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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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überlegten, wie wir die Kinder des Drachengottes am wenigsten gegen uns erzürnen würden, wenn sie kamen, damit sie uns in unserem Studium nicht behinderten. Schließlich fanden wir, daß unsere kriegerischen Nachbarn die geringsten Bedenken gegen simple Landleute haben würden, die ihre Felder bestellten und in einfachen Dör-fern lebten. Danach richteten wir denn unser Leben aus. Wir rissen unsere Städte nieder, trugen die Steine fort und zogen uns aufs Land zurück, um unsere Nachbarn nicht zu erschrecken oder ihren Neid zu wecken.
    Und die Jahre vergingen und wurden zu Jahrhunderten, und die Jahrhunderte vergingen und wurden zu Jahrtausenden. Und wie wir es gewußt hatten, kamen die Kinder Angaraks über uns und errichteten ihre Oberherrschaft. Und sie nannten die Lande, in denen wir lebten, Dalasien, und wir taten, was sie wollten, das wir taten, und setzten unsere Forschungen fort.
    Etwa zu dieser Zeit begab es sich im fernen Norden, daß ein Jünger des Gottes Aldur mit gewissen anderen kam, um etwas zurückzuholen, das der Drachengott Aldur gestohlen hatte. Und dieses Begebnis war so bedeutend, daß damit das Zweite Zeitalter endete und das Dritte Zeitalter begann.
    Nun war es im Dritten Zeitalter, daß die Priester von Angarak, von den Menschen Grolims genannt, zu uns kamen, um vom Drachengott zu sprechen und seinem Bedürfnis nach unserer Liebe.
    Und wir erwogen, was sie sagten, wie wir alles erwägen, was Menschen uns sagten. Und wir sahen im Buch des Himmels nach und fanden bestätigt, daß Torak die fleischgewordene Gotterscheinung eines der zwei Geister war, die im Herzen der Zeit gegeneinander kämpften. Doch wo war der andere? Wie konnte die Menschheit wählen, wenn nur einer der Geister zu ihr kam? Da war es, daß wir unsere schreckliche Verantwortung erkannten. Die Geister würden zu uns kommen, jeder zu seiner Zeit, und jeder würde verkünden, daß er gut und der andere böse war. Es war jedoch der Mensch, der wählen würde. Und aufs neue berieten wir uns und beschlossen, die Formen der Verehrung anzunehmen, welche die Grolims uns so aufdrängten. Das würde uns die Möglichkeit geben, das Wesen des Drachengottes zu erforschen, und wir würden dadurch besser auf die Wahl vorbereitet sein, wenn der andere Gott erschien.
    Im Laufe der Zeit drangen die Ereignisse der Welt bis zu uns. Die Angarakaner verbündeten sich mit den großen Städtebauern des Ostens, die sich Melcener nannten, und gemeinsam erschufen sie ein Reich, das die Kontinente überspannte. Nun waren die Angarakaner Tuer von Taten, und die Melcener Durchführer von Aufgaben. Ist eine Tat erst getan, ist sie es für immer, eine Aufgabe dagegen kehrt jeden Tag wieder, und die Melcener kamen zu uns, um jene auszuwählen, die ihnen bei ihrer endlosen Aufgabe helfen mochten. Nun trug es sich zu, daß einer unserer Sippe, der den Melcenern half, Gelegenheit hatte, im Zuge der Ausführung einer dieser Aufgaben gen Norden zu reisen. Und er gelangte zu einem Ort namens Ashaba, wo er Zuflucht vor einem Gewitter suchte. Und der Herr des Hauses in Ashaba war weder Grolim noch Angarakaner noch überhaupt ein Sterblicher. Unser Bruder war ungeahnt zum Hause von Torak gekommen. Nun war Torak neugierig, wie es mit unserem Volk aussah, und Er sandte nach dem Reisenden. Unser Bruder begab sich zu dem Drachengott. Und in dem Augenblick, da er das Antlitz Toraks erschaute, endete das Dritte Zeitalter, und das Vierte Zeitalter begann. Denn wisset, der Drachengott von Angarak war nicht einer der Götter, auf die wir warteten. Die Zeichen an Ihm wiesen nicht über Ihn hinaus, und unser Bruder sah sogleich, daß Torak dem Untergang geweiht und alles, was Er war, mit Ihm sterben würde.
    Und da erkannten wir unseren Fehler, und wir staunten, daß wir es nicht gesehen hatten – daß selbst ein Gott nur das Werkzeug der Bestimmung sein konnte. Denn wisset, Torak war Teil einer der beiden Bestimmungen, doch er war nicht die ganze Bestimmung.
    Nun begab es sich, daß auf der anderen Seite der Welt ein König gemordet wurde und seine ganze Familie mit ihm – außer einem.
    Und dieser König war der Hüter eines der beiden Steine der Macht gewesen, und als die Kunde Torak zugetragen wurde, frohlockte Er, denn Er glaubte, ein Erzfeind sei nicht mehr. Da traf er Seine Vorbereitungen für einen Krieg gegen die Reiche des Westens. Doch die Zeichen am Himmel und das Wispern der Steine verrieten uns, daß es nicht so war, wie Torak glaubte. Der Stein wurde immer
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