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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen
Autoren: Nora Roberts
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aufgezogen hat. Daß sie mich aus den Augenwinkeln beobachtet hat und gedacht hat, ich sei weniger als sie, weniger als jede andere Frau. Das hat sie Delia wortwörtlich gesagt. Und dann hat sie noch gemeint, mir sei vielleicht kein Glück vorherbestimmt und ich könne wegen meines Bluts nie eine eigene Familie haben. Wegen meines besudelten Bluts!«
    Die letzten Worte spuckte Josie heraus. Im selben Moment tauchte eine Flut von Raketen und Feuerrädern das Zimmer in ein Farbenmeer.
    »Es war nach meiner zweiten Scheidung, als ich wieder nach Sweetwater zog. Und meine Mutter hatte diesen komischen Blick, als wäre ich an allem schuld. An dem Tag erzählte sie Delia von ihren Befürchtungen. Sie meinte, daß es vielleicht auch Gottes Strafe für sie selber war, weil sie mich und alle anderen belo gen hatte. Sie war ziemlich deprimiert. Es mußte ihr schon eine ganze Weile schlecht gegangen sein. Sie ging dann zu den Rosen hinaus. Ich folgte ihr und stellte sie zur Rede. Ich wollte es von ihr persönlich hören. Es kam zu einem entsetzlichen Streit. Schließlich ließ ich sie einfach stehen. Sie weinte fürchterlich. Wenig später fand Tucker sie tot in den Rosen. Wahrscheinlich habe ich sie umgebracht.«
    »Nein, das hast du nicht. Du bist genausowenig schuld wie sie, Josie.«
    »Das ändert heute doch auch nichts mehr. In mir wuchs etwas heran. Kein Kind – die Ärzte hatten mir gesagt, daß ich nie eins haben würde. Es war etwas ganz anderes. Es brannte in mir und gab keine Ruhe mehr. Mit Arnette hat es dann angefangen. Sie wollte sich Dwayne angeln, und zwar mit derselben miesen Tour wie Sissy. Ich sollte ihr als Köder dienen. Nach außen hin habe ich mitgespielt. Aber ich habe viel darüber nachgegrübelt.
    Ganze Nächte habe ich wach im Bett gelegen und hin und her überlegt. Mama hatte ein Leben erschaffen und ihr Geheimnis darüber gewahrt. Ich wollte ein Leben zerstören und mich ebenfalls in Schweigen hüllen.«
    Ein gewaltiges Getöse draußen kündigte das baldige Ende des Feuerwerks an.
    »Trotzdem brauchte ich dazu auch einen triftigen Grund. Ich bin doch kein Tier. Es mußte jemand sein, der es wirklich verdient hatte! Schließlich verfiel ich auf all diese Frauen, die sich aufdonnern und so affig herumschäkern und sich dann aber auf einmal zieren, nur damit ihnen die Männer aus der Hand fressen. Ich habe ja auch jede Menge Männer gehabt, aber ich habe nie einen angelogen, um ihn zu kriegen.«
    »Arnette? Ich dachte, sie war deine Freundin.«
    »Eine Schlange war sie! Dabei war sie bei mir nur zweite Wahl. Ursprünglich hatte ich es auf Susie abgesehen. Ich hatte immer gehofft, Burke und ich würden doch noch zusammenfinden… Das Dumme war nur, Susie paßte nicht in mein Schema. Außer Burke hat sie in ihrem ganzen Leben keinen anderen Mann angeschaut, und darum hatte ich kein Recht, sie umzubringen. Sie hätte den Tod nicht verdient.«
    Josies Stimme wurde immer leiser. Es war, als führe sie ein Selbstgespräch. Caroline begriff erst jetzt, was für eine ungeheuerliche Geschichte sie da zu hören bekam. Ein eisiges Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus – Todesangst.
    »Aber Arnette war ja da. Es war überhaupt kein Problem, sie betrunken zu machen und sie dann zum Gooseneck zu fahren.
    Dort habe ich sie mit einem Stein bewußtlos geschlagen, ausgezogen und gefesselt. O Gott, war das eine kalte Nacht!
    Trotzdem habe ich gewartet, bis sie wieder zu sich kam. Dann habe ich so getan, als sei ich mein Vater und sie meine Mutter.
    Und ich habe Sachen mit ihr angestellt, bei denen mir warm wurde.«
    »Danach wurde es eine Zeitlang besser«, sagte Josie träumerisch. »Doch bald fing das Ding in mir wieder zu wachsen an. So kam ich auf Francie. Sie bot sich mir geradezu an, so wie sie mit Tucker spielte. Die nächste hätte Sissy sein sollen, aber da unterlief mir ein Fehler. Trotzdem war es unheimlich toll. Mit jedem Mal wurde es besser. Als sie das FBI holten, konnte ich nur noch lachen. Auf mich wäre nie einer gekommen. Teddy hat mich sogar mit in die Leichenhalle genommen und mir Edda Lou gezeigt. Zuerst war es ja grauenhaft, aber dann kam mir, daß ich das getan hatte und daß niemand das herausfinden würde. Ich hatte mein Geheimnis, so wie Mama das ihre hatte. Und ich wollte es wieder und wieder tun und die anderen blind herumtappen sehen. Mit Darleen war es am vollkommensten. Genau so hatte ich es mir immer vorgestellt.«
    »Du warst doch bei ihrer Mutter, als sie sie suchten.«
    »Happy
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