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Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Titel: Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
Autoren: Margaret Way
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musste. Sein Gesicht war ganz bleich geworden. Sonst schwer zu erschüttern, schien er einem Kollaps nah.
    Charlotte erging es nicht anders, denn sie war genauso ahnungslos gewesen. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass ihr Leben an diesem Nachmittag abermals eine dramatische Wendung nehmen würde, gegen die sie machtlos war. Sie konnte nur dastehen und versuchen, mit den vielfältigen Empfindungen fertig zu werden, die sie jetzt übermannten.
    Das attraktive und geistvolle Gesicht des Mannes blieb völlig unbewegt. „Guten Tag, Mr Marsdon“, sagte er höflich mit einer warmen, äußerst angenehmen Stimme, die jeden sofort gefangen nehmen musste, und kam zur Begrüßung die Stufen herunter.
    â€žCharlotte?“ Er wandte sich zu ihr und sah sie an. Seine Augen waren tiefblau und bildeten einen starken Kontrast zu dem dunklen Haar und dem sonnengebräunten Gesicht.
    Rohan!
    Sein Blick hielt sie fest und versetzte sie in eine andere Wirklichkeit. Die vergangenen Jahre existierten nicht mehr, als hätte eine Flutwelle sie mitgerissen. Der Tag der Abrechnung war gekommen. Wie lange hatte sie schon darauf gewartet?
    Ihr Herz schlug plötzlich doppelt schnell. Der Schock war einfach zu groß – zu vernichtend, um ihn zu ertragen. Sie hatte geglaubt, einen undurchdringlichen Schutzpanzer zu besitzen, stattdessen überkam sie eine ungeheure Schwäche. Sie versuchte, langsamer zu atmen und ihren rasenden Puls zu beruhigen. Dann trat unvermittelt völlige Stille ein. Sie griff sich mit zittriger Hand an die Schläfe und spürte, wie sie langsam zu Boden glitt …
    Um Gottes willen … nur das nicht! Gib nicht nach. Halt dich aufrecht!
    â€žRohan …“, hauchte sie.
    Sie kannte ihn so gut wie sich selbst. Warum hatte er bis heute geschwiegen und sie nicht zumindest gewarnt? Wie grausam das war! Eigentlich passte so etwas nicht zu ihm, aber er hatte es darauf angelegt, sie aus der Fassung zu bringen. Ihr Vater war ihm nicht so wichtig. Er wollte sie bis auf den Grund ihrer Seele erschüttern. Das verriet ihr seine Miene. Die Vergangenheit war nicht tot. Sosehr sie sich auch nach Vergessen sehnte – die Erinnerung ließ es nicht zu.
    â€ž Das tust du mir an, Rohan?“, flüsterte sie.
    Ihr Stolz war gebrochen. Sie wusste, dass sie ein Bild des Jammers bot. Der strahlende Himmel über ihr hatte sich bezogen. Graue Nebelschwaden schienen sie plötzlich einzuhüllen. Sie nahm nichts mehr wahr und merkte auch nicht, dass sie von kräftigen Armen aufgefangen wurde.
    Ein blonder Junge löste sich in diesem Moment aus der Menschenmenge und rief in höchster Angst: „Mummy … Mummy!“
    Sein Großvater, selber außer sich vor Wut, wollte ihn festhalten, aber der Kleine riss sich los, denn er hatte nur eins im Sinn: dem großen fremden Mann zu folgen, der seine Mutter auf den Armen ins Haus trug.
    Rohan Costello.
    Der Name ging von Mund zu Mund, bis alle wussten, wer der neue Besitzer von Riverbend war. Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein.
    Das Schicksal holte einen wohl immer wieder ein.

3. KAPITEL
    Silver Valley, im Sommer vor vierzehn Jahren
    Es war einer dieser endlosen Nachmittage im Hochsommer. Traumhafte Ferienwochen lagen vor ihnen, und wenn es zu heiß wurde, verließen sie das türkisblaue Wasser des Swimmingpools im Garten und liefen zum Fluss hinunter, der sich durch das Tal schlängelte und in einer breiten Kurve an Riverbend vorbeifloss.
    Sie wussten, dass sie eigentlich in der Nähe des Hauses bleiben sollten, obwohl kein grundsätzliches Badeverbot für den Fluss bestand. Ihr Vater hatte sogar einen kleinen Sprungturm am Ufer errichten lassen. Bis dahin hatten sie einen alten Autoreifen zum Springen benutzt, der mit einem Tau am Ast eines kräftigen Eukalyptus befestigt war.
    Charlotte war zwölf Jahre alt und gehörte fest zum „Quartett“, wie sie im ganzen Tal genannt wurden. Die drei Jungen, denen sie sich wie selbstverständlich angeschlossen hatte, waren unzertrennliche Freunde: Matthew, ihr älterer Bruder, Rohan, Mrs Costellos Sohn – Barbara Marsdon bestand auf dieser Anrede, obwohl Miss Costello korrekter gewesen wäre –, und Martyn Prescott, der Sohn vom Nachbargut High Grove. Charlotte war die Muse der Gruppe.
    Sie wäre lieber gestorben, als zuzugeben, dass Rohan ihr Idol war, ihr Ritter in schimmernder Rüstung. Sie war hin und weg, wenn er sie mit
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