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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen
Autoren: Nora Roberts
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Begegnung, als er in einem Höllentempo auf sie zugerast war. Heute mußte sie darüber lächeln. Ein Herz heilte nicht so schnell wie zerbeultes Blech, aber auch Menschen erholten sich irgendwann. Mit viel Pflege und Geduld.
    Caroline zog Useless mit sich über den Rasen. Sie wußte, wo sie Tucker antreffen würde.
    Tucker liebte diesen Teich, liebte die Stille und den Frieden dort. Lange war er sich nicht sicher gewesen, ob er jemals wieder an seinem Ufer würde sitzen können. Seine Rückkehr an diesen Ort war ein Versuch für ihn gewesen. Das tiefgrüne Schilf und der ruhig daliegende Teich übten jedoch nach wie vor ihren Zauber auf ihn aus. Das Glück war noch immer in weiter Ferne, aber er lehnte sich nicht mehr gegen das Schicksal auf.
    Auf einmal raschelte es im Dickicht. Im nächsten Augenblick kam Useless auf ihn zugeschossen und sprang schwanzwedelnd an ihm hoch.
    »Nicht so stürmisch, Kleiner. Mann, du bist aber gewachsen.«
    »Ist das nicht Landfriedensbruch?« Caroline trat aus dem Wäldchen.
    Tucker begrüßte sie mit einem unsicheren Lächeln. »Deine Großmutter hat mich hier gerne geduldet.«
    Sie setzte sich neben ihn. »Wenn das so ist, will auch ich nicht mit der Tradition brechen.« Lächelnd sah sie zu, wie der Hund Tucker die Hände abschleckte. »Er hat dich vermißt. Ich übrigens auch.«
    »Ich… ich hatte in der letzten Zeit viel zu erledigen.« Tucker warf einen Knüppel für den Hund ins Dickicht. Useless jagte ihm sofort nach. »Die Hitze hat nachgelassen«, fügte er bedächtig hinzu.
    »Das habe ich auc h gemerkt.«
    »Na ja, es wird bald wieder heißer.«
    Caroline verschränkte die Hände ineinander. »Da hast du wohl recht.«
    Den Blick auf das Wasser gerichtet, sagte er unvermittelt:
    »Caroline, wir haben uns über diese schlimme Nacht noch gar nicht unterhalten.«
    »Das müssen wir auch nicht.« Sie griff nach seiner Hand.
    Tucker schüttelte traurig den Kopf. Er stand auf, als wolle er gehen. »Sie war meine Schwester«, sagte er mit belegter Stimme. Erst jetzt fiel Caroline auf, wie abgespannt er aussah.
    Sie fragte sich, ob er je wieder zu seinem sorglosen Lächeln imstande sein würde. Sie wünschte es ihm und sich.
    »Sie war sehr krank, Tucker.«
    »Das versuche ich auch so zu sehen. So etwa, als ob sie Krebs gehabt hätte. Ich habe sie geliebt, Caroline. Ich liebe sie auch jetzt noch. Es tut weh, wenn ich an sie denke. Sie war ja so voller Leben. Und es tut weh, wenn ich an all die Toten denke, die sie auf dem Gewissen hat. Aber am schlimmsten ist es, wenn ich die Augen schließe und dich aus dem Zimmer rennen sehe und dicht hinter dir Josie mit dem Messer in der Hand.«
    »Ich kann dir nicht versprechen, daß wir beide das je vergessen werden, Tucker. Aber eines habe ich gelernt: Ich blicke nicht mehr zurück.«
    Er warf einen Kieselstein ins Wasser. »Ich war mir nicht sicher, ob du mich wiedersehen wolltest.«
    »Hättest du aber sollen.« Caroline erhob sich, als der Hund aufgeregt mit dem Knüppel im Maul zurückgerannt kam. »Du hast die Geschichte zwischen uns beiden angefangen, Tucker.
    Du warst es, der sie nicht auf sich beruhen lassen wollte, auch dann nicht, als ich dir erklärt habe, daß ich mich auf nichts einlassen wollte.«
    Er warf wieder einen Stein ins Wasser. »Das stimmt wohl. Ich habe die ganze letzte Woche hin und her überlegt, ob es nicht das Beste wäre, wenn ich dich deinen Weg gehen lassen würde, so wie du ihn ja auch gegangen bist, bevor ich in dein Leben getreten bin.«
    Caroline beobachtete die Kreise, die der versinkende Stein auf der Wasseroberfläche verursachte. Manchmal, so sagte sie sich, erreichte man mehr, wenn man etwas bis auf den Grund aufwühlte und nicht einfach auf sich beruhen ließ. Sie packte ihn am Arm, zwang ihn, ihr ins Gesicht zu sehen. »Oh ja, das ist ja sehr edel von dir. Und so typisch! Kaum wird es kompliziert, rennst du zur Tür. Ich bin aber nicht so wie die anderen!«
    »Ich meine doch nicht, daß…«
    »Ich sage dir, was du meinst:›War nett mit dir, Caro. Bis irgendwann mal wieder.‹ Die Tour kannst du bei mir vergessen.
    Du schlenderst nicht einfach so in mein Leben hinein, stellst alles auf den Kopf und verziehst dich wieder mit einem unbeteiligten Achselzucken. Ich liebe dich und will von dir wissen, was du nun zu unternehmen gedenkst.«
    »Es ist ja nicht so, daß ich…« Tucker verstummte. Als plagten ihn jähe Schmerzen, drückte er die Augen fest zu, dann legte er beide Hände auf ihre
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