinherstellung einzubringen. Wir werden erstklassige Tropfen produzieren, und Conny Vale wird sie in einem Luxusrestaurant den Gästen anbieten. Außerdem sind da noch die Olivenhaine.
    Die Überraschung, dass Christopher mein Sohn ist, wird sich schnell legen. Viele Talbewohner wissen schon Bescheid. Wenn Sie meinen Rat hören wollen, Mrs Prescott … Wir sollten zusammenhalten, anstatt uns gegenseitig Vorwürfe zu machen. Charlotte und ich möchten keine Feindschaft. Der Einzige, der uns alle betrogen hat und Ihren Zorn verdient, ist Martyn. Nicole sollten Sie zu einem Psychotherapeuten schicken, denn Neid und Eifersucht haben sie krank gemacht. Komm, Charlotte.“ Rohan nahm ihre Hand. „Hier haben wir nichts mehr verloren.“
    Mrs Burch machte ein überraschtes Gesicht, als sie Rohan und Charlotte die Haustür öffnete. Der Anblick der beiden erschreckte sie, weil sie aussahen, „als hätten sie eine Geistererscheinung gehabt“. Diese Formulierung benutzte sie später gegenüber ihrem Ehemann.
    â€žBringen Sie uns bitte Tee, Louise“, sagte Rohan, der Charlotte stützen musste. „Wir trinken ihn in der Bibliothek.“
    Die Haushälterin hastete davon. In Silver Valley passierten wirklich die merkwürdigsten Dinge! Die schöne Charlotte Prescott hatte zweifellos einen schweren Schock erlitten, aber falls sie in Schwierigkeiten war, stand ihr mit Rohan Costello der richtige Mann zur Seite.
    Wenige Minuten später rollte Louise den Teewagen in die Bibliothek. Sie hatte noch eine Schale mit selbst gebackenen Keksen neben die Teekanne gestellt und zog sich sofort wieder zurück.
    Rohan schenkte ein und süßte Charlottes Tee mit reichlich Zucker, obwohl sie ihn gewöhnlich nur mit Milch trank. „Hier“, forderte er sie auf und schob ihr die Tasse hin. „Trink das.“
    Charlotte gehorchte automatisch.
    Rohan nahm ebenfalls mehrere Löffel Zucker. „Ich brauche das jetzt“, meinte er. „Zucker stärkt die Nerven.“
    Er wartete, bis Charlotte die Tasse geleert hatte, nahm sie ihr dann ab und führte sie zum Sofa, wo er sich neben sie setzte.
    â€žDich trifft nicht die geringste Schuld“, versicherte er Charlotte und hielt dabei ihre Hände. „Wie ich schon zu Mrs Prescott sagte … Wir haben dich alle im Stich gelassen, als du uns am nötigsten gebraucht hast. Ich habe Martyn nicht richtig gekannt. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass er zu so etwas imstande sein würde. Nicht Martyn. Er hat uns alle ins Unglück gestürzt. Hast du nie erwogen, mich zu benachrichtigen?“
    Charlotte saß mit gesenktem Kopf da und schwieg.
    â€žWarum hast du dich nicht wenigstens an meine Mutter gewandt? Zu deiner konntest du ja nicht gehen.“
    â€žDie Morgenübelkeit setzte ziemlich früh ein“, antwortete Charlotte leise. „Da wusste ich, was mich erwartete. Natürlich machte ich Martyn verantwortlich. Wie hätte ich mich da an dich oder deine Mutter wenden sollen? Ich hatte unsere Liebe verraten, und von der Vergewaltigung durfte niemand erfahren. Ich bin fast vor Scham vergangen, Rohan. Martyn hatte mich schon immer geliebt, und ich musste mir vorwerfen, nicht genug aufgepasst zu haben. Hinterher war er ganz zerknirscht und bat mich inständig um Verzeihung.“
    â€žDas passt wenig zu dem, was Nicole uns vorhin erzählt hat“, stellte Rohan grimmig fest.
    â€žNein, aber es stimmt, dass Martyn sich