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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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– selbst wenn kein Bedürfnis mehr dafür ist.«
    »Er wird studieren müssen, Pol. Wie könnte er das, wenn du ständig im Weg bist?«
    Sie bedachte ihn mit einem langen, eisigen Blick.
    »Vielleicht sollte ich andere Worte wählen.«
    »Dann tu es und laß dir Zeit, Vater. Ich bin gern bereit zu warten.«
    »Großvater«, Garion zügelte sein Pferd, »ich habe mich gerade mit der Wölfin unterhalten. Sie sagt, daß ein sehr großes Tier im Wald ist.«
    »Ein Bär vielleicht?«
    »Glaube ich nicht. Sie hat es mehrmals gewittert, und sie würde den Geruch eines Bären doch erkennen, oder meinst du nicht?«
    »Ich glaube schon.«
    »Sie sagte es nicht mit diesen Worten, aber ich gewann den Eindruck, daß das Tier nicht sehr wählerisch bei der Auswahl seines Futters ist.« Er hielt kurz inne. »Bilde ich es mir bloß ein, oder ist sie eine ungewöhnliche Wölfin?«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie ist sehr geschickt mit Worten, trotzdem habe ich immer das Gefühl, daß sie eigentlich noch mehr zu sagen hat.«
    »Sie ist intelligent, das ist alles. Ungewöhnlich bei weiblichen Wesen, aber nicht ausgeschlossen.«
    »Welch faszinierende Wendung dieses Gespräch doch genommen hat«, bemerkte Polgara.
    »Oh«, sagte der alte Mann, »du bist noch hier, Pol? Ich hatte gedacht, du hättest inzwischen etwas anderes zu tun gefunden.«
    Auch ihr zweiter eisiger Blick erschütterte Belgarath nicht im geringsten. »Warne die anderen lieber«, wies er Garion an. »Ein Wolf würde über ein gewöhnliches Tier kein Wort verlieren, also muß diese Kreatur etwas Ungewöhnliches sein, und etwas Ungewöhnliches ist wahrscheinlich gefährlich. Sag Ce'Nedra, sie soll zu uns kommen. So, wie sie jetzt hinter uns herkutschiert, ist sie zu wenig geschützt.« Er dachte kurz nach. »Sag lieber nichts, was sie beunruhigen könnte, aber sorg dafür, daß Liselle mit ihr im Wagen fährt.«
    »Liselle?«
    »Das blonde Mädchen. Das mit den Grübchen.«
    »Ich weiß, wer sie ist, Großvater. Aber wäre nicht Durnik besser?
    Oder Toth?«
    »Nein, denn wenn sich einer von ihnen zu ihr setzte, wüßte sie sofort, daß etwas im Busch ist, und sie bekäme vielleicht Angst. Und ein jagendes Tier wittert Angst. Wir wollen sie doch nicht irgendeiner Gefahr aussetzen. Liselle ist sehr gut ausgebildet und hat bestimmt irgendwo an sich zwei oder drei Messer versteckt.« Er grinste listig. »Ich könnte mir vorstellen, daß Silk dir sagen kann, wo.«
    »Vater!« entrüstete sich Polgara.
    »Soll das heißen, daß du es nicht gewußt hast, Pol? Meine Güte, dir entgeht doch sonst nichts!«
    »Der Punkt geht an dich«, bemerkte Garion.
    »Danke.« Dann grinste Belgarath seine Tochter an.
    Garion wendete Chretienne wieder, damit seine Tante sein Lä-
    cheln nicht sehen konnte.
    An diesem Abend wählten sie ihren Lagerplatz noch sorgfältiger und schlugen ihre Zelte schließlich in einem Espenhain auf, mit einer steilen Felswand hinter und einem tiefen Wildbach vor ihnen.
    Als die Sonne hinter den ewigen Gletscherfeldern unterging und die Dämmerung die Klüfte und Schluchten mit tiefblauen Schatten füll-te, kehrte Beldin von einem seiner ausgedehnten Erkundungsflüge zurück. »Ist es nicht etwas früh, schon anzuhalten?« wunderte er sich, nachdem er sich schimmernd zurückverwandelt hatte.
    »Die Pferde sind müde«, erwiderte Belgarath und warf einen be-deutungsvollen Blick auf Ce'Nedra. »Der Weg ist sehr steil geworden.«
    »Der Weg vor euch wird noch viel steiler«, brummte Beldin und humpelte zum Feuer.
    »Was ist mit deinem Fuß?«
    »Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einem Adler. Dumme Vögel, diese Adler. Er kannte den Unterschied zwischen einer Taube und einem Falken nicht, da mußte ich ihm ein paar Tatsachen beibringen. Er biß mich, während ich ihm eine beachtliche Zahl seiner Schwingenfedern ausriß.«
    »Ohm!« sagte Polgara tadelnd.
    »Er hat angefangen!«
    »Sind irgendwelche Soldaten hinter uns?« fragte ihn Belgarath.
    »Darshiver. Aber gut zwei bis drei Tage. Urvons Armee zieht sich zurück. Jetzt, da er und Nahaz nicht mehr sind, wäre ihr Bleiben sinnlos.«
    »Dadurch sind wir wenigstens einige der Truppen los«, meinte Silk.
    »Freu dich nicht zu früh«, warnte ihn Beldin. »Nun, da die Gardisten und Karandeser abgezogen sind, können die Darshiver sich voll auf uns konzentrieren.«
    »Hm. Das stimmt wohl. Denkt Ihr, sie wissen, daß wir hier sind?«
    »Zandramas weiß es, und ich kann mir nicht vorstellen, daß sie es ihren
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