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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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breiter und suchten mit den Füßen nach geknickten Stämmen und Ästen unter dem Schnee. Sie benötigten fast zwei Stunden, bis sie wieder auf dem Karawanenweg waren, und alle keuchten von der Anstrengung in dieser Höhe.
    Dann kehrten sie zu ihrem Unterschlupf zurück, wo die Damen mit den Pferden warteten. Etwa auf halbem Weg legte die Wölfin plötzlich die Ohren zurück und knurrte.
    »Was ist los?« erkundigte sich Garion.
    »Das Wesen«, knurrte sie. »Es jagt.«
    »Macht euch bereit«, rief Garion den anderen zu. »Dieses Tier ist in der Nähe.« Er langte über die Schulter und zog Eisenfausts Schwert.
    Auf der anderen Seite der Lawinenfährte kam es aus einem Dik-kicht. An seinem zotteligen Fell klebten Schneeklümpchen, und es schlurfte halbgeduckt herbei. Sein Gesicht war auf erschreckende Weise vertraut. Es hatte tiefliegende Schweinsäuglein unter vorstehenden Brauen. Sein Unterkiefer ragte vor, und zwei mächtige, gelb verfärbte Stoßzähne bogen sich die Wangen hinauf. Es öffnete das Maul, brüllte, richtete sich zu seiner vollen Höhe von fast acht Fuß auf und trommelte mit den Fäusten auf die Brust.
    »Das ist unmöglich!« entfuhr es Belgarath.
    »Was ist das?« fragte Sadi.
    »Ein Eldrak«, antwortete Belgarath, »und Eldrakyn gibt es nur im Ulgoland.«
    »Ich fürchte, da täuscht Ihr Euch, Belgarath«, widersprach Zakath.
    »Wir nennen es Affenbär, und ein paar davon leben in diesen Bergen.«
    »Meine Herren, wäre es möglich, daß wir uns über seine Gattung später einig zu werden versuchen?« warf Silk ein. »Wichtiger ist momentan, kämpfen wir oder laufen wir?«
    »In diesem Schnee können wir nicht laufen«, entgegnete Garion grimmig. »Wir werden wohl kämpfen müssen.«
    »Das hatte ich befürchtet.«
    »Die Hauptsache ist, daß wir es von den Damen fernhalten«, warf Durnik ein. »Sadi, könnte das Gift an Eurem Dolch es töten?«
    Sadi musterte das zottelige Tier voll Unbehagen. »Bestimmt, aber es ist riesig. Es würde eine Zeitlang dauern, bis eine Wirkung einsetzt.«
    »Gut, dann machen wir es so«, bestimmte Belgarath. »Wir übrigen lenken es ab, während Sadi sich von hinten heranschleicht. Nachdem er es mit dem Dolch verwundet hat, fallen wir zurück und geben dem Gift Zeit, zu wirken. Verteilt euch und geht kein Risiko ein.« Er verschwamm und nahm Wolfsgestalt an.
    Sie fächerten zu einem Halbkreis aus und hielten die Waffen bereit, während das Ungeheuer brüllte, mit den Fäusten auf die Brust trommelte, um sich zum Angriff anzustacheln. Dann trampelte es herbei und Schnee stob um seine riesigen Füße auf. Sadi schlich ein Stück hangauf und hielt seinen kleinen Dolch tief, während Belgarath und die Wölfin vor und zurück sprangen und nach dem Tier schnappten.
    Garions Verstand arbeitete ganz klar, als er durch den tiefen Schnee darauf zustapfte und sein Schwert drohend schwang. Ihm fiel auf, daß diese Kreatur nicht so flink wie der Eldrak Grul war. Sie kam nicht gegen die blitzschnellen Angriffe der beiden Wölfe an, und der Schnee rund um sie war nach kurzer Zeit rot von ihrem Blut. Sie brüllte vor Wut und wollte sich verzweifelt auf Durnik stürzen. Toth warf sich jedoch dazwischen und stieß ihr die Spitze seines Stabes direkt ins Gesicht. Die Bestie heulte vor Schmerzen und öffnete die gewaltigen Arme, um sie zermalmend um den stummen Hünen zu schlingen. Doch da hieb Garion mit dem Schwert auf ihre Schulter ein, während Zakath unter den anderen zotteligen Arm tauchte und ihr mit seiner Klinge Wunden an Brust und Bauch schlug.
    Die Kreatur brüllte entsetzlich auf, und Blut spritzte aus ihren Wunden.
    »Sie gehört dir, Sadi!« rief Silk. Er duckte sich, fintete und suchte ein gutes Ziel für einen seiner schweren Dolche.
    Die Wölfe setzten ihre Angriffe auf die Flanken und Beine der Bestie fort, während Sadi sich vorsichtig dem Rücken des tobenden Tieres näherte. Verzweifelt schwang die Kreatur ihre gewaltigen Arme, um sich die Angreifer vom Leib zu halten.
    Da sprang die Wölfin herbei und durchbiß den mächtigen Muskel hinter dem linken Knie.
    Der Schmerzensschrei war grauenvoll – um so mehr, da er so schrecklich menschlich klang. Das zottelige Tier stürzte auf den Rücken und hielt sein verstümmeltes Bein umklammert.
    Garion drehte das mächtige Schwert um, faßte die Parierstange, stellte sich über das sich windende Tier und hob die Waffe, um die Klingenspitze mit aller Kraft in die zottelige Brust zu stoßen.
    »Bitte!« schrie die Kreatur
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