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Die drei ??? und der Höhlenmensch

Die drei ??? und der Höhlenmensch

Titel: Die drei ??? und der Höhlenmensch
Autoren: M. V. Carey
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Der Unbekannte im Nebel
    »Geht es jetzt wieder?« fragte eine weibliche Stimme.
    Justus Jonas blieb stehen und lauschte.
    An diesem Nachmittag war alles in Nebel gehüllt. Nebel dämpfte den Verkehrslärm von der Uferstraße her und hing wie ein Vorhang zwischen dem Gelände der Firma
    »Gebrauchtwaren-Center T. Jonas« und den Häusern auf der anderen Straßenseite. Justus empfand den Nebel als Bedrük-kung. Es schien ihm, als sei er einsam und verlassen, in einer kalten Welt.
    Doch da hatte soeben jemand gesprochen, und nun waren auch Schritte zu hören. Draußen, gleich bei der Einfahrt zum Schrottplatz, näherte sich jemand.
    Dann sprach ein Mann, und ein Paar tauchte auf, das sich im trüben Licht wie Schatten bewegte. Der Mann hielt sich vornübergebeugt, und er ging mit langsamen, schleifenden Schritten. Die Frau – eher noch ein Mädchen – war sehr schlank und trug langes blondes Haar.
    »Hier können Sie sich setzen«, sagte sie und geleitete den Mann zu einer Sitzbank beim Büro. »Ruhen Sie sich aus. Sie hätten mich fahren lassen sollen. Es war zuviel für Sie.«
    »Kann ich helfen?« Justus trat zu den beiden hin.
    Der Mann faßte sich an die Stirn und sah sich wie betäubt um.
    »Wir suchen ... wir wollen ...«
    Er griff nach der Hand der jungen Frau. »Fragen Sie«, sagte er.
    »Erkundigen Sie sich, wo wir ... wie wir ...«
    »Zur Harborview Lane, bitte«, sprach die junge Frau Justus an.
    »Wir müssen in die Harborview Lane.«
    »Die ist dort drüben – ein Stück auf der Autobahn und dann beim Sunset Boulevard rechts ab«, erklärte Justus. »Aber hören Sie, wenn Ihr Begleiter sich nicht wohl fühlt, hole ich erst einen Arzt und ...«
    »Nein!« wehrte der Mann ab. »Nicht jetzt! Wir kommen sowieso zu spät!«
    Justus beugte sich zu dem Mann hinunter. Er sah in ein asch-graues, schweißbedecktes Gesicht.
    »Müde ...«, sagte der Mann. »Ich bin so müde ...« Er preßte die Hände an die Stirn. »Und diese Kopfschmerzen!« Es klang betroffen und angstvoll. »Ganz ungewohnt! Ich habe doch niemals Kopfschmerzen.«
    »Bitte, lassen Sie mich einen Arzt rufen!« Justus hatte erkannt, daß dies ein Notfall war.
    Der Unbekannte richtete sich mühsam auf. »Es geht gleich wieder. Nur kann ich jetzt nicht ... jetzt nicht ...«
    Er sackte gegen die Mauer des Büros zusammen, und sein Atem ging schwer und stockend. Dann verzerrte sich sein Gesicht.
    »Dieser Schmerz ...«, stieß er hervor.
    Justus griff nach der Hand des Mannes. Sie fühlte sich kalt und feucht an. Der Blick des Mannes war auf Justus gerichtet. Die Augen waren starr und weit geöffnet.
    Mit einem Mal war es vor dem Schrottplatz unheimlich ruhig.
    Die junge Frau beugte sich über den Mann. Sie weinte.
    Auf dem Asphalt erklangen energische Schritte, und Justus’
    Tante Mathilda kam zum Tor heraus. Sie sah den zusammen-gesunkenen Körper auf der Bank und das Mädchen daneben. Sie sah Justus, der vor der Bank kauerte.
    »Justus, was ist denn?« fragte Tante Mathilda. »Ist etwas passiert? Soll ich einen Krankenwagen kommen lassen?«
    »Ja«, antwortete Justus. »Tu das bitte. Aber es wird wohl nichts mehr nützen. Ich glaube, der Mann ist tot!«
    Später erinnerte sich Justus an Aufregung und Hektik, Blaulicht und heulende Sirene, hastende Menschen im Nebel. Das blonde Mädchen weinte in Tante Mathildas Armen. Neugierige drängten sich vor dem Einfahrtstor zum Schrottplatz, und als die Trage in den Krankenwagen geschoben wurde, herrschte betroffenes Schweigen. Dann kam noch ein Polizeiauto an, und Justus und Tante Mathilda fuhren in die Klinik, das blonde Mädchen zwischen sich auf dem Sitz.
    Justus kam das alles vor wie ein böser Traum, düster und unwirklich.
    Aber die Klinik war schonungslose Wirklichkeit: Der Flur, auf dem Leute vorübereilten, der Warteraum mit schlechter, verqualmter Luft. Justus, Tante Mathilda und das blonde Mädchen saßen da und blätterten in alten Zeitschriften. Nach endlos scheinender Wartezeit kam ein Arzt.
    »Es tut mir leid«, sagte er zu dem Mädchen. »Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Manchmal ist es ... ist es besser so. Sie gehören nicht zur Familie, oder doch?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wir werden eine Obduktion vornehmen«, sagte der Arzt.
    »Ich bedaure, Ihnen dies sagen zu müssen. Das ist üblich bei unerwarteten Todesfällen, wenn kein Arzt anwesend war.
    Wahrscheinlich war es ein Gehirnschlag – ein geplatztes Blutgefäß im Kopf. Die Obduktion wird das zeigen. Wissen Sie, wie wir
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